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54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

07. bis 10.09.2009, Essen

Was repräsentieren Snomed CT-Konzepte?

Meeting Abstract

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  • Stefan Schulz - Institut für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik, Freiburg

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Essen, 07.-10.09.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09gmds201

doi: 10.3205/09gmds201, urn:nbn:de:0183-09gmds2017

Veröffentlicht: 2. September 2009

© 2009 Schulz.
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Gliederung

Text

Hintergrund: SNOMED CT beschreibt medizinische Terme mittels beschreibungslogischer Formeln. Damit werden Kriterien formalisiert, anhand derer Objekte einer Beschreibungsdomäne als Instanzen der jeweiligen Konzepte zu klassifizieren sind. Beispielsweise wird "Tonsillectomy" als Operation, bei der mindestens eine Tonsille entfernt wird, definiert. Die Interpretation von SNOMED - Konzepten als Repräsentationen von "Objekten der Realwelt" ist jedoch umstritten und konkurriert sowohl mit der Interpretation als "Situationen" als auch als "Dokumentationsobjekte".

Methode: SNOMED CT-Beispielkonzepte, deren Definitionen und hierarchische Einordnung werden auf die Vereinbarkeit mit diesen drei Interpretationsmustern untersucht.

Ergebnisse: Die Interpretation als Realweltobjekte steht mit folgenden Beispielen im Widerspruch:

1.
"Tonsillectomy" kann durch Hinzunahme des Attributes „Denied“ verfeinert werden. Eine verweigerte Operation ist in der Realität aber kein Spezialfall einer Operation.
2.
Laut Definition impliziert jede Instanz von "Heart operation planned" eine Instanz von "Operation on heart". Auch dies ist ein inhaltlicher Widerspruch, da Pläne nicht notwendigerweise realisiert werden müssen.
3.
"Tetralogy of Fallot" steht in der Hierarchie unterhalb von „Pulmonic valve stenosis”. Demnach wäre jede Fallot-Tetralogie eine Art von Pulmonalstenose. Auch dies ist mit der bevorzugten Interpretation nicht vereinbar. Vielmehr sollte die Stenose als Teil einer Fallot-Tetralogie modelliert werden.

Diese Beispiele repräsentieren Muster, die sich bei Tausenden anderer Konzepte wiederfinden.

Diskussion: Beispiel 1 und 2 sind vereinbar mit einer Interpretation, in welcher nicht die Prozesse selbst, sondern Dokumentationseinheiten repräsentiert werden. Nur indem "Tonsillectomy" als Informationsentität (z.B. Formularelement in der Patientenakte) interpretiert wird, lässt sich die Verfeinerung von "Denied" rechtfertigen. Mit einer ähnlichen Interpretation könnte man zur Not auch den zweiten Fall zurechtrücken. Das dritte Beispiel wird plausibel, wenn nicht isolierte pathologische Einheiten, sondern Situationen oder Zustände von Patienten beschrieben werden. Dann ist die Aussage, dass jeder Fallot-Patient auch ein Patient mit einer Pulmonalstenose ist, schlüssig.

Die Beispiele verdeutlichen die Fragwürdigkeit formalen Schließens in einem terminologischen System, wenn Unklarheit darüber besteht, was genau dieses System repräsentieren soll.


Literatur

1.
International Health Terminology Standards Development Organisation (IHTSDO). Systematised Nomenclature of Medicine – Clinical Terms (SNOMED CT). Available from: http://www.ihtsdo.org Externer Link
2.
Cornet R, de Keizer N. Forty years of SNOMED: a literature review. BMC Medical Informatics and Decision Making. 2008;8 Suppl 1:S2.
3.
Bader F, Calvanese D, McGuiness DL, Nardi D, Patel-Schneider PF. The Description Logic Handbook Theory, Implementation, and Applications. 2nd Ed. Cambridge: Cambridge University Press; 2007.