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Kommunikationslehre in der Tiermedizin – Status quo
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Veröffentlicht: | 31. August 2015 |
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Fragestellung/Einleitung: Kommunikation oder sonstige „Soft Skills“ sind in Deutschland in der derzeit gültigen Tierärztlichen Approbationsverordnung nicht aufgeführt. Die Vermittlung von kommunikativen Fertigkeiten findet hauptsächlich im praktischen Jahr (PJ) während Konsultationen im Klinikalltag oder Seminaren paraklinischer Fächer statt. Am Beispiel der Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) findet sich keine festgelegte Regelung, ob und wie oft Studierende selbstständige Gespräche mit Patientenbesitzern führen dürfen oder sollen [https://info.tiho-hannover.de/cgi-sbin/aushang.pdf?_d=5_20121002]. Ziel dieser Untersuchung war es, herauszufinden, ob die bisherige Vermittlung von Kommunikationsfertigkeiten effektiv ist.
Methoden: In einem Modelversuch an der Klinik für Kleintiere der TiHo durchlaufen Studierende des PJ seit Februar 2014 einen OSCE zu ausgewählten klinisch-praktischen Fertigkeiten jeweils am Ende ihres PJ-Zyklus. In einer der 15 Stationen werden die kommunikativen Fertigkeiten der Studierenden evaluiert. Die Fertigkeiten von zwei Gruppen von Studierenden werden am Ende des Praktikums nach den gleichen Kriterien verglichen: mit oder ohne vorgeschaltete Trainingswoche im Clinical Skills Lab der TiHo. Parallel dazu fand eine Befragung der Tierärzte/-innen der Kleintierklinik der TiHo statt, um die gewünschte Tiefendimension hinsichtlich verschiedener Kompetenzen zu evaluieren [1].
Ergebnisse: Insgesamt absolvierten 68 Studierende die oben genannte OSCE ohne vorhergehendes Skills Lab Training. Von den 18 abgeprüften Items der verbalen und non-verbalen Kommunikation wurden innerhalb dieser Gruppe durchschnittlich 49% (9 Items) als korrekt durchgeführt bewertet. Minimal wurden 3 und maximal 16 korrekt durchgeführte Punkte erfasst. Die Befragung der Tierärzte/-innen ergab, dass alle Studierenden am Ende ihrer Ausbildung selbstständig aber unter Aufsicht eine vollständige Anamnese erhoben haben sollten.
Diskussion/Schlussfolgerung: Die objektiv-strukturierte Überprüfung der praktischen Fertigkeiten Tiermedizinstudierender im letzten Abschnitt des Studiums zeigt im Bereich der Kommunikation ein deutliches Defizit. Die bisherige Art der Vermittlung dieser Kompetenz bringt demnach nicht den gewünschten Erfolg. Mit der Einführung der Skills-Lab-Trainingswoche zu Beginn des Praktikums soll versucht werden, dieses Defizit auszugleichen. Die abschließende Auswertung der Interventionsgruppe wird zeigen, ob dieses Modell für den Ausbau dieser Fertigkeiten in der Tiermedizin dienen kann und auf andere Institute und Hochschulen ausgeweitet werden sollte. Die Befragung der Angestellten soll der Erstellung eines kompetenzorientierten Lehr-/Lernzielkatalogs dienen, der in Anlehnung an bestehende Lehrzielkataloge sich einer europäisch einheitlichen Norm annähern soll.