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Chronische Sinusitis unter dem klinischen Aspekt einer systemischen immunologischen Fehlfunktion
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Veröffentlicht: | 24. April 2006 |
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Das gehäufte Vorkommen von Entzündungszellen wie T-Lymphozyten und Eosinophilen in der Nasenschleimhaut von Patienten mit chronischer Sinusitis spricht für eine individuelle geno- und phänotypische Disposition zu entzündlichen Erkrankungen. Daher stellt sich die Frage, ob nicht auch andere immunkompetente Organe bei diesen Patienten vermehrt entzündlich erkranken.
Dieser Fragestellung geht die vorliegende Untersuchung basierend auf Daten von 1369 Patienten, die wegen chronischer Sinusitis zwischen 1986 und 1994 mit einer mikroskopischen endoskopischen Nasennebenhöhlenoperation in unserer Klinik behandelt wurden, nach. Die Häufigkeit einer Appendizitis, Tonsillitis und einer Allergie wurde aus den Krankenakten retrospektiv erfasst und mit den Inzidenzen in der Normalbevölkerung verglichen.
Es fanden sich in der Anamnese der 1369 Patienten bei 392 Patienten eine Tonsillektomie (28,6%), bei 384 Patienten eine Appendektomie (28,0%). Bei 559 Patienten wurde eine Allergie festgestellt (40,8%).
Die Life-time-risk einer Appendektomie beträgt in der Normalbevölkerung ca. 15%. Die Tonsillektomieraten in der deutschen Bevölkerung werden mit ca. 15% angegeben, die Häufigkeit einer Allergie wird in der Bevölkerung mit 25% angegeben. Verglichen mit den Häufigkeiten bei den untersuchten Patienten ergibt sich bei ihnen eine deutlich erhöhte Rate an den genannten Operationen respektive den zugrundeliegenden Erkrankungen. Dies könnte bedeuten, dass bei der chronischen Sinusitis eine Disposition zu entzündlichen Erkrankungen nicht nur im Bereich der Nasennebenhöhlen besteht. Vielmehr wäre es möglich, dass das immunologische System hyperreagibel ist. Weitere Analysen könnten im Hinblick auf diese Daten möglicherweise einen systemischen Therapieansatz aufzeigen.