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Erektile Funktion bei Männern mit metastasiertem Nierenzellkarzinom unter systemischer Therapie – besteht Behandlungsbedarf
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Veröffentlicht: | 23. April 2013 |
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Fragestellung: Durch die verbesserte Lebenserwartung beim metastasierten Nierenzellkarzinom sind die Ansprüche der Patienten auf eine gute Lebensqualität gestiegen. Zusätzlich zu einer supportiven Therapie der tumorbedingten und therapieassoziierten Nebenwirkungen gehört die sexuelle Gesundheit von Männern zur Aufrechterhaltung der Lebensqualität beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom. Ziel der Untersuchung war es den Therapiebedarf bei diesen Männern zu evaluieren.
Methodik: 80 Männer mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom wurden befragt, ob sie an einer Studie zur sexuellen Gesundheit teilnehmen möchten. Der IIEF-Fragebogen wurde von den Teilnehmern vor sowie 8-12 Wochen nach Beginn einer systemischen Therapie mittels Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) ausgefüllt. Zusätzlich wurden Nebenerkrankungen und Laborparameter erfasst, die die sexuelle Funktion beeinflussen könnten.
Ergebnisse: Insgesamt willigte nur die Hälfte der 80 Befragten zur Studie ein. Der führende Grund war das aktuelle Desinteresse an sexueller Aktivität. Dies korreliert mit der psychischen Belastung, verursacht durch das Voranschreiten der Erkrankung und markiert durch den Beginn der antitumoralen Therapie. 42 Männer füllten den Fragebogen vor Beginn (T1) der systemischen Therapie aus (42/80, medianes Alter 63,5 Jahre), 29 Männer auch 12 Wochen (T2) darauf. Alle Patienten haben zu T1 ein ECOG Score von 0-1 (79% ECOG 0; 21% ECOG 1) und nur 10 hatten kardiovaskuläre Risikofaktoren. 37/42 (88%) geben zu T1 an, an einer Erektionsstörung zu leiden (IIEF Score < 21), zu T2 sind es 27/29 (93%). 14/29 (48%) berichten eine Verschlechterung der erektilen Funktion unter TKI. 16/29 sind mit ihrem Sexualleben zufrieden und nur 3/29 nahmen das Angebot einer Behandlung mit PDE-5-Hemmern an.
Schlussfolgerung: Trotz Verbesserung der Lebenserwartung, spielt sexuelle Gesundheit bei Patienten mit metastasierten Nierenzellkarzinom eine untergeordnete Rolle. Obwohl bei Therapiebeginn eine erektile Dysfunktion bei fast allen Patienten besteht und sich unter TKI-Einnahme verschlechtert, gibt nur die Hälfte an, unzufrieden mit ihrem Sexualleben zu sein. Selbst in dieser Untergruppe, in der ein objektiver und subjektiver Therapiebedarf besteht, fordern nur wenige Männer eine Behandlung unter laufender Tumortherapie. Daher ist die Re-evaluation zu einem späteren Zeitpunkt, nach Stabilisierung der Erkrankung, anzustreben.