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Gemeinsamkeiten und Unterschiede beim Erleben und Bewerten der Netzwerkbildung von deutschen und internationalen Medizinstudierenden
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Veröffentlicht: | 24. November 2017 |
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Fragestellung: Internationale Medizinstudierende fallen an ihren Studienorten durch schwächere Studienleistungen und längere Studiendauer auf. Bei der Ursachenforschung bleibt der Aspekt der Integration in die lokale Studierendenschaft aber trotz seiner Relevanz [1] für den Studienerfolg meist unbeleuchtet. Untersuchungen deuten darauf hin, dass das Medizinstudium einerseits zwar eher die Bildung enger Semesterverbände fördert [2], andererseits die Integration internationaler Medizinstudierender problembehaftet [3] ist. Wir haben daher die Frage gestellt, wie internationale und deutsche Medizinstudierende die Integration und Netzwerkbildung innerhalb der medizinischen Studierendenschaft erleben und für ihr Studium nutzen.
Methoden: Wir befragten 27 deutsche und internationale vorklinische Medizinstudierende zu ihrer Netzwerkbildung bei Studienstart, der Netzwerkpflege während des Studiums, den Vor- und Nachteilen der Studiennetzwerke sowie zur Interaktion zwischen deutschen und internationalen Medizinstudierenden. Die qualitative Datenanalyse der Interviewtranskripte lehnen wir an die konstruktivistische Grounded Theory Methodologie an.
Ergebnisse: Die Datenanalyse ergab fünf Kategorien (A-E) die Zugang und Erhalt der studentischen Netzwerke regulieren. Zunächst ist das Medizinstudium durch Leistungsanforderungen und Vergleichsprozesse untereinander gekennzeichnet (A). In diesem Kontext führen interpersonelle Ähnlichkeiten (B) und eine Kosten-Nutzen Abwägung (C) zu Selbst- und Fremdselektion (D & E). Sowohl deutsche als auch internationale Studierende beschreiben Inhalte dieser Kategorien, bewerten diese Erlebnisse und die daraus resultierenden Konsequenzen für ihr Studium jedoch grundsätzlich unterschiedlich.
Diskussion: Deutsche und internationale Studierende nehmen die sozialen Rahmenbedingungen im Medizinstudium zwar einheitlich wahr, zeigen darauf allerdings unterschiedliche Reaktionen. Diese könnten in Zukunft Gegenstand von gezielten Interventionen sein.
Literatur
- 1.
- Tinto V. Dropout from Higher Education: A Theoretical Synthesis of Recent Research. Rev Educ Res. 1975;45(1):89-125. DOI: 10.3102/00346543045001089
- 2.
- Lovell B. 'We are a tight community': social groups and social identity in medical undergraduates. Med Educ. 2015;49(10):1016-1027. DOI: 10.1111/medu.12781
- 3.
- Malau-Aduli BS. Exploring the experiences and coping strategies of international medical students. BMC Med Educ. 2011;11:40. DOI: 10.1186/1472-6920-11-40