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88. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

07.11.2015, Mainz

Retinale Gentherapie – Klinische Herausforderungen

Meeting Abstract

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  • Birgit Lorenz - Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Justus-Liebig-Universität Gießen, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH Standort Gießen

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 88. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Mainz, 06.-07.11.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15rma03

doi: 10.3205/15rma03, urn:nbn:de:0183-15rma030

Veröffentlicht: 6. November 2015

© 2015 Lorenz.
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Gliederung

Text

Seit 2007 werden für mehrere neurodegenerative Erkrankungen klinische Studien zur retinalen Gentherapie durchgeführt [1]. Besonders für die schwere frühkindliche Netzhautdegeneration assoziiert mit Mutationen im RPE65 Gen liegen umfangreiche Daten zur Sicherheit und Effektivität der Behandlung vor [2], [3]. Die Behandlung mittels adeno-assoziierter viraler Vektoren (AAV) für diese Erkrankung wird momentan in einer Phase III Studie getestet und steht kurz vor der Zulassung. Allerdings deuten die klinischen Daten auch darauf hin, dass der Effekt der Behandlung nach mehreren Jahren wieder nachlassen könnte, sodass wiederholte Eingriffe notwendig werden könnten [4]. Darüber hinaus sind die Daten der verschiedenen Studien nicht einheitlich und zeigen, dass die Art des viralen Vektors, die genaue Komposition der Expressionskassette sowie der Applikationsweg wichtige Einflussfaktoren sind und optimiert werden können [3].

Die zweite Erkrankung, für die schon klinischen Daten publiziert wurden, ist die Chorioideremie [5]. Hierbei ist das Ziel der Behandlung weniger ein Funktionsgewinn, da die zentrale Netzhaut bis spät im Erkrankungsprozess gut funktioniert, sondern eine Verhinderung der weiteren Progression der Erkrankung. Da die Erkrankung relativ langsam fortschreitet, können belastbare Aussagen erst in einigen Jahren getroffen werden.

Die momentan verfügbaren Methoden zur Messung der retinalen Funktion sind nur bedingt für die Bestimmung des therapeutischen Effektes einer Gentherapie geeignet, da die Patienten häufig schon vor der Behandlung weit fortgeschrittene morphologische Veränderungen haben und nur noch minimale Restfunktionen aufweisen, so dass die Effekte nach Behandlung objektiv eher gering erscheinen. Durch die Entwicklung von neuen, hochsensitiven und möglichst ortsaufgelösten Funktionsmessungen wie der funduskontrolliertenPerimetrie unter skotopischen und photopischen Bedingungen oder der chromatischen Pupillometrie werden Korrelationen mit morphologischen Techniken wie der OCT Messung möglich, die ein genaueres Bild der Auswirkungen der Behandlung auf den therapierten Bereich der Netzhaut ermöglichen [6], [7], [8].


Literatur

1.
Stieger K, Lorenz B. [Specificgenetherapyforhereditaryretinaldystrophies - an update]. Klin Monbl Augenheilkd. 2014 Mar;231(3):210-5.
2.
Jacobson SG, Cideciyan AV, Roman AJ, Sumaroka A, Schwartz SB, Heon E, Hauswirth WW. Improvement and decline in vision with genetherapy in childhood blindness. N Engl J Med. 2015 May 14;372(20):1920-6.
3.
Bainbridge JW, Mehat MS, Sundaram V, Robbie SJ, Barker SE, Ripamonti C, Georgiadis A, Mowat FM, Beattie SG, Gardner PJ, Feathers KL, Luong VA, Yzer S, Balaggan K, Viswanathan A, de Ravel TJ, Casteels I, Holder GE, Tyler N, Fitzke FW, Weleber RG, Nardini M, Moore AT, Thompson DA, Petersen-Jones SM, Michaelides M, van den Born LI, Stockman A, Smith AJ, Rubin G, Ali RR. Long-term effect of genetherapy on Leber's congenital amaurosis. N Engl J Med. 2015 May 14;372(20):1887-97
4.
Cideciyan AV, Jacobson SG, Beltran WA, Sumaroka A, Swider M, Iwabe S, Roman AJ, Olivares MB, Schwartz SB, Komáromy AM, Hauswirth WW, Aguirre GD. Human retinal gene therapy for Leber congenital amaurosis shows advancing retinal degeneration despite enduring visual improvement. Proc Natl Acad Sci USA. 2013 Feb;110(6):E517-25. DOI: 10.1073/pnas.1218933110 Externer Link
5.
MacLaren RE, Groppe M, Barnard AR, Cottriall CL, Tolmachova T, Seymour L, Clark KR, During MJ, Cremers FP, Black GC, Lotery AJ, Downes SM, Webster AR, Seabra MC. Retinal genetherapy in patients with choroideremia: initial findings from a phase 1/2 clinical trial. Lancet. 2014 Mar 29;383(9923):1129-37.
6.
Ehnes A, Wenner Y, Friedburg C, Preising MN, Bowl W, Sekundo W, Zu Bexten EM, Stieger K, Lorenz B. Optical Coherence Tomography (OCT) Device Independent Intraretinal Layer Segmentation. Transl Vis Sci Technol. 2014 Feb 11;3(1):1.
7.
Lorenz B, Strohmayr E, Zahn S, Friedburg C, Kramer M, Preising M, Stieger K. Chromatic pupillometry dissects function of the three different light-sensitive retinal cell populations in RPE65 deficiency. Invest Ophthalmol Vis Sci. 2012 Aug;53(9):5641-52. DOI: 10.1167/iovs.12-9974 Externer Link
8.
Bowl W, Lorenz B, Jäger M, Friedburg C. Improving detection of mild loss of retinal light increment sensitivity at the posterior pole with the microperimeter MP1. Invest Ophthalmol Vis Sci. 2013 Jul 12;54(7):4666-74.