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43. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

18.05. - 20.5.2017, Wien, Österreich

Die Bedeutung der Tumorgröße als Parameter für die Risikostratifzierung beim Urothelkarzinom des oberen Harntraktes

Meeting Abstract

  • B. Foerster - Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Urologie, Wien, Österreich
  • T. Seisen - Pitié-Salpétrière, Assistance-Publique Hôpitaux de Paris and Faculté de Médecine Pierre et Marie Curie, Paris, Frankreich
  • M. Bandini - Vita-Salute University, San Raffaele Scientific Institute, Mailand, Italien
  • K. Hendricksen - The Netherlands Cancer Institute-Antoni van Leeuwenhoek Hospital, Amsterdam, Niederlande
  • A.K. Czech - Jagiellonian University, Krakau, Polen
  • M. Moschini - Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Urologie, Wien, Österreich
  • M. Abufaraj - Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Urologie, Wien, Österreich
  • M. Bianchi - Vita-Salute University, San Raffaele Scientific Institute, Mailand, Italien
  • D. Schweitzer - The Netherlands Cancer Institute-Antoni van Leeuwenhoek Hospital, Amsterdam, Niederlande
  • K.M. Gust - Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Urologie, Wien, Österreich
  • M. Rouprêt - Pitié-Salpétrière, Assistance-Publique Hôpitaux de Paris and Faculté de Médecine Pierre et Marie Curie, Paris, Frankreich
  • A. Briganti - Vita-Salute University, San Raffaele Scientific Institute, Mailand, Italien
  • B.G. van Rhijn - The Netherlands Cancer Institute-Antoni van Leeuwenhoek Hospital, Amsterdam, Niederlande
  • P. Chłosta - Jagiellonian University, Krakau, Polen
  • P. Colin - Hôpital Privé de La Louvière, Générale de Santé, Lille, Frankreich
  • H. John - Kantonsspital Winterthur, Winterthur, Schweiz
  • S.F. Shariat - Medizinische Universität Wien, Universitätsklinik für Urologie, Wien, Österreich

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 43. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Wien, 18.-20.05.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17oegu077

doi: 10.3205/17oegu077, urn:nbn:de:0183-17oegu0771

Veröffentlicht: 3. April 2017

© 2017 Foerster et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Eine der aktuell größten Herausforderungen beim Urothelkarzinom des oberen Harntraktes (UTUC) ist es Patienten zu identifizieren, welche für ein konservatives Vorgehen bzw. „kidney-sparing surgery“ (KSS) in Frage kommen. Die Leitlinien der europäischen Gesellschaft für Urologie (EAU) haben Kriterien zur präoperativen Risikostratifizierung vorgeschlagen, welche eine Tumorgrösse von >1cm als Exklusionsparameter für das konservative Management miteinschließt. Ziel unserer Arbeit war es, den Einfluss verschiedener Tumorgrößen zur Identifikation fortgeschrittener pathologischer Stadien nach radikaler Nephroureterektomie (RNU) zu untersuchen und den prognostischen Wert zu beurteilen.

Methodik: Es wurde eine multizentrische Analyse durchgeführt, welche 800 Patienten einschloss, die zwischen 1988 und 2016 mittels radikaler Nephroureterektomie (RNU) bei nicht-metastasiertem UTUC behandelt wurden. Die Tumorgrößen wurden pathologisch bestimmt und in vier Gruppen eingeteilt: ≤1, 1.1-2, 2.1-3, >3 cm. Wir führten logistische Regressionsanalysen durch, um den prädiktiven Wert der Tumorgrößen für ein fortgeschrittenes pathologisches Stadium zu vergleichen. Kaplan-Meier-Analysen mit Log-Rank-Test wurden zum Vergleich der Überlebenswerte verwendet.

Ergebnis: Insgesamt hatten 31 (3.9%) Patienten eine Tumorgröße ≤1cm, 107 (13.4%) 1.1-2cm, 175 (21.9%) 2.1-3cm und 487 (60.9%) >3cm. In präoperativen prädiktiven Modellen, die an die Effekte klinisch-pathologischer Merkmale adjustiert waren, waren Tumordurchmesser >2cm gegenüber ≤2cm (OR 1.90, p=0.011) und >3cm gegenüber ≤3cm (OR 1.71, p=0.003) beide unabhängig mit einem fortgeschrittenen pathologischen Staging (≥pT2) assoziiert. Das Hinzufügen des Tumorgröße-Parameters verbesserte die Genauigkeit des Modells von 59 auf 61%. Tumorgrößen >2cm bzw. ≤2cm sagten ein muskel-invasives Stadium (≥ pT2) mit 57% positivem Vorhersagewert (PPV) bzw. 59% negativem Vorhersagewert (NPV) voraus. Bei einem Grenzwert von 3 cm betrug die PPV 59% und NPV 54%. Kaplan-Meier-Analysen zeigten keinen prognostischen Einfluss der Tumorgröße auf das rezidivfreie und krebsspezifische Überleben nach RNU.

Schlussfolgerung: Eine Tumorgröße von >2cm scheint am besten um Patienten zu identifizieren, die wahrscheinlich ein ≥pT2 Tumorstadium haben. Dies stellt die aktuelle Risikostratifizierung der EAU-Leitlinien von 1 cm in Frage. Daher braucht es in dieser Frage weitere Studien, um die optimalen Kriterien für KSS besser zu eruieren