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Eine neue Theorie erklärt die Retraktion des Trommelfells – der Ursprung eines Cholesteatoms – als aktive Abdeckung einer Entzündung in den Mittelohrräumen: ein Prinzip der Selbstheilung?
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Veröffentlicht: | 13. April 2017 |
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Während der Pathomechanismus der Cholesteatomentstehung aus einer Retraktionstasche mittlerweile unbestritten ist, bleibt die Ursache der Trommelfelleinsenkung letztlich ungeklärt -weder mit der e-Vakuo-Theorie noch durch eine Tubendysfunktion begründet werden. In vielen Kontroll (2nd look)-Operationen nach Cholesteatomchirurgie fiel allerdings eine Korrelation von erneuter Hauteinsenkung (rekurrentes Rezidiv) über einer darunterliegenden Entzündung der Mittelohrschleimhaut auf. Könnte hier ein pathomechanischer Zusammenhang bestehen?
Retrospektive Analyse von Trommelfelleinziehung und Zustand der darunterliegenden Schleimhaut anhand aussagekräftiger Operationsprotokolle von 239 Cholesteatom- Kontrolloperationen (2nd look) der letzten Dekade an der Kölner HNO-Universitätsklinik.
In 208 (87,0%) der Kontrolloperationen fand sich eine Korrelation von einer erneuten Retraktion über einer aktiven Entzündung der Mittelohrschleimhaut (7,5%) bzw. stabilem Trommelfell über nicht entzündender Mittelohrschleimhaut mit gut belüfteter Paukenhöhle (85,4%).
Die 239 Kontrolloperationen bieten die einmalige Gelegenheit, die Frühphase einer Cholesteatomentwicklung, ausgehend von einem sich wieder einsenkenden Trommelfell, von innen zu untersuchen. Die Retraktion, typischerweise über einer Granulation, kann als Abdeckung einer Entzündung mit immunologisch aktivem Epithel verstanden werden, ähnlich wie z.B. bei einer aktiven Migration des Omentum majus bei Entzündungen im Bauchraum. Zur Verhinderung eines Rezidivs sollte daher durch eine Einlage großer, dünner, vorgeformter Silikonfolien die Drainage der Mittelohrräume gesichert werden, um eine erneute Entzündung zu verhindern, so wie es in der endoskopischen Rhinochirurgie erfolgreich entwickelt wurde.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.