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Hintergrund: Seit Juli 2004 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Varizellenimpfung für Kinder im Alter von 11-14 Monaten, seit 2009 eine zweite Impfdosis im Alter von 15-23 Monaten. [1], [2], [3]. Eine Varizellenmeldepflicht wurde in den Neuen Bundesländern (NBL) zu unterschiedlichen Zeitpunkten zwischen 2002 und 2009 eingeführt, die deutschlandweite Meldepflicht gilt seit April 2013. Seit 2005 liegen am Robert Koch-Institut zusätzlich Daten zu Varizellenerkrankungen aus einem bundesweiten Sentinelsystem vor.

Auswertungen von Impfquoten nach 24 und 36 Monaten zeigen einen deutlichen Anstieg zwischen den Geburtskohorten 2004 und 2009 sowie bei den Schuleingangsuntersuchungen zwischen 2010 und 2013 [4], [5], [6], [7].

Ziele und Methoden: Ziele unserer Auswertungen waren, die Entwicklung der Varizellenepidemiologie nach Einführung der Impfempfehlung für Varizellen anhand von vorhandenen Surveillancedaten und im Zusammenhang mit vorliegenden Impfquoten zu beschreiben und die Aussagekraft und Qualität der Surveillance einzuschätzen. Dafür wurden die Meldepflichtdaten seit 2002 und die Sentineldaten seit April 2005 hinsichtlich Trends und Altersverteilung vergleichend analysiert und bewertet.

Ergebnisse: In den Meldedaten der Neuen Bundesländer (NBL) sowie in den bundesweiten Sentineldaten seit 2005 zeigt sich bis Ende 2013 ein Rückgang der Inzidenzen bzw. der Fälle/Praxis/Monat (Praxisindex). Im Jahr 2014 werden aus den Sentinelpraxen der NBL, nicht jedoch der Alten Bundesländer (ABL) mehr Fälle/Praxis als im Vorjahr gemeldet. Die bundesweiten Varizelleninzidenzen zeigen von 2013 auf 2014 einen Anstieg.

Die altersgruppenspezifischen Auswertungen zeigen in beiden Meldesystemen den größten Rückgang der Varizellenerkrankungen in der Altersgruppen der 1-4- und 5-9- Jährigen. Rückläufige Inzidenzen und Praxisindices sind auch in den anderen Altersgruppen <20 Jahre zu verzeichnen. Die bundesweit höheren Varizellen-Inzidenzen 2014 in allen Altersgruppen gilt es zu beobachten.

Bewertung und Diskussion: Die seit der Impfempfehlung gestiegenen Impfquoten sprechen für eine gute Umsetzung der Impfempfehlung der Varizellenimpfung. Der gleichzeitige Rückgang der Varizellenerkrankungen bei Kindern spricht außerdem für die Wirksamkeit der Impfung. Anhand der Meldedaten können Inzidenzen berechnet und Ausbrüche schneller erkannt werden. Das Sentinelsystem stellt eine zusätzliche wichtige Informationsquelle für die Varizellen-Surveillance in Deutschland dar. Es liefert kontinuierliche Daten seit 2005 aus allen Bundesländern, genauere Informationen zum Impfstatus und eine höhere Qualität der Dokumentation. Die Datenerhebung erfolgt unabhängig von der Meldepflicht und ist somit (theoretisch) unbeeinflusst von den Änderungen im IfSG.

Anders als die Auswertung der Sentineldaten kann eine Bewertung der bundesweiten Meldedaten für 2013 und 2014 aufgrund der kurzen Beobachtungszeit und eventuellem Meldeverzug nur eingeschränkt erfolgen.