gms | German Medical Science

43. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

18.05. - 20.5.2017, Wien, Österreich

Nierenteilresektion in kalter Ischämie – ein Albtraum?

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • S. Ehrhardt - Helios Klinik Blankenhain, Urologie, Blankenhain, Deutschland
  • M. Götz - Helios Klinik Blankenhain, Urologie, Blankenhain, Deutschland
  • X. Krah - Helios Klinik Blankenhain, Urologie, Blankenhain, Deutschland

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 43. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Wien, 18.-20.05.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17oegu132

doi: 10.3205/17oegu132, urn:nbn:de:0183-17oegu1328

Veröffentlicht: 3. April 2017

© 2017 Ehrhardt et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Eine imperative Operationsindikation für eine Nierenteilresektion ist bei Gefahr einer Niereninsuffizienz mit Dialysepflicht im Falle einer Nephrektomie der tumortragenden Niere gegeben. Diese Situation liegt bei bilateralen Nierentumoren, Tumoren in einer funktionellen oder anatomischen Einzelniere oder bei bereits vorbestehender kompensierter Niereninsuffizienz vor.

Im August 2014 stellte sich eine 71jährige Patientin mit einem zentralen Nierentumor rechts bei funktioneller Einnierigkeit vor. Initial erfolgte aufgrund der Tumorlage eine interventionelle Embolisation. Im Anschluss führten wir eine lumbale Nierenteilresektion durch und resezierten das embolisierte Areal. Histologisch ergab sich nur ein anämischer Niereninfarkt ohne Nachweis von Malignität. In der MR-Kontrolle zeigte sich eine Tumorpersistenz. Zwei Monate später entschlossen wir uns deshalb zur erneuten Nierenfreilegung in kalter Ischämie. Histologisch konnte ein klarzelliges Nierenzellkarzinom pT1a V0 L0 Pn0 R0 G2 verifiziert werden. Aktuell befindet sich die Patientin unter nephrologischer Kontrolle und ist rezidivfrei.

In einem zweiten Fall führten wir bei einem jungen Patienten eine Nierenteilresektion rechts in kalter Ischämie mit zentral sitzendem Nierentumor durch. Auf eine vorherige Embolisation verzichteten wir. Histologisch zeigte sich ein klarzelliges Nierenzellkarzinom pT1b L0 V0 Pn0 G2 R0. Postoperativ zeigte sich bei einer Makrohämaturie mit Harnblasentamponade als Ursache eine Blutung aus dem rechten Harnleiter. Diese konnte mittels Embolisation von drei Subsegmentarterien beherrscht werden. Im weiteren Verlauf kam es zu einem retroperitoneal entzündlichen Geschehen mit Ausbildung einer kutanen Fistel, das aber nach mehrfachen Wundrevisionen mit zuletzt komplettem Wundverschluss folgenlos ausheilte.

Laut Literatur ist durch die kalte Ischämie eine Ischämiezeit bis zu einer Stunde ohne bleibende Nierenschäden möglich. Das Komplikationsspektrum unterscheidet sich nicht von Eingriffen unter warmer Ischämie. Unsere beiden Kasuistiken demonstrieren, dass mittels kalter Ischämie auch zentral sitzende Tumore nierenerhaltend routinemäßig operabel sind und eine Nephrektomie vermieden werden kann. Diese OP-Technik gehört seitdem zur unserem Standardrepertoire. In unserer Abteilung operierten wir 2016 78,3% aller Nierentumore organerhaltend.