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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Verbesserung des Qualitätsstandards beim Biobanking in der personalisierten Medizin durch zusätzliche Metadaten in einer Metabiobank

Meeting Abstract

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  • Wolfgang Kuchinke - Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, Düsseldorf, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.223

doi: 10.3205/13gmds064, urn:nbn:de:0183-13gmds0643

Veröffentlicht: 27. August 2013

© 2013 Kuchinke.
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Gliederung

Text

Einleitung: Eine konsequente Standardisierung von Prozessen für die Gewinnung, Verarbeitung und Lagerung von biologischen Proben gewinnt in der klinischen Forschung eine immer größere Bedeutung und ist besonders wichtig für Forschungsvorhaben in der personalisierten Medizin. Trotzdem haben Qualitätskontrollen bei der Probenverarbeitung und der Einsatz validierter Prozesse beim Biobanking erst in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen [1], [2], [3], [4], [5]. Das p-medicine Projekt [6] wird klinische Daten, bildgebende Daten, und molekulargenetische Daten eines individuellen Patienten so zusammenführen, dass personenbezogene Risikofaktoren identifiziert und Therapieerfolge vorhergesagt werden können. Dazu wird eine Metabiobank Daten über das Vorhandensein von Bioproben in beteiligten Biobanken für Suchanfragen bereitstellen. Für p-medicine sollte deshalb evaluiert werden, welche rechtlichen Vorgaben, Leitlinien und Standards für die Qualität von Biomaterialien beim Einsatz der Metabiobank zu berücksichtigen sind und wie sich die Bereitstellung von und Suche nach Bioproben von hoher Qualität für personalisierte Diagnosen und Prognosen verbessern lässt [7].

Methode: Die Evaluation von Qualitäts- und Sicherheitsaspekten für die Gewinnung, Verarbeitung und Lagerung von Bioproben in der personalisierten medizinischen Forschung umfasste alle relevanten Regularien, Richtlinien, Best Practices und Standards, z.B. EU Direktiven, nationale Biobankgesetze, die OECD Richtlinien und die ISBER Best Practices [8], [9], [10], [11], [12]. In einem zweiten Schritt wurden vier Use Cases für den Forschungseinsatz der Metabiobank in p-medicine im Hinblick auf die Regularien und die Bedeutung von Qualitätsaspekten analysiert und Vorschläge zur Berücksichtigung von Informationen zur Probenqualität erarbeitet [7].

Ergebnisse: Drei relevante Europäische Direktiven 2004/23/EC, 2006/17/EC und 2006/86/EC [8], [9], [10] setzen Standards für die Qualität für die Spende, Gewinnung, Verarbeitung und Lagerung von Proben für humanes Gewebe und Zellen. Sie gelten allerdings nur für Biobanken mit Bioproben für den therapeutischen Einsatz und nicht für Biomaterial, das für reine Forschungszwecke (z.B. in-vitro Forschung) eingesetzt wird. Richtlinien und Standards für das Biobanking betreffen andererseits nur teilweise Prozesse der Probenbearbeitung und Langzeitlagerung. Auch ist eine Harmonisierung von Best Practices auf einer detaillierten technischen Ebene erst im Entstehen begriffen. In den vier Use Cases von p-medicine sind folgende Qualitätsanforderungen von Bedeutung: 1. Integration durch Verknüpfung assoziierter Biobanken (Indikatoren für die Probenqualität beim Probenangebot). 2. Management von Biomaterial mit ObTiMA (Management von Bioproben im Rahmen klinischer Studien; Festlegung der Qualität der Bioproben durch das Studienprotokoll). 3. Klinische Forschung mit Bioproben (Qualitätsindikatoren ermöglichen die Suche nach Proben auch für fortgeschrittene Analyseverfahren). 4. Suche nach spezifischem Biomaterial für ein Forschungsvorhaben (Identifizierung von Biomaterial mit einer spezifischen Qualität / molekularen Integrität). Qualitätsbeschreibende Metadaten können existierende Informationen in der Metabiobank sinnvoll ergänzen und dadurch Forschern bei der Suche nach geeigneten Bioproben unterstützen. Dazu sollten folgende Metadaten erhoben und in der Metabiobank den vorhandenen Core-Datensatz ergänzen: 1. anatomische Lokation der Probenentnahme, Krankheitsstatus und klinische Merkmale; 2. Validierung der Probeninformation (Histologie, Referenzpathologie); 3. Informationen zu der Probengewinnung und Aufbereitung; 4. Vorhandensein von Qualitätsdokumentation und Kontrollen.

Diskussion: Biobankdienste müssen verbessert werden, um den Bedürfnissen der personalisierten Medizin gerecht zu werden. Der Forscher, der Bioproben analysiert, muss wissen wie verlässlich eine Diagnose oder der Zustand der Biomoleküle ist. Die vorgeschlagene Liste an zusätzlichen Metadaten könnte existierende Biobankstandards (BRISQ Richtlinien [13] und SPREC Code [14]) ergänzen und zur Vergleichbarkeit von Proben beitragen.


Literatur

1.
Lipp E. Biobanking Needs More Standardized Procedures. Personalized Medicine Brings Unique Requirements for Managing Specimens. GenEngNews. 2008 Jan 15;28 (2): ePub 2342.
2.
Zatloukal K. Biobanking in Biomedical Research Part 4. Biobank quality management and harmonization: current guidelines, evidence-based standards. Presentation at "Biobanking" conference in Siena, Italy, June 2009.
3.
Kaye J. Embedding biobanks as tools for personalised medicine. Norsk Epidemiologi. 2012; 21 (2): 169-175.
4.
Scott CT, Caulfield T, Borgelt E, Illes J. Personal medicine-the new banking crisis. Nature Biotech. 2012 Feb 2;30 (2):141-147.
5.
Marko-Varga G, Végvári A, Welinder C, Lindberg H, et al. Standardization and Utilization of Biobank Resources in Clinical Protein Science with Examples of Emerging Applications. J. Proteome Res. 2012; 11:5124-5134.
6.
Graf N, Reimann M. p-medicine: EU-Projekt ebnet den Weg für eine personalisierte Medizin. DZKF. 2011; 5/6:1-4.
7.
Forgó N, ed. Deliverable No. 5.3: Legal and ethical issues regarding access to biobank. p-medicine. 2013 Jan 31.
8.
Directive 2004/23/EC of the European Parliament and of the Council of 31 March 2004, on setting standards of quality and safety for the donation, procurement, testing, processing, preservation, storage and distribution of human tissues and cells. Official Journal of the European Union. 2004 Apr 7; L 102/48.
9.
Directive 2006/17/EC implementing Directive 2004/23/EC of the European Parliament and of the Council as regards certain technical requirements for the donation, procurement and testing of human tissues and cells. Official Journal of the European Union. 2006 Feb 9; L 38/40.
10.
Directive 2006/86/EC implementing Directive 2004/23/EC of the European Parliament and of the Council as regards traceability requirements, notification of serious adverse reactions and events and certain technical requirements for the coding, processing, preservation, storage and distribution of human tissues and cells. Official Journal of the European Union. 2006 Oct 25; L 294/3.
11.
OECD. OECD Guidelines on Human Biobanks and Genetic Research Databases. OECD 2009. Epub 44054609.
12.
ISBER (International Society for Biological and Environmental Repositories). Best Practices for Repositories Collection, Storage, Retrieval, and Distribution of Biological Materials for Research. ISBER Bethesda, USA: 2012.
13.
Moore HM, Kelly A, Jewell SD, McShane LM, Clark DP, Greenspan R. Biospecimen Reporting for Improved Study Quality (BRISQ). J Proteome Res. 2011 Aug 5; 10(8): 3429-3438.
14.
Betsou F, Lehmann S, Ashton G, Barnes M, Benson EE, Coppola D, DeSouza Y, et al. Standard preanalytical coding for biospecimens: defining the sample PREanalytical code. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev. 2010 Apr;19(4):1004-11.