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Motivation und Illustration einer Kenngröße zur Charakterisierung des Promotionsgeschehens an Fakultäten mit der Möglichkeit Studiums-begleitend initiierbarer Promotionsprojekte
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Veröffentlicht: | 4. September 2014 |
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Fragestellung: Die Promotion zum „Dr. med.“ nimmt in Deutschland eine Sonderstellung ein, da das Promotionsprojekt oft schon während des qualifizierenden Studiums begonnen wird. Unterstützt eine Fakultät grundsätzlich diese Praxis, so sollte gleichzeitig das Studiums-begleitende Promotionsgeschehen bestmöglich umgesetzt werden, wozu dann auch eine Sicherstellung der weitgehend Studiums-begleitenden Absolvierung von Promotionsprojekten gehört. Im Rahmen einer retrospektiven Evaluation von Promotionen zum „Dr. med.“ an der Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke sollte vor diesem Hintergrund der Anteil faktisch im zeitlichen Umfeld des Medizinstudiums erfolgreich absolvierter Promotionsvorhaben bestimmt und als Vorschlag zu einer möglichen Kenngröße des Promotionsgeschehens einer Fakultät diskutiert werden.
Methodik: Für sämtliche im Zeitraum 07/2009 – 06/2012 am Department Humanmedizin der Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke erfolgreich abgeschlossenen Promotionsverfahren zum „Dr. med.“ wurde retrospektiv die Zeitspanne zwischen Staatsexamen (Abschlussdatum des qualifizierenden Studiums) und Verteidigung (Abschlussdatum des Promotionsverfahrens) evaluiert. Eine im zeitlichen Umfeld des Medizinstudiums und damit „Studiums-begleitend“ erstellte Promotion wurde unterstellt, wenn zwischen Verteidigung und Staatsexamen maximal 12 Monate lagen.
Ergebnisse: Insgesamt konnten für den Untersuchungszeitraum 56 Promotionsverteidigungen dokumentiert werden; davon erfolgten 30% innerhalb der ersten zwölf Monate nach Ablegen des Staatsexamens (95%-Konfidenzintervall 19 – 44 %). Die mediane Dauer zwischen Staatsexamen und Verteidigung betrug dabei 27 Monate unter allen Promovierten (Quartilspanne 9 – 46 Monate), 26 Monate unter den weiblichen und 27 Monate unter den männlichen Promovierten. Der Anteil der Studiums-begleitenden Promotionen stieg (nicht signifikant) entlang der drei Untersuchungsjahre von 14% im ersten Jahr der Untersuchung (07/2009 – 06/2010) über 29% im zweiten Jahr auf 40% im dritten Jahr (07/2011 – 06/2012).
Schlussfolgerung: Nur etwa jede dritte Promotion zum „Dr. med.“ an der Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke erfolgte in zeitlicher Nähe zum Medizinstudium. Dabei stieg dieser Anteil nach Einführung eines in den klinischen Studienabschnitt der Humanmedizin integrierten Curriculums zur „Forschungsmethodik und -praxis“ merklich an; wie weit hier eine Katalyse oder nur eine zeitliche Koinzidenz vorliegen, müssen prospektive Longitudinalstudien klären. Insbesondere hat sich die vorgeschlagene Kenngröße „Anteil Studiums-begleitend absolvierter Promotionsvorhaben in einer Fakultät“ bewährt.