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Presbyphagie – Schluckstörung des alten Menschen
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Veröffentlicht: | 11. Dezember 2012 |
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Schlucken ist ein komplexer physiologischer Vorgang. Bei Fehlfunktionen können daraus Dysphagien resultieren, die eine hohe Prävalenz – vor allem bei alten Menschen haben. Wir wollen einen aktuellen Überblick über die Ursache, Diagnostik und Therapie von Schluckstörungen im Alter geben.
Etwa 10% der über Fünfzigjährigen bzw. ca. 50% aller Patienten in Pflegeheimen leiden an einer sog. Presbyphagie (Altersbedingten Schluckstörung) mit erschwertem Schlucken und Hustenreiz nach der Nahrungsaufnahme. Als ursächlich hierfür ist eine altersbedingte physiologische Degeneration von Neuronen in der Wand des Verdauungstraktes aber auch in der zentralen Innervation zu sehen, die zu einem verzögertem Bolustransport (vor allem in der pharyngealen Phase) mit erhöhter Aspirationsneigung führt.
Aufgrund des hohen Alters liegen zudem häufig Dysphagie begünstigende Komorbiditäten vor. In der Akutphase eines Apolex tritt in bis zu 81% eine Dysphagie auf, die in bis zu 68% zu einer Aspirationspneumonie führt. Als Pathomechanismus ist die verzögerte Schluckreflexauslösung und Koordination zu nennen. Auch strukturelle Schädigungen der Schluckstraße, wie z. B. ventrale Osteophyten oder ein Zenker-Divertikel können zu einer Dysphagie führen. Medikamente können ebenfalls als Nebenwirkung eine Schluckstörung verursachen. Mögliche Pathomechanismen sind unter anderem eine Xerostomie, verursacht durch z. B. Anticholinergika, Sedativa, Antidepressiva oder Diuretika, und eine Koordinationsstörung des Schluckakts durch Medikamente mit einer zentralnervös dämpfender Wirkung wie z. B. Neuroleptika.
Differenzialdiagnostisch muss auch noch an Malignome oder an eine psychogene Dysphagie gedacht werden. Neben daraus resultierenden Einschränkungen in der Nahrungsaufnahme von bestimmten Konsistenzen können sich auch schwerwiegende Folgen, wie z. B. eine komplette nicht-orale Ernährung über eine PEG ergeben. Eine therapiesteuernde Diagnostik z. B. durch eine flexibel transnasale oder starre Videoendoskopie ist erforderlich, um die geeignete Behandlungsform zu finden, die häufig interdisziplinäre Aspekte beinhaltet.