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Studie zu den Auswirkungen von Luftverschmutzung auf Geruchsidentifikation und kognitive Leistung
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Veröffentlicht: | 8. August 2016 |
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Hintergrund: Luftverschmutzung hat eine Vielzahl von Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. Mehrere Studien konnten Zusammenhänge zwischen chronischer Luftverschmutzung mit kardiovaskulären- und respiratorischen Erkrankungen aufzeigen und es gab in den letzten Jahren auch erste Hinweise auf einen Zusammenhang mit kognitiven Leistungen. Es gibt jedoch bisher noch keine Studien zu den Auswirkungen, die eine Langzeitbelastung von Luftschadstoffen auf die Geruchsidentifikation haben. Vor allem in Hinblick auf Geruchsverlust als frühes Symptom sowohl bei Alzheimer-, als auch bei Parkinsonpatienten könnten diese Zusammenhänge eine wichtige Rolle spielen.
Ziel dieser Analyse war es herauszufinden, ob eine hohe Belastung mit Luftschadstoffen in Zusammenhang mit schlechter Geruchsidentifikation gebracht werden kann und ob diese schlechtere Geruchsidentifikation Auswirkungen auf kognitive Leistungen hat.
Methoden: Die zugrundeliegende Studie ist die SALIA-Kohortenstudie (Study on the influence of Air pollution on Lung function, Inflammation and Aging), in der seit über 30 Jahren die Auswirkungen von Luftverschmutzung auf die Gesundheit untersucht werden (Erstuntersuchung 1985-1994). Wir untersuchten mit Hilfe von Sniffin‘ Sticks (Score 0 bis 16) die Riechfunktion von 791 Frauen während der 1. Folgeuntersuchung (2008-2009, mittleres Alter 73,5 Jahre) und mit Hilfe des CERAD-Plus Tests die kognitive Leistung der Probandinnen während der 2. Folgeuntersuchung (2012/13). Die Exposition mit Feinstaubpartikeln und Stickstoffdioxid wurde mit land-use Regressionsmodellen für die Wohnadressen bestimmt (zurückextrapolierte Exposition zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung). Die Effekte der Luftverschmutzung auf die Geruchsidentifikation wurden adjustiert für Alter, Bildungsstatus, BMI, Raucherstatus, Stadt-Land-Vergleich, Erkältung und Heuschnupfen mit linearen und logistischen Regressionsmodellen geschätzt.
Ergebnisse: Die mittlere PM10 und PM2.5 Exposition zur Baseline Untersuchung betrug PM10: 48.47µ/m3; PM2.5: 32.19 µ/m3, der mittlere Score im Sniffingtest lag zum Zeitpunkt der ersten Folgeuntersuchung bei 12.19 (SD=2.42) richtig erkannter Stifte (von 16) und im CERAD Gesamtscore bei der zweiten Folgeuntersuchung bei -0.27 (SD=10.28). Ein Anstieg von einem Interquartilsabstand (IQR) von Feinstaub der Größe PM10 (IQR=6.32) und PM2.5 (IQR=4.57) bei der Erstuntersuchung war mit einer schlechteren Geruchsidentifikation bei der ersten Folgeuntersuchung assoziiert (PM10: β= -0.22 (95%CI: -0.43; -0.01); PM2.5: β= -0.27 (95%CI: -0.51; -0.04)). Signifikante Zusammenhänge zeigten sich auch zwischen einer um einen Score-Punkt schlechteren Geruchsidentifikation im Sniffingtest und einem schlechteren Ergebnis im kognitiven Test bei der zweiten Folgeuntersuchung (β= -1.09 (95%CI: -0.68; -1.5)).
Zusammenfassung: Unsere Analyse gibt erste Hinweise darauf, dass eine hohe Exposition mit Luftschadstoffen mit einer schlechteren Geruchsidentifikation assoziiert ist. Außerdem konnten wir die bereits diskutierte Assoziation zwischen Geruchsidentifikation und kognitiver Leistung in unserer Studie bestätigen.