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Hirudo medicinalis – Anwendung und Grenzen in der plastisch-rekonstruktiven Kopf- und Halschirurgie
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Veröffentlicht: | 17. April 2009 |
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Text
Einleitung: Die Anwendung von Blutegeln (Hirudo medicinalis) war schon zur Zeit des alten Ägyptens zur Reduzierung der venösen Stase eine weit verbreitete Therapieform. In den letzten Jahren hat die medizinische Verwendung der antikoagulatorisch wirkenden, in Symbiose mit Aeromonas hydrophila lebenden Blutegel aus diesem Grund wieder zugenommen. Durch die im Speichel vorhandenen Enzyme wird um die Bissstelle herum ein Anstieg der Hautperfusion erreicht. Neben dem antikoagulatorisch wirkenden Speichel werden etwa 2,5 ml Blut pro Tier abgesaugt. Die häufigste Komplikation nach Lappenplastiken ist die venöse Stase, so dass in der rekonstruktiven (mikro-)chirurgischen Therapie nach Traumata oder Tumoroperationen im Kopf-Hals-Bereich die Tiere ihren Einsatz finden.
Patienten und Methoden: In der vorliegenden Arbeit wird anhand von 3 Patienten die Indikation und der Verlauf der Therapie mit Hirudo medicinalis nach plastischer Rekonstruktion im Gesicht und nach Transplantationen von freien mikrovaskulär anastomosierten Radialislappen zur Deckung von Defekten beschrieben.
Ergebnisse und Diskussion: Während der Anwendung von Hirudo medicinalis ist eine kontinuierliche klinische Beobachtung einschließlich Blutbildkontrollen notwendig. Sowohl bei einer subtotalen Amputation der Nase nach Unfall, als auch nach Transplantation mikrovaskulär anastomosierter Radialislappen nach Tumorresektion oder zur Rekonstruktion eines Neolarynx nach einem Larynxtrauma, konnte bei initial vermindertem venösem Abfluss die Perfusion suffizient gesteigert werden. Die Gefäßanastomosen waren vor Applikation der Blutegel chirurgisch kontrolliert worden. Es kam weder zu Organ- noch Lappennekrosen. Unter i. v. antibiotischer Therapie wurden keine Wundinfektionen durch die Tiere beobachtet.