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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Analysen zu Mortalität bei Zuwanderern aus der Türkei und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Methodische Vorschläge am Beispiel des Bundeslandes Bremen

Meeting Abstract

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  • Natalia Makarova - Bremer Institut für Präventiosforschung und Sozialmedizin, Bremen
  • Hajo Zeeb - Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin, Bremen
  • Oliver Razum - Fak. für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld
  • Jacob Spallek - Fak. für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld, Bielefeld

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds258

doi: 10.3205/11gmds258, urn:nbn:de:0183-11gmds2586

Veröffentlicht: 20. September 2011

© 2011 Makarova et al.
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Gliederung

Text

Einleitung/Hintergrund: Die Untersuchung der Mortalität in verschiedenen sozialen Gruppen, z.B. Migranten, kann Hinweise darauf liefern, ob sich diese Gruppen gesundheitlich unterscheiden und unterschiedlichen gesundheitlichen Einflussgrößen unterliegen. Die wenigen bisher durchgeführten Studien in Deutschland stellten Unterschiede in der Mortalität zwischen Migranten und der Allgemeinbevölkerung fest [1], [2]. Ein Grund für die bisher geringe Anzahl von Studien ist das Fehlen von Informationen über den Migrationshintergrund in den routinemäßig erhobenen Mortalitätsdaten, welches migrationsspezifische Analysen schwierig und aufwendig macht.

Material und Methodik: Ziel unseres Projektes ist es, bereits angewandte Methoden kombiniert mit neuen methodischen Ansätzen zur Ermittlung der Mortalität bzw. des Vitalstatus von Migranten und Migrantinnen aus der Türkei und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion einzusetzen. Hierzu wurden Daten des Landes Bremen (666.709 Einwohner, Stand 2010) in den Jahren 2005-2010 genutzt. Dabei wurden zwei methodologische Aspekte untersucht: (i) Möglichkeiten der Erhebung des Migrationshintergrundes in den Einwohnermeldeamtsdaten mit verschiedenen Verfahren (onomastisch, toponomastisch etc.), (ii) Möglichkeiten des Record Linkage der so gewonnen Informationen mit dem Bremer Mortalitätsindex.

Ergebnisse: In den Daten des Einwohnermeldeamtes Bremen konnten Zuwanderer aus der Türkei und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion durch eine Kombination verschiedener Verfahren erfolgreich identifiziert werden: onomastisch (Namensalgorithmus) kombiniert mit (vorheriger) Staatsangehörigkeit und Geburtsland bei türkischstämmigen bzw. toponomastisch (Geburtsland/ Geburtsort) kombiniert mit (vorheriger) Staatsangehörigkeit bei Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion. Die Kombination verschiedener Verfahren erwies sich der Anwendung einzelner Verfahren als deutlich überlegen. So konnten insgesamt 774 türkische Verstorbene identifiziert werden, durch Staatsangehörigkeit allein 599 (77,39%), durch Geburtsland allein 597 (77,13%), durch den Namensalgorithmus 712 (91,99%) und durch eine Kombination von Geburtsland und Staatsangehörigkeit 670 (86,56%) türkische Verstorbene. Die so gewonnen Information konnten erfolgreich per Sterbebuchnummer mit den Daten des Bremer Mortalitätsindex verlinkt werden, so dass Informationen zu den Todesursachen in weiteren Analysen genutzt werden können.

Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen die Möglichkeit, die Heterogenität der deutschen Bevölkerung auch verstärkt in der Auswertung von Mortalitätsdaten zu berücksichtigen, insbesondere wenn Kombinationen verschiedener Verfahren zur Identifizierung von Migranten angewendet werden können. Identifizierungen türkischer Zuwanderer alleine anhand von Staatsangehörigkeit bzw. Geburtsland werden in Zukunft durch Einbürgerungen bzw. den steigenden Anteil von türkischen Migranten der 2. und 3 Generation nur noch eingeschränkt möglich sein. Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion lassen sich nicht durch ihre Namen identifizieren. Im Moment sind toponomastische Verfahren noch gut anwendbar, für die Zukunft allerdings sind auch hier neue Verfahren notwendig. Die in dieser Studie angewandten Ansätze können aber im Moment bei routinemäßigen Auswertungen und auch beim Aufbau eines bundesweiten Mortalitätsregisters eine Rolle spielen.


Literatur

1.
Kohls M. Leben Migranten wirklich länger? Eine empirische Analyse der Mortalität von Migranten in Deutschland. In: Working Paper 16 der Forschungsgruppe des Bundesamtes. Nürnberg: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge; 2008.
2.
Kyobutungi C, Ronellenfitsch U, Razum O, Becher H. Mortality from external causes among ethnic German immigrants from former Soviet Union countries in Germany. European Journal of Public Health. 2006;16(4):376-82.