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Selbstbild der Ärztinnen und Ärzte in ihrer Rolle als (zukünftig) Lehrende am Übergang vom kommunalen Haus der Maximalversorgung zum Universitätsklinikum
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Veröffentlicht: | 15. September 2021 |
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Hintergrund: Ein positives Lehrenden-Selbstbild (teacher identity) von Ärzt*innen wurde als günstiger Prädiktor für Lehrqualität identifiziert [1] und gilt als kontextabhängig bezüglich des klinischen Arbeitsumfelds sowie Fakultätsentwicklungsmaßnahmen [2]. In einem Transformationsprozess eines Versorgungs- zum Universitätsklinikum und damit einhergehenden Lehrbetrieb erscheint es hoch relevant, das Selbstbild empirisch zu erfassen, um bedarfsgerechte Fakultätsentwicklung und medizindidaktische Begleitung leisten zu können:
- 1.
- Welches Lehrenden-Selbstbild haben Ärzt*innen im Übergang von einem Versorgungs- in ein Universitätsklinikum?
- 2.
- Wie hängt dieses mit Zugehörigkeitsgefühl zu Universitätsklinik und medizinischer Fakultät zusammen?
- 3.
- Zeigen sich Unterschiede für Ärzt*innen mit variierendem Ausbildungsgrad, Lehrerfahrung und bisheriger Teilnahme an medizindidaktischen Angeboten?
Methoden: n=147 (Rücklauf 22%) FragebogenteilnehmerInnen: Zugehörigkeitsgefühl (1-6); Ausbildungsgrad (Facharzt oder höher ja/nein); Lehrerfahrung (ja/nein); erfolgte Teilnahme an medizindidaktischen Angeboten (ja/nein); „Teacher Identity“ Skalen nach [3] in der deutschsprachigen Version von Kleist von Retzow JC (persönliche Mitteilung). Fragestellung (1.) wurde deskriptiv (2.) mittels Pearson Korrelationen, (3.) varianzanalytisch (ANOVA) ausgewertet (Effektstärke Cohen’s η²=.01 (kleiner), .06 (mittlerer) und .14 (großer Effekt)).
Ergebnisse: Cronbach’s a der Skalen zum Selbstbild erzielte z.T. eine unzureichende Reliabilität ähnlich zur Originalpublikation [3]. Faktorenanalytisch wurde eine optimierte Zusammensetzung (a>.69) resultierend in folgenden Skalen vorgenommen: Globales Selbstbild; Lehrzufriedenheit; Zugehörigkeit zur Lehrgemeinschaft; Bereitschaft zur Lehrentwicklung; Lehrverantwortung; Lehre am Patienten; Honorierung.
- 1.
- Das Lehrenden-Selbstbild fällt über die Skalen hinweg positiv aus (M=3.16-3.96 (Skala 0-5); SD=.68-.97).
- 2.
- Zugehörigkeitsgefühl zu Universitätsklinik und Fakultät hängen mit dem Selbstbild klein bis moderat zusammen (ρ=.19-.49).
- 3.
- Bereitschaft zur Lehrentwicklung fällt bei Ärzt*innen in Weiterbildung (34% des Samples) moderat höher aus (η²=.09). Lehrerfahrung (68%) wirkt sich mit kleinen Effekten auf globales Selbstbild, Lehrzufriedenheit und Lehrverantwortung (η²=.03-.05) aus. Bei Teilnahme an didaktischen Angeboten (42%) zeigen sich Gruppenunterschiede auf allen Selbstbildskalen mit variierenden Effektstärken (η²=.03-.14).
Diskussion: Die optimierte Skalenzusammensetzung ergibt ein solides Messinstrument. Die differenzierte Betrachtung ermittelt ein begünstigtes Selbstbild für Ärzt*innen mit bereits absolvierten didaktischen Angeboten, allerdings lässt eine 42% Teilnahmerate an diesen ein überwiegend lehraffines Sample annehmen. Die erhöhte Bereitschaft zur Lehrentwicklung bei Ärzt*innen in Weiterbildung, deutet auf eine Integration des Konstrukts Weiterbildung in die allgemeine professionelle Identität hin.
Literatur
- 1.
- Cantillon P, Dornan T, De Grave W. Becoming a Clinical Teacher: Identity Formation in Context. Acad Med. 2019;94(10):1610-1618. DOI: 10.1097/ACM.0000000000002403
- 2.
- van Lankveld T, Thampy H, Cantillon P, Horsburgh J, Kluijtmans M. Supporting a teacher identity in health professions education: AMEE Guide No. 132. Med Teach. 2021;43(2):124-136. DOI: 10.1080/0142159X.2020.1838463
- 3.
- Starr S, Haley HL, Mazor KM, Ferguson W, Philbin M, Quirk M. Initial Testing of an Instrument to Measure Teacher Identity in Physicians. Teach Learn Med. 2006;18(2):117-125. DOI: 10.1207/s15328015tlm1802_5