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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

16.-17.09.2021, Zürich, Schweiz (virtuell)

Augsburger Lehr-Lerncharta Humanmedizin – Haltungen und Selbstregulation im Medizinstudium

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Nicolas Krapp - Universität Augsburg, Department of Medical Education Augsburg (DeMEdA), Augsburg, Deutschland
  • Christoph Schindler - Universität Augsburg, Department of Medical Education Augsburg (DeMEdA), Augsburg, Deutschland
  • Thomas Rotthoff - Universität Augsburg, Department of Medical Education Augsburg (DeMEdA), Augsburg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Zürich, Schweiz, 16.-17.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV20-02

doi: 10.3205/21gma075, urn:nbn:de:0183-21gma0751

Veröffentlicht: 15. September 2021

© 2021 Krapp et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung/Zielsetzung: In einem Blended-Learning-Konzept, in dem die Vor- und Nachbereitung der rein fakultativen Präsenzveranstaltungen mit Online-Ressourcen ein Schlüsselelement darstellt, ist ein hohes Maß an Selbstregulation seitens der Studierenden notwendig. Vor diesem Hintergrund wird die Entwicklung der Augsburger Lehr-Lerncharta als Instrument vorgestellt, um die Studierenden zu Studienbeginn in einen reflexiven Prozess eintreten zu lassen, in dem sie Prinzipien für das eigene Lernen, das gemeinsame Lernen mit Mitstudierenden und für die Zusammenarbeit mit Lehrenden und der Fakultät erarbeiten.

Methoden: In der Einführungswoche zum WS 19/20 wurde durch zwei Fakultätsmitarbeiter ein strukturierter Prozess angestoßen. Die Studierenden erarbeiteten zunächst individuell ihre Erwartungen an das eigene und gegenseitige Verhalten in vier Bereichen (Selbst, Mitstudierende, Lehrende, Fakultät), diskutierten diese dann in moderierten Kleingruppen und präsentierten die Ergebnisse im Plenum. Durch eine gewählte Gruppe von Studierenden wurde hieraus eine strukturierte Sammlung an Leitsätzen (die Lehr-Lerncharta) erarbeitet, die bei der offiziellen Aufnahmeveranstaltung in die Fakultät durch die Dekanin, den Studiendekan stellvertretend für die Lehrenden und alle Studierenden durch Unterschrift ratifiziert wurde.

Ergebnisse: Die erarbeitete Charta deckt in den Gebieten „Eigenverantwortung“, „Verantwortung gegenüber Kommilitoninnen und Kommilitonen“, „Kooperation mit den Lehrenden“ und „Kooperation mit dem Team Studiengangsentwicklung und Management“ ein differenziertes und vielfältiges Bild von Erwartungen und Verantwortlichkeiten ab. Fokusgruppeninterviews sowie die Evaluation zur Umsetzung der Leitsätze im ersten Semester stehen aktuell noch aus.

Diskussion: Die Beteiligung der Studierenden an der Entwicklung der Charta war aktiv und engagiert. Im Entwicklungsprozess und Ergebnis wurde deutlich, dass die Charta weit über die bloße „Selbstverpflichtung zum fleißigen Lernen“ hinaus geht und nach unserer Einschätzung einen wichtigen Grundstein für die Lehr-Lernkultur im neuen Curriculum sowie die spätere intra- und interprofessionelle Zusammenarbeit legt. Sie kann so auch Ausgangspunkt für die Entwicklung der im Nationalen kompetenzorientierten Lernzielkatalog für Medizin [http://www.nklm.de] verankerten „Persönlichkeitsmerkmale und Haltungen wie Verantwortungsübernahme, Teamfähigkeit und die Bereitschaft sich kontinuierlich fachlich und persönlich weiterzuentwickeln“ sein. Inwiefern die Leitsätze tatsächlich Eingang in die Lehr-Lernpraxis gefunden haben und ob sich daraus eine verbesserte Kompetenzentwicklung ergibt, ist Gegenstand unserer aktuellen Forschung.

Take Home Messages: Ein reflexiver Prozess zu Beginn des Studiums – hier in Form der Lehr-Lerncharta – kann als Ausgangspunkt für eine Kultur des selbstregulierten Lernens, des respektvollen und konstruktiven Umgangs miteinander und die Entwicklung von ärztlichen Werten und Haltungen dienen.