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39. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie sowie der Bayerischen Urologenvereinigung

06.06.-08.06.2013, Graz, Österreich

Können Mäuse Prostatakarzinome anhand des Geruchs menschlicher Harnproben erkennen?

Meeting Abstract

  • A. Henning - Abteilung für Urologie und Andrologie, SMZ Ost - Donauspital, Wien, Austria
  • N. Grätzl - Department für integrative Biologie und Evolution, Konrad-Lorenz-Institut für Verhaltensforschung, Wien, Austria
  • D.J. Penn - Department für integrative Biologie und Evolution, Konrad-Lorenz-Institut für Verhaltensforschung, Wien, Austria
  • S. Madersbacher - Abteilung für Urologie und Andrologie, SMZ Ost - Donauspital, Wien, Austria
  • M. Rauchenwald - Abteilung für Urologie und Andrologie, SMZ Ost - Donauspital, Wien, Austria
  • T. Klaus - Department für integrative Biologie und Evolution, Konrad-Lorenz-Institut für Verhaltensforschung, Wien, Austria
  • S. Raveh - Department für integrative Biologie und Evolution, Konrad-Lorenz-Institut für Verhaltensforschung, Wien, Austria

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 39. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie sowie der Bayerischen Urologenvereinigung. Graz, 06.-08.06.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13oeguP3-21

doi: 10.3205/13oegu092, urn:nbn:de:0183-13oegu0920

Veröffentlicht: 23. April 2013

© 2013 Henning et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: In der wissenschaftlichen Literatur finden sich vereinzelte Berichte über speziell trainierte Tiere, die unterschiedliche Tumorentitäten anhand von Gerüchen erkennen können. Als Erklärung wurden tumorspezifische „Volatile Organic Compounds“ (VOCs) vorgeschlagen. Das Ziel dieser Studie war es, zu testen, ob Mäuse Prostatakrebs anhand menschlicher Harnproben erkennen können.

Methodik: Die Harnproben entstammten einer konsekutiven Serie von 60 Patienten, bei denen eine Prostatabiopsie durchgeführt wurde. Je nach Biopsieresultat erfolgte eine Einteilung in positive und negative Proben. Sechs Wildtyp CD-1 Versuchsmäuse wurden in einem „Y-maze“ - einer gut etablierten Versuchsanordnung der Verhaltensforschung - zunächst zwei Prä-Trainings mit verdünnten Geruchslösungen von Zimt und Nelke (25 Tage für 80% korrekte Antworten) und einem weiteren Prä-Training mit Nelke und menschlichem Urin (nach 6±12.2 Tagen 80% korrekte Antworten) unterzogen. Die zwei erfolgreichsten Mäuse durchliefen dann eine Trainingsphase, um zwischen Harnproben von Karzinompatienten versus negativer Kontrollen unterscheiden zu lernen (35 Tage/ 700 Testdurchläufe pro Maus). Im Anschluss sollte ein randomisierter Test erfolgen.

Resultate: Weder im Alter (positiv: mean 66, range 50-84 Jahre; negativ: mean 65, range 52-78 Jahre; p=0.79) noch in den PSA-Werten (positiv: mean 7 ng/ml, range 2.3-17.8 ng/ml; negativ: mean 6.5 ng/ml, range 3.3-14.0 ng/ml; p= 0.08) unterschieden sich die beiden Gruppen. In der Trainingsphase betrug die Wahrscheinlichkeit korrekter Antworten 0.52±0.08 für Maus 1 und 0.54±0.10 für Maus 2. Auf Grund dieser negativen Resultate wurde auf die randomisierte Testphase verzichtet; stattdessen erfolgte zur Überprüfung der weiterbestehenden Vertrautheit mit der Versuchsanordnung eine Wiederholung der Prä-Trainings, in der nach 10 Tagen beide Mäuse erneut die 80% Schwelle erreichten.

Conclusio: Es konnte gezeigt werden, dass Mäuse trainiert werden können, hoch verdünnte Lösungen spezifischer Gerüche vor dem komplexen olfaktorischem Hintergrund menschlichen Urins verlässlich und reproduzierbar mit Detektionsraten über 80% zu erkennen. Die Mäuse konnten jedoch Harnproben von an Prostatakarzinom erkrankten Patienten nicht von jenen Nicht-Erkrankter unterscheiden.