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Lungenkrebsrisiko bei Beschäftigten im Uranbergbau. Eine Fall-Kontroll-Studie bei ehemaligen Beschäftigten der 'Wismut'
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Hintergrund: Bergmännische Tätigkeiten im Uranbergbau der ehemaligen DDR waren insbesondere in der Zeit vor 1955 mit einer hohen Belastung gegenüber ionisierender Strahlung verbunden. Als Folge dieser Strahlenexposition wurden seit den 70er Jahren jährlich ca. 250 Neuerkrankungen an Lungenkrebs als Berufskrankheit entschädigt.
Material und Methoden: In den Jahren 1997-2001 wurde eine Fall-Kontroll-Studie bei den ehemaligen Mitarbeitern der Wismut AG durchgeführt mit dem Ziel, Risikoabschätzungen für das Lungenkrebsrisiko durch Radonfolgeprodukte für die bei der Wismut üblichen Arbeitsbedingungen zu erarbeiten.
Ergebnisse: Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen ein statistisch signifikant erhöhtes Lungenkrebsrisiko für eine kumulative Exposition über 800 WLM. Unter Zugrundelegung eines linearen Risikomodells ergibt sich ein signifikanter Anstieg des relativen Erkrankungsrisikos um 0.07 pro 100 WLM ohne Adjustierung und um 0.10 pro 100 WLM mit Adjustierung für Rauchen und Asbestexposition. Dabei nimmt dieses relative Risiko ab mit wachsendem Alter der Probanden und mit längerer Zeit seit Exposition, jedoch nicht so konsistent wie in der zusammenfassenden Auswertung der weltweit durchgeführten Kohortenstudien (BEIR VI).
Diskussion: Korrigiert man für den Expositionsunterschied zwischen unseren Kontrollen und dem ZeBWis-Gesamtpopulation, dann beträgt der Risikoschätzer 0.17 pro 100 WLM ohne und 0.24 pro 100 WLM mit Adjustierung. Nach dem BEIR VI-Bericht wäre für den typischen Probanden der Wismut-Studie ein zusätzliches relatives Risiko von 0.19 pro 100 WLM zu erwarten. Trotz dieses im Vergleich zum BEIR VI-Bericht ähnlichen Risikoschätzers sind mehrere Besonderheiten der vorliegenden Studie zu beachten. So ist eine lange Zeit seit der Exposition verstrichen, im Mittel 33 Jahre seit Ende der Exposition. Darüber hinaus bestehen Unsicherheiten bei der Rekonstruktion der Strahlenbelastung für die Zeit bis 1955 und eine mögliche Verzerrung durch die Wahl der Kontrollen aus der Population, die sich mindestens einer „nachgehenden“ Untersuchung unterzog. Auch der späte Zeitpunkt der Durchführung dieser Fall-Kontroll-Studie mit hierdurch bedingter ‚Anreicherung von Langzeitüberlebenden’ ist zu beachten.