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87. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte

08.11.2014, Frankfurt am Main

100 Jahre Universitäts-Augenklinik Frankfurt

Meeting Abstract

  • M. Spychalska - Universitäts-Augenklinik Frankfurt/Main
  • K. Müller - Universitäts-Augenklinik Frankfurt/Main
  • C. Ohrloff - Universitäts-Augenklinik Frankfurt/Main
  • T. Kohnen - Universitäts-Augenklinik Frankfurt/Main

Verein Rhein-Mainischer Augenärzte. 87. Versammlung des Vereins Rhein-Mainischer Augenärzte. Frankfurt am Main, 08.-08.11.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14rma25

doi: 10.3205/14rma25, urn:nbn:de:0183-14rma257

Veröffentlicht: 5. November 2014

© 2014 Spychalska et al.
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Gliederung

Text

1914 wurde die Universität Frankfurt am Main als Stiftung des jüdisch geprägten Bürgertums einer zur modernen Industrie-, Handels- und Bankenzentrale aufgeblühten Großstadt begründet. Ebenfalls im Jahre 1914 wurde aus der 1910 gegründeten Städtischen Augenklinik die Frankfurter Universitätsaugenklinik. Sie ist seitdem in den Gebäuden der ehemaligen Rothschild´schen Stiftung (Carolinum) untergebracht. Curt Cüppers, Wolfgang Leydhecker und Fritz Hollwich, die später Ordinarien für Augenheilkunde in Gießen, Würzburg und Münster wurden, waren an dieser Klinik tätig.1973 entstand zunächst das Zentrum der Augenheilkunde mit mehreren Abteilungen, darunter der ersten Abteilung für Kinderaugenheilkunde in Deutschland. Heute gibt es die Klinik für Augenheilkunde, integriert ist ein Schwerpunkt für Netzhaut- und Glaskörperchirugie, die Refraktive Chirurgie, die Kinderaugenheilkunde und Schielbehandlung sowie Glaukom und minimalinvasive Augenchirurgie. In der Augenklinik werden über 30.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Das gesamte Spektrum moderner diagnostischer und therapeutischer Verfahren wird bei Erkrankungen des vorderen und hinteren Augenabschnittes, des Sehnerven, der Lider und Tränenwege, der Augenhöhle und bei Schielpatienten angewandt. Durch intensive Forschungsarbeit werden in der Klinik innovative Verfahren für die Krankenversorgung entwickelt. Ein breites Lehrangebot durch qualifizierte Hochschullehrer sichert die Ausbildung zukünftiger Mediziner auf hohem Niveau. Ziel ist die Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Sehfähigkeit für Berufs- und Privatleben bis ins Alter, denn Sehqualität bedeutet Lebensqualität. (Internetseite Augenklinik)

Ordinarien der Augenklinik: Tabelle 1 [Tab. 1].

1. Otto SCHNAUDIGEL

Otto SCHNAUDIGEL wurde am 12.11.1869 in Speyer als Sohn eines Sattlermeisters geboren. Er promovierte 1894, ließ sich 1898 als Augenarzt nieder. Er wurde laut O.-E. SCHNAUDIGEL im Jahr 1900 „mitdirigierender“ Arzt der Frankfurter Augenheilanstalt“ (zu korrigieren ist demnach die Angabe im Fakultätsalbum: 1910). 1910 wurde er Direktor der neu erbauten Städtischen Augenklinik. Im August 1914 wurde er zum Ordinarius berufen (nach allen Angaben, war er nicht habilitiert). 1914 wurde er Fachbeirat für das XVIII. Armee-Korps, das sein Hauptquartier in Frankfurt hatte. Er beschäftigte sich besonders mit den Themen Trachom, Augentuberkulose und Glaukom. Er wurde 1935 emeritiert und verstarb am 6.10.1945 (Udo Benzenhöfer, „Die Universitätsmedizin in Frankfurt am Main von 1914 bis 2014“).

2. Rudolf THIEL

Rudolf THIEL, einer der größten Persönlichkeiten in der deutschen Ophthalmologie, starb am 7.9.1967, nicht lange nach seinem Ausscheiden aus dem Lehrstuhl für Augenheilkunde an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main. Geboren in Berlin am 13.11.1894, studierte Medizin in Freiburg, Tübingen und Jena. In Jena arbeitete er sowohl als Assistent im Pathologischen Institut als auch als Assistent in der Augenklinik (1921-25). Danach ging er nach Berlin, um in der Klinik von Krückmann zu arbeiten, hatte sich 1925 in Berlin habilitiert und war 1929 a.o. Professor geworden. Am 1.4.1935 wurde er Nachfolger des emeritierten Schnaudigel als Ordinarius für Augenheilkunde in Frankfurt am Main. Thiel war ein kompetenter Administrator, ein ausgezeichneter Augenarzt und ein origineller Denker. Seine wichtigsten Beiträge auf dem Gebiet des Glaukoms, für die er das Graefe Ehrenzeichen im Jahr 1957 während des hundertjährigen Treffens in Heidelberg vom Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft erhielt. THIEL nahm auch eine herausragende Rolle in Bezug auf internationale Interessen der Augenheilkunde, nachdem er ein Mitglied des Internationalen Rates, ein Vize-Präsident des 20. Internationalen Kongresses in München im Jahr 1966 und ein Mitglied des Rates der Europäischen Ophthalmologischen Gesellschaft wurde (Br J Ophthalmol. Mar 1968; 52(3): 288.) Über seine Tätigkeit in der NS-Zeit ist wenig bekannt; Mitglied der NSDAP war er nicht. 1945 gehörte er zu den Mitgliedern des Entnazifizierungsausschusses der Medizinischen Fakultät (Udo Benzenhöfer, „Die Universitätsmedizin in Frankfurt am Main von 1914 bis 2014“).

3. Wilhelm DODEN

Wilhelm DODEN, langjähriger Direktor der Universitäts-Augenklinik Frankfurt am Main, starb am 29. April im 75. Lebensjahr. Er übernahm am 10.05.1967 den Lehrstuhl für Augenheilkunde an der Universität Frankfurt, nachdem er 1966 einen Ruf an die Medizinische Akademie zu Lübeck abgelehnt hatte. Das Haupt-Wilhelm Doden Arbeits- und Forschungsgebiet der Klinik wurde zunehmend die Chrurgie des vorderen Augenabschnittes.

DODEN hat wesentlich dazu beigetragen, dass die moderne Kataraktchirurgie in Deutschland Fuß fassen konnte. Die Zahl der Operationen verzehnfachte sich und die Verweildauer der Patienten wurde schon damals drastisch reduziert.

DODEN war Mitglied und Ehrenmitglied zahlreicher ausländischer und inländischer Fachgesellschaften. 1984 leitete er als erster Vorsitzender der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft deren 82. Tagung in Frankfurt. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und ist von der Bundesärztekammer für seine Verdienste in der ärztlichen Fortbildung mit der Ernst von Bergmann-Plakette geehrt worden (Deutsches Ärzteblatt 1994).

4. Christian OHRLOFF

Christian OHRLOFF, am 14.1.1944 in Krakau/Polen geboren und aufgewachsen in Leer/Ostfriesland, studierte Medizin in Frankfurt, Freiburg, Wien, Berlin und München. 1968 absolvierte er sein Staatsexamen in Freiburg, danach verbrachte er zwei Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Physiologisch-Chemischen Institut der Universität Freiburg. Seine Ophthalmologische Ausbildung begann er 1972 als wissenschaftlicher Assistent im Klinischen Institut für experimentelle Ophthalmologie an der Universität Bonn, wo er sich in der dortigen biochemischen Abteilung insbesondere mit klinischer Grundlagenforschung beschäftigte. Es folgten weitere Jahre der Ausbildung zum Facharzt für Augenheilkunde bei BEST, SPITZNAS und DARDENNE in Bonn. 1979 habilitierte er sich für das Lehrgebiet „Augenheilkunde und experimentelle Ophthalmologie“ mit einer Arbeit über „Das Altern der Augenlinse“. 1981 lehnte er einen Ruf auf eine C3-Professur an der Augenklinik des Klinikums Charlottenburg der Freien Universität Berlin ab und wurde 1983 zum außerordentlichen Professor an der Universität Bonn ernannt. OHRLOFFs wissenschaftliche Hauptarbeitsgebiete waren zunächst die Alters- und Kataraktforschung, insbesondere die Biochemie und Toxikologie der Augenlinse, später kamen die Mikrochirurgie des Auges sowie die Erforschung spezifischer Arzneimittelwirkungen am Auge hinzu. 1982/83 war er als Visiting Professor in den USA an der Universität von Salt Lake City/Utah tätig. Nachdem er 1986 einen Ruf auf den Lehrstuhl für Augenheilkunde der Univ. Augenklinik Graz abgelehnt hatte, folgte er zwei Jahre später dem Ruf der hiesigen Frankfurter Medizinischen Fakultät. Nicht unerwähnt bleiben darf aber auch das – nicht zuletzt wegen der unaufhörlich gestiegenen Zahl an ambulanten Eingriffen – im Mai 2002 eröffnete Zentrum für ambulante Operationen („Ambulatorium“) im ehemaligen Operationsbereich im ersten Stock der Klinik. Und schließlich auch jene Abteilung, die den klinisch-wissenschaftlichen Ruf der Klinik – wie überhaupt ihren gesamten weiteren Verlauf – nachhaltig prägen sollte: Die Abteilung für „Refraktive Chirurgie“.

5. Thomas KOHNEN

Thomas KOHNEN, geb. am 28.2.1963 in Wermelskirchen /NRW, studierte Medizin in Aachen, Bonn und in den USA (Minnesota) und promovierte 1989 mit einer Dissertationsarbeit zum Thema: „Kapsel- und Zonularupturen als Komplikationen der Kataraktoperation mit Phakoemulsifikation“ an der Friedrich-Wilhelms Universität Bonn. Seine weitere umfassende Ausbildung in Diagnostik, in konservativer und operativer Behandlung von Augenerkrankungen erhielt er an den Augenkliniken in Bonn, Giessen und Ulm (hier als Stabs- und Oberstabsarzt im Rahmen der Wehrpflicht). 2000 erfolgte in Frankfurt seine Habilitation mit einer Arbeit über „Holmium: YAG-Laserthermokeratoplastik für die Hyperopie-Behandlung: Histologische, ultrastrukturelle, immunhistochemische und klinische Untersuchungen“, nachdem er die Arbeiten dazu während eines 2-jährigen Forschungsaufenthaltes als DFG-Stipentiat in Houston (Texas/USA) am Cullen Eye Institute, Baylor College of Medicine zusammengestellt hatte. Von 2003-2012 war Thomas KOHNEN als leitender Oberarzt und stellvertretende Direktor an der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Frankfurt am Main tätig und lehnte vor seinem Antritt als Ordinarius für Augenheikunde in Frankfurt einen Ruf auf die Val and Edith Green Presidential Professorship an der University of Utah in Salt Lake City (USA) und einen W3-Ruf für Augenheilkunde an die Universität Magdeburg ab.

Die Universitäts-Augenklinik Frankfurt zählt heute zu den führenden Zentren für angewandte Forschung auf dem Gebiet der Katarakt-, Refraktiv-, Glaskörper- und Netzhautchirurgie sowie der Amblyopietherapie in Deutschland, Europa und dem außereuropäischen Ausland.

Quellen:

100 Jahre Universitäts-Augenklinik in Frankfurt am Main – K. Müller, M. Spychalska, T.Kohnen

1.
Internetseite Augenklinik in Frankfurt
2.
Die Universitätsmedizin in Frankfurt am Main von 1914 bis 2014 – Udo Benzenhöfer
3.
Deutsches Ärzteblatt 1994.