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179. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

03. - 04.02.2017, Essen

„Morbus Eales“ – eine immer wieder aktuelle Vitreoretinopathie

Meeting Abstract

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  • K. Kontopoulou - Dortmund
  • H. Schilling - Dortmund
  • M. Kohlhaas - Dortmund

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 179. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Essen, 03.-04.02.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17rwa026

doi: 10.3205/17rwa026, urn:nbn:de:0183-17rwa0260

Veröffentlicht: 2. Februar 2017

© 2017 Kontopoulou et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Morbus Eales ist eine idiopathische okklusive periphere Vaskulitis, die in 90% der Fälle bilateral auftritt und im fortgeschrittenen Stadium von Neovaskularisationen und Glaskörperblutungen gekennzeichnet ist. Meistens sind Männer aus dem asiatischen Raum zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr betroffen. Die Pathogenese ist unklar. Allerdings wurde eine Assoziation zu einer Exposition mit Tuberkulin-Antigenen beobachtet.

Methoden: Ein 24-jähriger Patient mit seit 2 Tagen bestehender Sehschärfeminderung am rechten Auge wurde zum Ausschluss einer Netzhaut-Amotio notfallmäßig in unsere Klinik überwiesen. Relevante Vorerkrankungen bestanden nicht. Die Fundusuntersuchung in Mydriasis am rechten Auge zeigte eine Glaskörperblutung sowie eine große Glaskörpertraktion nasal der Papille mit begleitendem Gefäßzug. Beide Augen wiesen intraretinale Blutungen in der Peripherie auf. In der Fluoreszenzangiographie zeigten sich Proliferationen und ischämische Areale in der Peripherie an beiden Augen. Die optische Kohärenztomographie ergab eine physiologische foveale Senke beidseits. Anhand der Befunde wurde die Verdachtsdiagnose des Morbus Eales gestellt. Differentialdiagnostisch können vergleichbare Morphologien z.B. bei Sarkoidose, Morbus Behcet und familiärer Vitreoretinopathie auftreten. Eine beidseitige panretinale Laserkoagulation wurde durchgeführt. Aufgrund einer persistierenden Glaskörperblutung und Glaskörpertraktion am rechten Auge erfolgte einen Monat später eine 23-Gauge-Pars-plana-Vitrektomie mit Membranektomie, Endolaser, Endodiathermie, intravitreale Avastingabe und SF6-Gastamponade.

Ergebnisse: Der Operationsverlauf war komplikationslos. Bei den postoperativen Kontrollen ließ sich eine deutliche Sehverbesserung am rechten Auge und ein stabiler Befund am linken Auge dokumentieren. Vier Monate nach der ersten Vorstellung bei uns zeigte sich am linken Auge inferior in der Peripherie ein umschriebenes Schisisareal.

Schlussfolgerungen: Morbus Eales ist eine Ausschlussdiagnose. Die Therapie der Wahl ist eine Laser- oder eine Kryokoagulation der ischämischen Netzhautareale. Die intravitreale Applikation von Anti-VEGF Medikamenten kann zu einer schnellen Regression der Neovaskularisationen führen und stellt eine effektive additive Therapie dar. Eventuelle Komplikationen sind die Traktionsamotio, eine Rubeosis Iridis und ein Glaukom. Im entzündlichen Stadium kann in einzelnen Fällen eine systemische Therapie mit Steroiden zu einem Visusanstieg führen, ersetzt jedoch nicht die Laser- oder Kryotherapie.