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Effektive Harnsteinmetaphylaxe mit dem Bonn-Risk-Index – Neue Möglichkeiten in der Praxis durch Probenversand
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Veröffentlicht: | 13. März 2015 |
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Fragestellung: Die Urolithiasis gehört zum „Kerngeschäft“ jedes Urologen. Aufgrund nur aufwändig durchzuführender Diagnostik und Ergebnisinterpretation folgt dem von Koliken begleiteten konservativen Steinabgang oder nach der operativen Steinentfernung oftmals keine zielgerichtete diagnostisch gestützte präemptive Therapie. Mit dem Bonn-Risk-Index (BRI) steht eine einfache, leicht interpretierbare und kostengünstige Methode zur Verfügung, das Harnsteinrisiko durch induzierte Kristallisation im Nativurin genau zu bestimmen. In der Praxis dient der BRI
- zur Charakterisierung des Steinbildungsrisikos bei Behandlungsbeginn,
- zur engmaschigen Therapiekontrolle und damit zur individualisierten Optimierung der Metaphylaxe,
- zur Stratifizierung und Diskriminierung von Risikopersonen, z.B. Kinder von Steinbildnern, und
- als Screening-Test zur Vorsorge.
Für eine urologische Praxis ist zur Zeit eine „In-house“-Bestimmung des BRI nicht möglich. In Vorstudien konnte belegt werden, dass der BRI auch aus bis zu 36h kühl gelagerten HWI-freien Urinen sicher bestimmt werden kann. Daher wurde untersucht, ob der Postversand von Urinproben, z.B. an ein Zentrallabor, eine Möglichkeit darstellen kann, auch niedergelassenen Ärzten den BRI zugänglich zu machen.
Methoden: 200ml Aliquots von 24h-Urinen von Harnsteinpatienten in verschiedenen Behandlungsstadien wurden über den normalen Postversand ohne aufwändige Vorkehrungen ganzjährig verschickt. Die kürzeste und weiteste Entfernung betrug 90km bzw. 500km. Der BRI wurde mit dem „Urolizer“-Messgerät jeweils doppelt bestimmt.
Ergebnisse: Alle 92 Proben erreichten ihr Ziel innerhalb eines Werktags. Bei 88 Proben konnte der BRI uneingeschränkt bestimmt werden. Bei drei Proben war dies aufgrund kristallisations- und/oder HWI-bedingter Trübung nicht möglich; eine Probe war ausgelaufen. Es wurden BRI-Werte zwischen 0,5 und 8,8 ermittelt; der Variationskoeffizient der Ergebnisabweichungen innerhalb einer Probe betrug 10,1%.
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse unterstützen die Idee der Etablierung einer „Zentrallaborlösung“ zur Bestimmung des BRI. Die Urolithiasis ist für den niedergelassenen Urologen eine tägliche Herausforderung. Die Möglichkeit den gegenüber aus Einzelparametern empirisch berechneten Risikoindizes diagnostisch überlegenen BRI außerhalb der eigenen Praxis zu bestimmen, führte zu einer diagnostisch verbesserten und auch effektiveren Harnsteinmetaphylaxe; die Patientenführung wurde erheblich erleichtert.