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Sprichst du schon oder schreibst du noch? Förderliche und hinderliche Faktoren interprofessioneller Kommunikation auf der Zürcher interprofessionellen klinischen Ausbildungsstation
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Veröffentlicht: | 15. September 2021 |
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Hintergrund: Am Universitätsspital Zürich (USZ) gibt es seit 2018 nach schwedischem Vorbild interprofessionelle klinische Ausbildungsstationen (ZIPAS®), auf welchen Studierende und Lernende verschiedener Gesundheitsberufe unter Supervision während 3-4 Wochen als Team Patient*innen betreuen und dabei ein gemeinsames Büro teilen. Eine Kernkompetenz der interprofessionellen Zusammenarbeit ist die Kommunikationsfähigkeit.
Fragestellung: In wie weit unterstützen spitalübliche Kommunikationswege die effiziente interprofessionelle Kommunikation (IPK) bei der Durchführung einer ZIPAS® am USZ?
Methode: Im Rahmen einer Mixed-Methods-Gesamtevaluation des ZIPAS®-Projekts wurden jeweils zu Beginn und am Ende einer Durchführung mit den Teams semistrukturierte Fokusgruppeninterviews durchgeführt. Die Daten wurden wörtlich transkribiert und mittels thematischer Inhaltsanalyse nach Braun und Clark (2006) analysiert.
Ergebnisse: Als effizientester Weg für die IPK nannten die Teilnehmenden den direkten mündlichen Austausch, welcher auf ZIPAS® durch die räumliche Nähe im gemeinsamen Büro ermöglicht wurde. Dadurch konnte innerhalb des Teams weitgehend auf Emails verzichtet werden und der mündliche Austausch ersetzte oft auch das zeitintensive Lesen von langen Berichten. Zudem begünstigte die räumliche Nähe die gegenseitige Wertschätzung sowie die Bereitschaft einander zu unterstützen.Es zeigte sich auch, dass die Einträge im spitalinternen Dokumentationssystem KISIM ausschliesslich monoprofessionell erfasst werden und daher die IPK nicht unterstützen. Patientenspezifische Dokumentationen müssen aus einzelnen, professionsspezifischen Berichten herausgesucht und zusammengesetzt werden.
Diskussion: Da die spitalinternen Kommunikations- und Dokumentationssysteme die IPK nicht direkt unterstützen, wurde im Rahmen der ZIPAS® z.B. überlegt, ob der ärztliche Tagesbericht als gemeinsames IP Dokumentationssystem dienlich sein könnte. Nebst solch strukturellen Hürden scheinen aber auch personenbezogene Hürden die IPK im Regelbetrieb zu erschweren. Die räumliche Nähe als förderlicher Faktor guter interprofessioneller Kommunikation mag darin begründet sein, dass alle Beteiligten die gegenseitige Arbeitslast kennen, diese teilen und auch durch Randgespräche viele klärende Informationen teilen. Somit kann häufiges Nachfragen erspart und der Klinikalltag effizienter gestaltet werden.
Take Home Message: Räumliche Nähe und leichte Erreichbarkeit der Beteiligten scheinen die direkte Kommunikation zu unterstützen, das gegenseitige Verständnis zu fördern und Hemmschwellen abzubauen. Auf interprofessionelle Dokumentation ausgerichtete Dokumentationssysteme würden die IPK erleichtern.