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43. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

18.05. - 20.5.2017, Wien, Österreich

Adenosquamöses Carcinom (ASC) der Glans Penis – Kasuistik eines seltenen Tumors mit außergewöhnlichem Infiltrationsmuster und Literaturübersicht

Meeting Abstract

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  • G. Seitz - Praxis und Institut für Pathologie am Klinikum Bamberg, Bamberg, Deutschland
  • T. Koscheck - Praxis und Institut für Pathologie am Klinikum Bamberg, Bamberg, Deutschland
  • K. Weingärtner - Klinik für Urologie und Kinderurologie, Klinikum Bamberg, Sozialstiftung Bamberg, Bamberg, Deutschland

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 43. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Wien, 18.-20.05.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17oegu105

doi: 10.3205/17oegu105, urn:nbn:de:0183-17oegu1054

Veröffentlicht: 3. April 2017

© 2017 Seitz et al.
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Gliederung

Text

Peniscarcinome sind selten und ihr Anteil an allen malignen Tumorern liegt um 1%. Ca. 98% der Peniscarcinome sind Plattenepithelcarcinome und alle anderen Varianten sind sehr selten, das adenosquamöse Peniscarcinom (ASC) wurde erstmals 1986 durch Jamieson et al beschrieben.

Kasuistik: 75 jähriger Patient mit 2 cm großem, polypösem Tumor der Glans Penis und Übergreifen auf die Corpora cavernosa. In der i.o.Schnellschnittuntersuchung wurde ein verrucöses Plattenepithel-CA und ein carcinomfreier inguinaler Sentinel-LK diagnostiziert.

Im endgültigen histologischen Befund war der Tumor in kleinen Arealen randbildend und wies eine fokale glanduläre Differenzierung auf,sodass die Diagnose eines ASC,Grad1,gestellt wurde. Der Patient lehnte eine Nachresektion ab, drei Monaten später fand sich ein Rezidiv im Neomeatus.Bei der Reoperation fanden sich 4x Tumorausläufer am Resektionsrand,sodass schließlich eine radikale Urethrektomie bis in den Beckenboden und eine totale Penektomie erfolgten. Es fanden sich weiterhin am Resektionsrand des Penektomiepräparates Ausläufer des ASC,Grad1 (pT2,G1/R1); deshalb wurde im Anschluss eine Radiochemotherapie durchgeführt.

Diskussion: Adenosquamöse Carcinome sind seltene Tumore, die in vielen Organen, wie Ösophagus, Tränendrüse, Lunge, Prostata etc. vorkommen können, jedoch wurden sie bislang extrem selten am Penis beschrieben (13 Fälle in der Weltliteratur).

Der Ausgangspunkt des adenosquamösen Peniscarcinom ist unklar, neben einem Ursprung aus den periurethralen Mucin-produzierenden Drüsen wird auch ein Ausgang vom Plattenepithel der Glans Penis beschrieben, möglicherweise handelt es sich aber auch um eine Differenzierungsänderung der Stammzellen.

Differenzialdiagnostisch ist morphologisch in erster Linie ein Mucoepidermoid-Carcinom oder eine Wachstumsvariante des Plattenepithelcarcinoms (pseudoglandulär, akantholytisch) abzugrenzen. Klinischerseits muss auch an die Möglichkeit einer Penismetastase eines andernorts gelegenen Carcinoms gedacht werden, insbesondere an Carcinome des Urogenitaltraktes, denn in 75% aller Fälle mit Penismetastase wird der Primärtumor in der Harnblase oder Prostata gefunden. Die Ätiologie ist unklar, kasuistisch wurde jedoch bereits eine Assoziation mit einem HPV-Infekt beschrieben.

Aufgrund der Seltenheit des Tumors ist eine verlässliche Aussage zur Prognose nicht möglich, in fünf Fällen mit Nachbeobachtung fand sich ein Todesfall nach 5 Monaten und zwei Langzeitüberlebende mit mehr als fünf Jahren.