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54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. bis 10.09.2009, Essen

Datengewinnung für retrospektive Studien mit Hilfe eines zentralen Krankenhausinformationssystems

Meeting Abstract

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  • Helmut Schneider - Universitätsklinikum Essen, Essen
  • Hildegard Lax - Universitätsklinikum Essen, Essen
  • Karl-Heinz Jöckel - Universitätsklinikum Essen, Essen

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Essen, 07.-10.09.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmds302

doi: 10.3205/09gmds302, urn:nbn:de:0183-09gmds3025

Veröffentlicht: 2. September 2009

© 2009 Schneider et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das am Universitätsklinikum Essen seit seiner Einführung im Jahr 2002 sukzessive ausgebaute Krankenhausinformationssystem (KIS) medico//s der Firma Siemens enthält mittlerweile Daten zu mehr als 585.000 Patienten und 1.950.000 Fällen (ambulant und stationär). Im Rahmen der Behandlung anfallende Daten inklusive Befunde stehen für Auswertungszwecke zur Verfügung.

Hintergrund, Material und Methoden: Mit Hilfe des umfangreichen Datenbestands in medico//s ist es leicht möglich, retrospektive Studien, z.B. Fall-Kontroll-Studien, durchzuführen. Ausgehend vom zu untersuchenden Ereignis (meist eine bestimmte diagnostizierte Krankheit) können durch gezielte Datenbankabfragen (per SQL) die entsprechenden Probandengruppen (Fälle und Kontrollen) bestimmt werden. Für das Matching kommen als mögliche Kriterien Geschlecht, Alter, Körpergröße, Gewicht etc. in Frage.

Für die weitere Auswertung stehen zum einen strukturierte Daten zur Verfügung (z.B. Diagnosen, Therapien inklusive durchgeführter Operationen, Liegedauer, Beatmungsdauer, Laborbefunde, verschriebene Medikamente, etc.). Es können aber auch Informationen ohne spezielle Datenbankstruktur wie Arztbriefe, Röntgen-, Pathologie- und Endoskopie-Befunde herangezogen werden. Diese haben in der Regel zwar eine inhaltliche Struktur, stehen aber nur als reine Textdokumente zur Verfügung und müssen durch Text-Parsing durchsucht werden.

Ergebnisse, Diskussion: Mittlerweile stehen 1,8 Millionen Laborbefunde, 463.000 Röntgenbefunde, 287.000 Arztbriefe, 129.000 Rezepte, 50.000 (ärztliche und pflegerische) OP-Berichte und 58.000 Pathologie-Befunde für Auswertungen zur Verfügung. Dennoch wird es je nach Umfang der retrospektiven Studie notwendig sein, Patientenbefragungen durchzuführen oder die benötigten Daten in den bisherigen Patientenakten zu recherchieren. Am UK Essen wurde jetzt damit begonnen, auch die vorhandenen Papierakten strukturiert zu digitalisieren und rechtssicher zu mikroverfilmen. Somit kann in Zukunft das Aktenstudium entfallen.

Schlussfolgerungen: Durch den weiteren Ausbau von Funktionen in medico//s und die weitere flächendeckende Nutzung am UK Essen werden zukünftig immer mehr medizinische Patientendaten zentral und digital zur Verfügung stehen. Damit könnten die klassischen Fehler von retrospektiven Studien wie zum Beispiel Erinnerungsfehler (Recall Bias) minimiert werden. Die Zahl der retrospektiven Studien dürfte in den folgenden Jahren deutlich zunehmen.