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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Prävalenz und Inzidenz der Koronaren Herzkrankheit (KHK) in der ambulanten ärztlichen Versorgung

Meeting Abstract

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  • Thomas Schäfer - Westfälische Hochschule, Bocholt, Deutschland
  • Christoph Lorenz - Boehringer Ingelheim Pharma GmbH&Co. KG, Ingelheim, Deutschland
  • Heinz-Werner Priess - Agenon, Berlin, Deutschland
  • Eva Maria Bitzer - Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 693

doi: 10.3205/16gmds083, urn:nbn:de:0183-16gmds0839

Veröffentlicht: 8. August 2016

© 2016 Schäfer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Ausgewertet wurden pseudonymisierte Stichprobendaten der AOK Niedersachsen und der Kaufmännischen Krankenkasse der Abrechnungsjahre 2004 bis 2006 mit einem Schwerpunkt auf dem Querschnitt des Jahres 2006. Die Ausgangsstichprobe umfasst ca.1,9 Mio. Versicherte beider Krankenkassen, die im Jahr 2006 mindestens einen Tag bei der jeweiligen Kasse versichert waren, darunter 52% Frauen und 6,4% Hochbetagte (80 Jahre alt und älter, 2,7% mit türkischem Migrationshintergrund (türk. MIgH) und 4,0% Ausländer ohne türk. Migh.

Methoden: Zur Identifikation von Versicherten mit türk. MigH wurde in der jeweiligen Hauptverwaltung der beteiligten Krankenkassen die Onomastik-Methode (Zuordnung des Migrationshintergrundes auf Basis der Namensforschung) eingesetzt. Als Neuerkrankungsfälle (Inzidenz) haben wir KHK-Ereignisse in 2006 bei diejenigen Personen gewertet, für die in den zwei Jahren davor weder ambulant noch stationär eine KHK dokumentiert worden ist. Zur Interpretation von Unterschieden in der KHK-Morbidität zwischen den betrachteten Gruppen wurden logistische Regressionsanalysen unter simultaner Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Migrationsstatus, Region (Bundesland) und Anzahl der Versicherungstage in 2006 berechnet.

Ergebnisse: Für rund 134 Tsd. Versicherte (entsprechend 7,1%) wurde im Jahr 2006 eine KHK in der ambulanten Versorgung dokumentiert (ICD 10), darunter rund 25. Tsd. Versicherte mit Herzinfarktdiagnose (entsprechend 1,3%). Alterstandardisiert ergaben sich die nachfolgend aufgelisteten KHK-Prävalenzen je 100.000 Versichertenjahre:

  • Deutsche ohne türk. MigH: Frauen 5.677, Männer 9.194.
  • Versicherte mit türk. MigH: Frauen 7.322 , Männer 10.365.
  • Ausländer ohne türk. MigH: Frauen 5.437 , Männer 8.399.

In der multivariaten logistischen Regression zeigt sich u.a.: Das männliche Geschlecht hat gegenüber dem weiblichen ein Odds-Ratio (OR) von 1,87 (95%-KI: 1,85-1,89), also ein deutlich erhöhtes Risiko für (ambulant diagnostizierte) KHK. Versicherte mit türk. MigH weisen (gegenüber den Deutschen ohne) multivariat standardisiert ein um rund 90% signifikant erhöhtes Risiko auf (OR = 1,94,; 95%-KI 1,84-2,05). Das gilt nicht für Ausländer ohne türkischen Migrationshintergrund (OR=1,05; 95% KI 1,01-1,10).

Die altersstandardisierte Inzidenz beträgt in der Untersuchungspopulation 1.283 Neuerkrankungen auf 100.000 Versichertenjahre (Frauen: 1.149, Männer: 1.360). Das multivariat standardisierte Odds-Ratio mit Bezug auf das Geschlecht fällt im Bereich der Inzidenz geringer aus, als im Bereich der Prävalenz: OR(männlich zu weiblich) = 1,19 (95%-KI: 1,16-1,22). Die Odds-Ratios mit Bezug auf einen türkischen Migrationshintergrund sind im Bereich der Inzidenz höher als im Bereich der Prävalenz: OR(türk. MigH : deutsch ohne türk. MigH) = 2,20 (95%-KI: 2,02- 2,40); OR (Ausländer ohne türk. MigH : deutsch ohne türk. MigH) = 1,14 (95%-KI: 1,05- 1,23).

Zusammenfassung: Es wird die alterstandardisierte KHK-Morbidität in der ambulanten Versorgung im Jahr 2006 basierend auf den Abrechnungsdaten von zwei gesetzlichen Krankenkassen präsentiert. Die multivariat standardisierte Anlayse zeigt erhebliche Unterschiede in der KHK-Morbidität zwischen den Geschlechtern und zwischen der Bevölkerung mit türkischem Migrationshintergrund und der deutschen Bevölkerung ohne einen solchen.


Literatur

1.
Schäfer T, Lorenz CH, Priess HW, Bitzer E. Morbidität, Inanspruchnahme, Qualität und gesundheitsbezogene Ergebnisse bei koronarer Herzkrankheit (KHK) - Analysen auf der Basis von Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenversicherung unter besonderer Berücksichtigung vulnerabler Gruppen. Schlussbericht, vorgelegt von der Pädagogischen Hochschule Freiburg. 2015.