gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Planetary Health in der curricularen Lehre im Fach Humanmedizin – eine qualitative Studie zur Evaluation einer Lehr-/Lernintervention

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Thomas Kötter - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgmeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Mieke Hoschek - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgmeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Nadine Janis Pohontsch - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Jost Steinhäuser - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgmeinmedizin, Lübeck, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-35-02

doi: 10.3205/23gma185, urn:nbn:de:0183-23gma1854

Veröffentlicht: 11. September 2023

© 2023 Kötter et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: Der Klimawandel stellt die größte Bedrohung der Gesundheit der Menschen dar [1]. Er hat somit einen direkten Einfluss auf die Arbeit von Ärzt*innen. Gleichzeitig ist der Gesundheitssektor auch ein Verursacher von Schadstoffen, die das Klima weiter belasten [2]. Dennoch ist die Vermittlung von Inhalten zu nachhaltigem Handeln in der Ausbildung von Gesundheitsberufen bislang keine Pflicht.

Ziel dieser Studie war die Beantwortung der Frage, wie eine Intervention gestaltet sein muss, damit Medizinstudierende Interesse daran entwickeln, sich eigenständig mit dem Thema Planetary Health zu beschäftigen.

Methoden: Die Intervention bestand aus

  • Lehrinhalten zu Planetary Health im Vorbereitungsseminar zum Blockpraktikum Allgemeinmedizin an einer deutschen Universität,
  • der Bearbeitung einer eigens entwickelten Checkliste (acht Items aus den Bereichen Mobilität, Energie und Material) im Kontext dieses zweiwöchigen Praktikums in einer hausärztlichen Lehrpraxis und
  • dem Zugriff auf eine kuratierte Materialsammlung zu dem Thema (Open Educational Ressources wie Texte, Podcastfolgen und Videos) über eine Lernplattform.

Als Begleitevaluation wurde eine Studie mit leitfadengestützten Fokusgruppen mit Teilnehmenden durchgeführt. Die vollständig transkribierten Fokusgruppen werteten wir mittels der strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring aus.

Ergebnisse: Es fanden vier Fokusgruppen wurden mit n=14 Medizinstudierende (11 weiblich, 3 männlich) statt. Eine Beschäftigung mit Planetary Health im Rahmen des Studiums wurde als relevant eingeschätzt. Die teilweise zurückhaltende bis ablehnende Reaktion der beteiligten Lehrärzt*innen auf die Checkliste wirkte sich demotivierend aus. Zeitmangel wurde als Hinderungsgrund dafür angegeben, sich eigenständig mit dem Thema zu befassen. Die Teilnehmenden schlugen vor, Planetary Health-Inhalte in curriculare Fächer zu integrieren und sahen dafür das Fach Klinische Umweltmedizin als besonders geeignet an. Aber auch in anderen Fächern sollten aus Teilnehmendensicht jeweils spezifische Planetary Health-Inhalte integriert werden. Als didaktische Methode erschien ihnen ein fallbasiertes Arbeiten in Kleingruppen besonders passend.

Diskussion: Die Ergebnisse der vorliegenden qualitativen Evaluationsstudie liefern Hinweise, dass sich Medizinstudierende mit dem Thema Klimawandel beschäftigen und die Auseinandersetzung mit Planetary Health als relevant einschätzen. Die Intervention erwies sich in der oben beschriebenen Form allerdings als eingeschränkt geeignet, um Studierende zur selbstständigen Beschäftigung mit dem Thema zu motivieren.

Take Home Messages: Um Medizinstudierende dazu zu motivieren, trotz fehlender Verankerung im Gegenstandskatalog und mangelnder Prüfungsrelevanz Wissen zu Planetary Health zu erwerben, scheinen fall- bzw. problembasierte Kleingruppenformate mit einem direkten Anwendungskontext besonders geeignet zu sein. Auch eine longitudinale Verankerung im medizinischen Curriculum könnte einen nachhaltigen Lernzuwachs fördern.


Literatur

1.
World Health Organization. COP26 special report on climate change and health: the health argument for climate action. Geneva: World Health Organzization; 2021. Zugänglich unter/available from: https://apps.who.int/iris/rest/bitstreams/1378263/retrieve Externer Link
2.
Lenzen M, Malik A, Li M, Fry J, Weisz H, Pichler PP, Moreira Chaves LS, Capon A, Pencheon D. The environmental footprint of health care: a global assessment. Lancet Planet Health. 2020;4(7):e271-e279. DOI: 10.1016/S2542-5196(20)30121-2 Externer Link