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Omentin-1, Adiponektin und das Risiko an Typ 2 Diabetes zu erkranken
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Veröffentlicht: | 8. August 2016 |
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Hintergrund: Auf Basis von Querschnittsassoziationen des Adipokins Omentin-1 mit einem günstigen Profil diabetesrelevanter Risikofaktoren wird Omentin-1 als möglicher protektiver Faktor in Bezug auf Typ 2 Diabetes diskutiert [1], [2]. Unsere prospektive Kohortenstudie untersucht erstmals die longitudinale Beziehung von Omentinkonzentrationen im Plasma zur Basisuntersuchung mit dem Risiko an Typ 2 Diabetes zu erkranken, unter besonderer Berücksichtigung möglicher Interaktionen von Omentin-1 mit etablierten Biomarkern für das Diabetesrisiko (Blutlipide, Adiponektin und Entzündungsmarker).
Methoden: Diese Beobachtungsstudie basiert auf einer Zufallsstichprobe (n=2500) aus der EPIC-Potsdam Kohorte (n=27.548) [3], [4]. Ausschlusskriterien waren prävalenter Diabetes zur Basisuntersuchung (n=112), unklarer Diabetesstatus (n=19) und fehlende Informationen zu Folgeuntersuchungen (n=50). Die Analysen wurden in 2319 Teilnehmern durchgeführt, von denen 123 im Studienverlauf an einem Diabetes mellitus Typ 2 erkrankten. Omentin-1 im Plasma wurde mittels eines Sandwich ELISA (Biovendor, Brno, Czech Republic) quantifiziert. In einer Prästudie haben wir exzellente Reliabilität der Einzelmessungen von Omentin-1 gezeigt [5].
Angewendete statistische Methoden umfassten multivariabel-adjustierte lineare Regressionsmodelle (Querschnittsanalysen) und Cox-Regressionsmodelle (Längsschnittsanalysen), sowie multiplikative Interaktionsanalysen in Bezug auf das Diabetesrisiko (kontinuierliche multiplikative Interaktionsterme zwischen Omentin-1 und den diabetesrelevanten Biomarkern Adiponektin, HDL-Cholesterol, Triglyzeride und CRP). Bei signifikanter multiplikativer Interaktion wurden zusätzlich stratifizierte Analysen und additive Interaktionsanalysen durchgeführt. Modell1 war adjustiert für Alter, Geschlecht, Ernährung und Lebensstilfaktoren. Modell2 war zusätzlich für Taillenumfang adjustiert, Modell3 darüber hinaus für diabetes- und omentinassoziierte Biomarker.
Ergebnisse: Der Median der Konzentrationen von Omentin-1 im Plasma lag bei 396 ng/mL (IQR: 326-486). Querschnittsanalysen ergaben signifikante inverse Assoziationen von Omentin-1 mit BMI und Taillenumfang und direkte Assoziationen von Omentin-1 mit Adiponektin und HDL-Cholesterol. Im anthropometrieadjustierten Modell2 wurden keine signifikanten Assoziationen zwischen Omentin-1 und Triglyzeriden, CRP oder HbA1c beobachtet.
In Modell 1 war keine gerichtete Beziehung zwischen Omentin-1 und dem Diabetesrisiko zu erkennen. Nach Adjustierung für Taillenumfang zeigte sich eine nicht-signifikante Tendenz zu höherem Diabetesrisko bei Teilnehmern mit hohen Omentinspiegeln (Modell2), die nach zusätzlicher Adjustierung für Adiponektin und HDL-Cholesterol signifikant war (Modell 3). Eine signifikante Interaktion wurde ausschließlich zwischen Omentin-1 und Adiponektin festgestellt (p=0.03). Stratifizierte Analysen ergaben ein signifikant erhöhtes omentinassoziiertes Diabetesrisiko bei Teilnehmern mit Adiponektinkonzentrationen über dem Median (HR per SD 1.49; 95%CI 1.05, 2.10). Bei Teilnehmern mit Adiponektinkonzentrationen unterhalb des Medianes ergab sich keine signifikante Assoziation zwischen Omentin-1 und dem Diabetesrisiko (HR per SD 1.09; 95%CI 0.84, 1.42) (Modell 3). Additive Interaktionsanalysen ergaben ein negatives relative excess risk due to interaction (RERI: -0.30 per SD; 95%CI -0.57, 0.01).
Schlussfolgerung: In unserer Studienpopulation war Omentin-1 übereinstimmend mit der Literatur im Querschnitt mit einem günstigen Profil diabetesbezogener anthropometrischer und molekularer Risikomarker assoziiert. Dies war die erste prospektive Kohortenstudie zu Omentin-1 und Diabetesinzidenz. Die Längsschnittsuntersuchungen ergaben überraschenderweise, dass bei Teilnehmern mit hohen Adiponektinspiegeln und nach Kontrolle für etablierte Risikofaktoren Omentin-1 direkt mit dem Diabetesrisiko assoziiert war. Die statistische Evidenz weist auf eine antagonistische Wechselwirkung zwischen Omentin-1 und Adiponektin in Bezug auf das Diabetesriko hin. Unsere prospektive Studie stellt die auf Querschnittsassoziationen beruhende Interpretation von Omentin-1 als metabolisch protektiver Faktor in Frage. Beobachtungsstudien zur metabolischen Rolle von Omentin-1 sollten den Adiponektinspiegel berücksichtigen. Außerdem sollte die molekularbiologische Grundlage einer möglichen Wechselwirkung zwischen Omentin-1 und Adiponektin aufgeklärt werden.
Literatur
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- Yang RZ, Lee MJ, Hu H, Pray J, Wu HB, Hansen BC, et al. Identification of omentin as a novel depot-specific adipokine in human adipose tissue: possible role in modulating insulin action. American journal of physiology Endocrinology and metabolism. 2006 Jun;290(6):E1253-61. DOI: 10.1152/ajpendo.00572.2004
- 2.
- Herder C, Ouwens DM, Carstensen M, Kowall B, Huth C, Meisinger C, et al. Adiponectin may mediate the association between omentin, circulating lipids and insulin sensitivity: results from the KORA F4 study. European journal of endocrinology / European Federation of Endocrine Societies. 2015 Apr;172(4):423-32. DOI: 10.1530/EJE-14-0879
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- Boeing H, Wahrendorf J, Becker N. EPIC-Germany–a source for studies into diet and risk of chronic diseases. Annals of nutrition & metabolism. 1999;43(4):195-204.
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- Stefan N, Fritsche A, Weikert C, Boeing H, Joost HG, Haring HU, et al. Plasma fetuin-A levels and the risk of type 2 diabetes. Diabetes. 2008 Oct;57(10):2762-7. DOI: 10.2337/db08-0538
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- Wittenbecher C, di Giuseppe R, Biemann R, Menzel J, Arregui M, Hoffmann J, et al. Reproducibility of Retinol Binding Protein 4 and Omentin-1 Measurements over a Four Months Period: A Reliability Study in a Cohort of 207 Apparently Healthy Participants. PLoS One. 2015;10(9):e0138480. DOI: 10.1371/journal.pone.0138480