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Ethische Standards in der medizinischen Ausbildungsforschung – ein Scoping Review
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Veröffentlicht: | 11. September 2023 |
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Fragestellung/Zielsetzung: Bereits 2009 veröffentlichte der GMA-Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung ein Positionspapier zur Ethik in der medizinischen Ausbildungsforschung [1]. Dieses enthält Standards, welche an die Deklaration von Helsinki [2] angelehnt sind und durch Mitgliedern von vier deutschen Fakultäten konsentiert wurden. Diese Standards adressieren das Nicht-Schadensprinzip (Non-Maleficence), die informierte Einwilligung (Informed Consent) inkl. Autonomieprinzip (Autonomy) sowie die Freiwilligkeit der Teilnahme (Voluntary Participation). Ethische Standards der medizinischen Ausbildungsforschung werden bis heute in der internationalen Literatur diskutiert. Wir stellten uns daher die Frage, welche Standards insgesamt adressiert werden und bei welchen Standards es noch Diskussionsbedarf gibt.
Methoden: Im Rahmen einer systematischen Literatursuche in den Fachdatenbanken ERIC, Medline und dem Fachportal Pädagogik wurden mittels der Suchkomponenten Health Professional Education bzw. Medical Education, Ethics und Research mit jeweils an die Fachdatenbanken angepassten Suchstrings sowie einer zusätzlichen Handsuche Artikel identifiziert. Unter Anwendung von Ausschlusskriterien wurden Artikel ausgewählt, aus diesen Daten zur Beantwortung der Forschungsfrage extrahiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring [3] ausgewertet.
Ergebnisse: In die Analyse gingen 21 Publikationen aus sieben Ländern im Zeitraum 2001-2022 ein. Es wurden neun Kategorien identifiziert, die sich an die Standards der Deklaration von Helsinki anlehnen. Diese betreffen die informierte Einwilligung (Informed Consent), die Autonomie (Autonomy), das Wohltun (Beneficience), den Nicht-Schaden (Non-Maleficence), die Vertraulichkeit (Confidentiality), die Gerechtigkeit (Justice), die Stellung als vulnerable Gruppe (Vulnerability) sowie die Berücksichtigung von Machtdynamiken. Zusätzlich wird der Einbezug von Ethikkommissionen adressiert und in der Literatur kontrovers diskutiert. Weitere offene Diskussionen betreffen u.a. das Ausmaß des Risikos für einen Schaden (Non-Maleficence) und die Sonderstellung der Unikliniken als Arbeitgeber und Forschungsstelle.
Diskussion: Die von der Arbeitsgruppe des GMA-Ausschusses für Methodik der Ausbildungsforschung konsentierten Standards konnten mittels des Scoping Reviews weitestgehend repliziert werden. Zum Teil sind Aspekte von Standards zu eigenen Kategorien geworden, wie z. B. Autonomie. Die Freiwilligkeit der Teilnahme ist nun ein Teil der informierten Einwilligung. Zusätzlich werden Standards hervorgehoben, die im Positionspapier nur implizit genannt waren: Gleichheit, Wohltun, Vulnerabilität und die Machtdynamik.
Take Home Message: Ethische Standards in der medizinischen Ausbildungsforschung sind noch nicht endgültig konsentiert und sollten daher weiter diskutiert werden.
Literatur
- 1.
- Schüttpelz-Brauns K, Koch R, Mertens A, Stieg M, Boonen A, Marienhagen J. Ethik in der Medizinischen Ausbildungsforschung. GMS Z Med Ausbild. 2009;26(1):Doc08. DOI: 10.3205/zma000600
- 2.
- World Medical Association. WMA Declaration of Helsinki – Ethical Principles for Medical Research Involving Human Subjects. Ferney-Voltaire: WMA; 2013. Zugänglich unter/available from: https://www.wma.net/policies-post/wma-declaration-of-helsinki-ethical-principles-for-medical-research-involving-human-subjects/
- 3.
- Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 12. überarbeitete Auflage. Weinheim; Basel: Beltz-Verlag; 2015.