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HEC 2016: Health — Exploring Complexity
2016 Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

28.08. - 02.09.2016, München

Entwicklung der Altersgruppen für Pflegepotenziale und Pflegebedürftige in städtischen und ländlichen Regionen bis 2035

Meeting Abstract

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  • Enno Nowossadeck - Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
  • Sonja Nowossadeck - DZA Berlin, Berlin, Deutschland

HEC 2016: Health – Exploring Complexity. Joint Conference of GMDS, DGEpi, IEA-EEF, EFMI. München, 28.08.-02.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocAbstr. 218

doi: 10.3205/16gmds061, urn:nbn:de:0183-16gmds0617

Veröffentlicht: 8. August 2016

© 2016 Nowossadeck et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der demografische Wandel stellt für die Pflege eine zentrale Herausforderung dar. Er verläuft regional differenziert. Vor allem in ländlichen Regionen kumulieren Alterungs- und Schrumpfungsprozesse.

Die Pflege von Pflegebedürftigen wird in Deutschland von zwei Gruppen getragen: von pflegenden Angehörigen sowie von professionellen Pflegekräften in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen.

Ziel des Beitrags ist, vor dem Hintergrund des demografischen Wandels die quantitativen Verhältnisse der pflegerelevanten Altersgruppen für Pflegepotenziale und Pflegebedürftige gegenwärtig und im Zeitraum bis 2035 im Vergleich verschiedener Regionen zu untersuchen.

Methoden: Datenbasis sind Bevölkerungsdaten sowie Daten der Bevölkerungsprognose des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) bis 2035. Folgende Altersgruppen wurden gebildet: Die Altersgruppe der potenziell pflegenden Kindergeneration wird durch die 40- bis unter 60-Jährigen gebildet, die der professionell Pflegenden durch die Altersgruppen 20 bis unter 60 Jahre. Die Altersgruppen der potenziell Pflegebedürftigen umfassen die Hochaltrigen ab 80 Jahren. Diese wurden ins Verhältnis gesetzt zu den Altersgruppen der informell sowie professionell Pflegenden. Die Analysen erfolgten mit den beiden so berechneten Quotienten.

Als regionale Gliederungsmerkmale wurden die siedlungsstrukturellen Kreistypen des BBSR genutzt.

Ergebnisse: Im Jahr 2012 betrugen die Quotienten für die informelle Pflege bzw. die professionelle Pflege für den Kreistyp „kreisfreie Großstädte“ 3,9 bzw. 8,0. Das heißt: 2012 kamen 3,9 Personen der Altersgruppe der potenziell pflegenden Kinder sowie 8,0 Personen der Altersgruppe der professionell Pflegenden auf eine hochaltrige Person. In „städtischen Kreisen“ beliefen sich die Quotienten auf 3,7 bzw. 6,8, in „ländlichen Kreisen mit Verdichtungsansätzen“ auf 3,5 bzw. 6,2 sowie in „dünn besiedelten ländlichen Kreisen“ auf 3,4 bzw. 5,9. Damit ergibt sich ein Unterschied zwischen den Kreistypen von 11,5 % (Quotient informelle Pflege) bzw. 25,7% (Quotient professionelle Pflege).

Bis 2035 werden die Quotienten von potenziell Pflegenden zu potenziell Pflegebedürftigen kleiner und die Unterschiede zwischen den Kreistypen weiten sich aus. Im Jahr 2035 werden die Quotienten für die informelle bzw. die professionelle Pflege in den „kreisfreien Großstädten“ bei 3,4 bzw. 6,5 liegen. Für die „städtischen Kreise“ betragen die Quotienten 2,9 bzw. 5,2, für die „ländlichen Kreise mit Verdichtungsansätzen“ 2,6 bzw. 4,6. In „dünn besiedelten ländlichen Kreisen“ belaufen sich die Quotienten auf 2,5 bzw. 4,4.

Der Unterschied zwischen den Kreistypen wird sich auf 25,8% (informelle Pflege) bzw. 33,4% (professionelle Pflege) erhöhen.

Zusammenfassung: Die betrachteten Quotienten sind über den gesamten Zeitraum für die „kreisfreien Großstädte“ größer als für die anderen Kreistypen, am kleinsten sind sie für die „dünn besiedelten ländlichen Kreise“.

Die Quotienten sowohl für die informelle als auch für die professionelle Pflege werden in den nächsten Jahren sinken. Dabei sind die Unterschiede zwischen den Kreistypen in Bezug auf die informelle Pflege im Jahr 2012 relativ gering, werden aber bis 2035 deutlich zunehmen. Die regionalen Unterschiede des Quotienten für die professionelle Pflege sind 2012 deutlich größer als diejenigen für die informelle Pflege, und sie werden in Zukunft noch weiter anwachsen.

Ländliche Regionen haben somit aus demografischer Sicht eine ungünstigere Prognose als städtische, die rasch wachsende Zahl Hochaltriger mit hohem Pflegerisiko pflegerisch versorgen zu können.