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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Ist Rückenschmerz wirklich ein Symptom sozialer Benachteiligung?

Meeting Abstract

  • Carsten Schmidt - Universität Greifswald, Greifswald
  • Jörn Moock - Universität Greifswald, Greifswald
  • Ruth Anja Fahland - Universität Greifswald, Greifswald
  • You-Shan Feng - Universität Greifswald, Greifswald
  • Thomas Kohlmann - Universität Greifswald, Greifswald

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds260

doi: 10.3205/11gmds260, urn:nbn:de:0183-11gmds2602

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 Schmidt et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Wenig Evidenz besteht in Deutschland für den differentiellen Einfluss verschiedener Sozialschichtindikatoren auf Rückenschmerzen. Dieser Vortrag geht daher der Frage nach, welche Sozialschichtindikatoren bei Berufstätigen mit welchen Rückenschmerzindikatoren am engsten assoziiert sind.

Material und Methoden: 4.412 berufstätige Erwachsene aus fünf deutschen Städten im Alter zwischen 18 und 65 Jahren nahmen an einem postalischen Rückenschmerzsurvey teil. Erfasst wurden die Punkt- und Jahresprävalenz der Rückenschmerzen, sowie deren Schweregrad. Als Sozialschichtindikatoren wurden das Bildungsniveau, die berufliche Position und das Äquivalenzeinkommen herangezogen. Assoziationen wurden mittels Poisson-Regressionen im Querschnitt untersucht.

Ergebnisse: Das Bildungsniveau war der beste Prädiktor für Rückenschmerzen. Personen mit Hauptschulabschluss hatten ein fast vierfach erhöhtes Risiko, schwergradige Rückenschmerzen aufzuweisen im Vergleich zu Teilnehmern mit Fachabitur oder Abitur. Vom Rückenschmerzschweregrad über die Punktprävalenz hin zur Jahresprävalenz nahmen die Assoziationen zu den Sozialschichtindikatoren erheblich ab. Insbesondere die Jahresprävalenz wies sehr niedrige Sozialschichtbezüge auf. Sozialschichteffekte waren bei beiden Geschlechtern ähnlich ausgeprägt.

Diskussion: Rückenschmerz kann nicht generell als Symptom eines niedrigen Sozialstatus aufgefasst werden. Soziale Ungleichheit spielt jedoch eine große Rolle bei der Vorhersage starker und beeinträchtigender Rückenschmerzen. Die Arbeit untermauert, das scheinbar widersprüchliche Befunde zum Zusammenhang zwischen Rückenschmerz und Sozialschicht wesentlich in der verwendeten Operationalisierungen begründet sind. Die zukünftige Analyse zugrunde liegender Wirkmechanismen ist für präventive und therapeutische Ansätze von großer Relevanz.


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Schmidt CO, Moock, J, Fahland RA, You-Shan Feng Y, Kohlmann T (in press). Rückenschmerz und Sozialschicht bei Berufstätigen – wie ist der Zusammenhang? Ergebnisse einer deutschen Bevölkerungsstichprobe. Schmerz.