gms | German Medical Science

95. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte

16. - 17.09.2011, Heidelberg

Akustische CR®-Neuromodulation bei Tinnitus – Ergebnisse nach einem Jahr Behandlungserfahrung

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • corresponding author Kai Helling - Hals-Nasen-Ohren-Klinik Universitätsmedizin Mainz, Römerwallklinik, Mainz, Deutschland

Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. 95. Jahrestagung der Vereinigung Südwestdeutscher Hals-Nasen-Ohrenärzte. Heidelberg, 16.-17.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11hnosw10

doi: 10.3205/11hnosw10, urn:nbn:de:0183-11hnosw101

Veröffentlicht: 11. Juli 2011

© 2011 Helling.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Hintergrund: Die Behandlung von chronischem Tinnitus ist auf die Veränderung der Wahrnehmung der Ohrgeräusche ausgerichtet. Eines der wichtigsten Therapiekonzepte ist die Tinnitus Retraining Therapie nach Jastreboff [1]. Eine alleinige apparative Behandlung ist bisher nicht möglich gewesen.

Die akustische CR®-Neuromodulation ist ein innovativer apparativer Behandlungsansatz, um die Tinnitusintensität zu beeinflussen. Grundlage der Behandlung ist die Veränderung neuronaler Aktivität in der Hörrinde. Es wird davon ausgegangen, dass bei tonalem Tinnitus aufgrund der Tonotopie nur eine umschriebene Region in der Hörrinde eine Veränderung aufweist, wobei eine pathologische Synchronisation von Neuronenverbänden vorliegt. Diese lassen sich in ihrer Aktivität durch gezielte akustische Reize desynchronisieren (coordinated reset [2]). Hierdurch können die Tinnitusintensität und vielfach auch die Tinnitusfrequenz reduziert werden.

Methoden: Im Zeitraum von Mai 2010 bis Mai 2011 wurden insgesamt 62 Patienten in der Römerwallklinik in Mainz im Hinblick auf eine mögliche Versorgung mit einem Neuromodulator (T30 CR®, Firma ANM GmbH Köln) untersucht. Es wurden bestimmt: Reintonaudiogramm, Sprachaudiogramm, Tinnitusfrequenz und –verdeckbarkeit, Unbehaglichkeitsschwelle, Tinnitusbelastungsgrad (Fragebogen Goebel &Hiller). Zusätzlich wurde eine individuelle Hörprobe für die Töne durchgeführt, die für die akustische Neuromodulation notwendig sind.

Ergebnisse: Von den 62 Patienten konnten insgesamt 17 Patienten nicht mit einer Behandlung beginnen, weil die Tinnitusfrequenz nicht sicher bestimmt werden konnte oder nicht alle Stimulationstöne wahrgenommen wurden. Sechs Patienten haben die Behandlung innerhalb von 3 Monaten wegen fehlender Verbesserung der Tinnitussymptomatik abgebrochen. Insgesamt werden zur Zeit 39 Patienten mit dem Neuromodulator T30 CR® behandelt. Hiervon geben etwa 30% eine deutliche Veränderung der Tinnituswahrnehmung im Hinblick auf Intensität und/oder Frequenz an.

Schlussfolgerung: Bei der akustischen CR®-Neuromodulation handelt sich um eine neue Behandlungsoption, von dem ein Teil der Tinnituspatienten erheblich profitieren. Es werden die Ergebisse nach einem Jahr Anwendungserfahrung präsentiert.


Literatur

1.
Jastreboff PJ. Tinnitus retraining therapy. Prog Brain Res. 2007;166:415-23.
2.
Tass PA. A model of desynchronizing deep brain stimulation with a demand-controlled coordinated reset of neural subpopulations. Biol Cybern. 2003;89(2):81-8.