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Der Einfluss von Alter und Geschlecht auf die perioperative Komplikationsrate und die Wahl der Harnableitung nach radikaler Zystektomie: Ergebnisse des Österreichischen Zystektomieregisters
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Veröffentlicht: | 19. Mai 2015 |
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Einleitung: Ziel dieser multizentrischen, prospektiven Studie war es, den Einfluss von Alter und Geschlecht auf die Wahl der Harnableitung und die perioperative Komplikationsrate zu untersuchen.
Methodik: Es wurde eine online Datenbank entwickelt, welche u.a. demographische Daten, intra/perioperative Parameter, chirurgische Daten sowie die intra/perioperative Komplikationsrate erfasste. Die Komplikationen wurden anhand der Clavien-Dindo-Klassifikation gewertet.
Ergebnisse: Innerhalb von zwei Jahren inkludierten 23 österreichische Abteilungen 379 Patienten in die Datenbank. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 69 Jahre (39-91 Jahre). Der mediane Charlson Score war 4 und der mediane ASA-Score 2. Die überwiegende Mehrheit der Zystektomien wurde mit offen-chirurgischer Technik durchgeführt (77.9%), gefolgt von der Laparoskopie (14.6%) und der roboter-assistierten Technik (3.1%). Die häufigste Form der Harnableitung war das Ileum Conduit (63.1%), gefolgt vom orthotopen Harnblasenersatz (27.7%) und der Ureterokutaneostomie (7.8%). In der Altersgruppe der 75- bis 80-Jährigen sank der Anteil der Patienten mit einem orthotopen Blasenersatz auf 5.4% und in der Gruppe der über 80-Jährigen auf 4.8%. In der Gruppe der 75- bis 80-Jährigen erhielten 12.5% eine Ureterokutaneostomie, bei den über 80-Jährigen stieg dieser Prozentsatz auf 16.7%. Der ASA-Score (p=0.001) und Charlson-Score (p=0.001) korrelierten mit der Entwicklung schwerer medizinischer Komplikationen. Männer (n=284) und Frauen (n=95) waren vergleichbar hinsichtlich des Alters (median: 69 Jahre), des BMI (25.9), der Rauchgewohnheiten und der Operationszeit (312 min). Deutliche Unterschiede bestanden in der Wahl der Harnableitung: Ileum/Colon Conduit Männer: 54.2%, Frauen: 75.8%; orthotoper Harnblasenersatz: Männer: 32%, Frauen: 8.4%. Darüber hinaus hatten Frauen zum Zeitpunkt der Zystektomie ein fortgeschritteneres Tumorstadium: pT3/pT4: Frauen: 59%, Männer: 31%. Schwere (Clavien >2) medizinische (Frauen: 5.3%, Männer: 3.9%) und chirurgische Komplikationen (Frauen: 17.9%, Männer: 12.3%) waren bei Frauen etwas häufiger.
Schlussfolgerungen: Diese multizentrische Studie beschreibt den gegenwärtigen Standard der radikalen Zystektomie in Österreich. Der Einsatz der Ureterokutaneostomie stieg ab dem 80. Lebensjahr deutlich an. Frauen hatten fortgeschrittenere Tumorstadien zum Zeitpunkt der Zystektomie und eine etwas höhere Komplikationsrate. Frauen erhielten selten einen orthotopen Harnblasenersatz.