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Infektiologie Update 2016: 25. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG)

06.-08.10.2016, Rostock

Mikrobiologische Diagnostik und Prävention Implantat-assoziierter Infektionen

Meeting Abstract

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  • author Andreas Podbielski - Universitätsmedizin Rostock, Inst. f. Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene, Rostock

Infektiologie Update 2016. 25. Jahrestagung der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG). Rostock, 06.-08.10.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16peg11

doi: 10.3205/16peg11, urn:nbn:de:0183-16peg110

Veröffentlicht: 30. September 2016

© 2016 Podbielski.
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Gliederung

Text

Implantate werden vorübergehend oder dauerhaft von den meisten medizinischen Disziplinen in den menschlichen Körper eingebracht. Im Vortrag soll auf die Infektionen großer orthopädischer bzw. unfallchirurgischer Implantate fokussiert werden. Diese entstehen durch direktes Einbringen von Bakterien bzw. selten auch Pilzen in das zu ersetzende Gelenk im Rahmen einer präoperativen invasiven Diagnostik oder der Operation selbst. Seltener werden die Erreger hämatogen auch noch Monate nach der Operation zum einwachsenden Implantat verschleppt. Entsprechend der Infektionszeitpunkte und -wege muss die spezifische Prävention abgestimmt werden. Prä-operative Infektionen werden durch Unterlassung der Gelenkpunktion vermieden. Wenn diese ausschließlich für eine laborchemisch-zytologische Diagnostik unvermeidlich erscheint, sind strikt sterile Kautelen bzgl. Räumlichkeit, Instrumentarium und Vorgehensweise entsprechend einschlägiger Leitlinien einzuhalten. Im Rahmen der OP sind wiederum etablierte hygienische Vorgaben prä-, intra- und post-operativ zu beachten. Dazu zählen das Vermeiden von Rasuren, perioperative Antibiotikagaben, geeignete Hautdesinfektion mit sofort und remanent wirkenden Mitteln, wiederholte intraoperative Wunddesinfektion sowie optimale Verbandsmaterialien und Vorgehensweisen zum Verbandswechsel. Ohne Einfluss dagegen ist z.B. die Art der OP-Saal-Belüftung oder das Tragen einer besonderen Schutzausrüstung. Post-operativ ist über ein halbes Jahr eine antibiotische Prophylaxe bei weiteren invasiven Eingriffen indiziert.

Für die mikrobiologische Diagnostik sind Gelenkpunktate wenig geeignet, weil i.d.R. ohne Ergebnis bleibend. Optimal sind dagegen intra-operativ entnommene Proben. Diese sollen standardisiert an verschiedenen Stellen aus der periprothetischen Membran gewonnen werden. Zudem soll das Implantat, sofern es entfernt wird, in einem geeigneten Gefäß eingesandt werden. Die Biofilm-gebundenen Keime werden vom Implantat mittels Ultraschallbehandlung freigesetzt. Alle Materialien werden auf / in mindestens drei Kulturmedien für 14 Tage inkubiert. Zudem wird mindestens das Eluat vom Implantat einer Nukleinsäurediagnostik mittels 16 / 18 S rDNA-PCR zugeführt. Nur durch die synoptische Beurteilung aller Ergebnisse lässt sich eine belastbare Aussage treffen, da die am häufigsten nachgewiesenen Keimarten gleichermaßen Bestandteile der Hautflora und der ätiologisch relevanten Flora sein können. Kriterien für die ätiologische Relevanz sind Mehrfachnachweise aus verschiedenen Proben, Mindestkeimzahlen pro Kulturmedium sowie Mindestmengen der ggf. quantitativ durchgeführten PCR. Es ist dringend ein Abgleich der mikrobiologischen und pathologischen Untersuchungsergebnisse anzustreben, bevor dem Einsender ein endgültiger Befund übermittelt wird.


Literatur

1.
Podbielski A, Abele-Horn M, Bücker A, et al. Mikrobiologische Diagnostik der Arthritis und Osteomyelitis - Teile I und II (MiQ 18 und 19). In: Podbielski A, Abele-Horn M, Hermann M, et al., editors. MiQ - Qualitätsstandards in der mikrobiologisch-infektiologischen Diagnostik. München: Urban & Fischer; 2014.