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„Der Ulmer Weg“ – ein Entwicklungsprozess im Studiengang Humanmedizin
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Veröffentlicht: | 11. September 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Das Hinarbeiten auf die neue Ärztliche Approbationsordnung (ÄApprO) und die damit verbundene Umstrukturierung des Regelstudiengangs der Humanmedizin erfordern ein effektives Change-Management. Grundlegende Anforderungen an Curriculumsentwicklung und Change Management sind in der Literatur beschrieben [1], [2], [3]. Ziel des „Ulmer Wegs“ ist, arbeitsfähige Strukturen und breite Repräsentanz und Legitimation miteinander zu verbinden.
Methoden: Um eine breite Legitimation innerhalb der Fakultät zu erhalten, wurden in einem Retreat mit über 60 Teilnehmenden aus allen beteiligten Einrichtungen und Fachbereichen Eckpunkte für die Entwicklung der Lehre an der Fakultät formuliert (Phase I). Um für die nachfolgende Phase II eine Struktur zu schaffen, die einerseits kontinuierlich arbeitsfähig ist, andererseits die breite Legitimation seitens der Fakultät behält, wurden aus den Fachbereichen der Phase I 14 Fächergruppen mit jeweils einer personellen Vertretung gebildet. Mit diesen zunächst für 1 Jahr berufenen Fächergruppenvertreter*innen und zwei Studierendenvertreter*innen werden seit Jahresbeginn 2023 regelmäßig Sitzungen unter Leitung und Begleitung einer zu diesem Zweck gegründeten Stabsstelle abgehalten.
Ergebnisse: Trotz angesichts der knappen Ressource „Zeit“ im Klinik- und Fakultätsalltag nachvollziehbarer kritischer Stimmen zeigt sich eine adäquate Beteiligung der Fächergruppenvertreter*innen an den wöchentlichen Arbeitstreffen, darunter zahlreiche Personen aus den mittleren und oberen Hierarchiestufen (Lehrbeauftragte, Oberärzt*innen, Lehrstuhlinhaber*innen).
Aus den Protokollen des Phase I-Retreats ließen sich 9 Entwicklungsbereiche ableiten: Praxisnähe, Verzahnung, Fokussierung, Wissenschaftlichkeit, Digitalisierung, Feedbackkultur, Internationalisierung, Individualisierung und Professionalisierung. Daraus wurden operationalisierbare Arbeitspakete formuliert. Es zeigt sich eine große prinzipielle Übereinstimmung zwischen den Entwicklungswünschen der Fakultät und den Vorgaben des Referentenentwurfs der neuen ÄApprO. Diskussionen entstehen aber im Hinblick auf die konkrete Ausgestaltung.
Die bisherigen Sitzungen führten in unterschiedlichen Formaten, meist in thematisch organisierten Gruppenarbeiten, dennoch zu konsentierten Arbeitsschritten und zu Teilergebnissen der ersten Arbeitspakete (Leitbild Lehre, Modularisierung, Verzahnung der Lehre).
Diskussion: Angesichts der anstehenden curricularen Herausforderungen dürfte derzeit an vielen Medizinischen Fakultäten die Diskussion geführt werden, wie sich arbeitsfähige Gruppenstrukturen und breite fakultäre Repräsentanz und Legitimation im Sinne eines erfolgreichen Change Management kombinieren lassen. Der „Ulmer Weg“ könnte mit ermutigenden ersten Ergebnissen einen exemplarischen Beitrag zu dieser Diskussion leisten.
Literatur
- 1.
- Kern D, Thomas PA, Howard DM, Bass EB. Curriculum development for medical education. A Six-Step Approach. Baltimore, London: The John Hopkins University Press; 1998.
- 2.
- Bland CJ, Starnaman S, Wersal L, Moorhead-Rosenberg L, Zonia S, Henry R. Curricular Change in Medical Schools: How to Succeed. Acad Med. 2000;75(6):575-594. DOI: 10.1097/00001888-200006000-00006
- 3.
- Hall GE, Hord SM. Implementing Change: Patterns, Principles, and Potholes. 5th ed. London: Pearson Education; 2019.