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„Besser Medizin studieren“ – Wie beurteilen Medizinstudierende der Universität Witten Herdecke Ihr Studium?
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Veröffentlicht: | 11. September 2014 |
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Text
Fragestellung/Einleitung: Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass Studierende ihr Medizinstudium als hohe Belastung erfahren und dass sich dies beispielweise negativ auf Empathie und Patientenorientierung auswirkt [3], [2], [1]. Ziel der Pilotstudie ist es zu erfahren, wie die Medizinstudierenden der UW/H Belastungen im Studium und ihre Lernumgebung einschätzen und welchen Veränderungsbedarf sie äußern.
Methoden: Es handelt sich um eine Pilotstudie in der mit Hilfe eines standardisierten Online-Fragebogens im Querschnittdesign bei den Medizinstudierenden der Universität Witten/Herdecke im Sommersemester 2013 Daten erhoben wurden. 163 Fragebögen von Studierenden des 1. bis 12. Semesters (Rücklauf ca. 36%) wurden ausgewertet.
Ergebnisse: Es zeigt sich insgesamt eine relativ hohe allgemeine Belastung der Studierenden (Distress Thermometer Mittelwert 5,97) v.a. aber im 3., 9. und 12. Fachsemester. Rund ein Drittel der Befragten geben ein reduziertes Wohlbefinden an (WHO 5 Mittelwert 14,9). Gesundheitliche Einschränkungen sind im Bereich Erschöpfung am größten.
In der Lernumgebung zeigen sich sowohl positive als auch negative Einflussfaktoren.
Es wird deutlich, dass negative ärztliche Vorbilder als wesentlich belastender erlebt werden als die Begegnung mit herausfordernden, final erkrankten oder bewusstlosen Patienten.
Das Verhältnis zu den Kommilitonen und den Dozenten wird überwiegend positiv bewertet (Warmometer; Mittelwert: 32 bzw. 27 Grad). Insgesamt wird das Studium als praxisnah und patientenorientiert beschrieben.
Die Studienteilnehmer wünschen sich v.a. Veränderungen in den Bereichen Organisation und Struktur, Lehre und Didaktik sowie mehr persönliches Feedback und Prüfungen, die ihnen helfen Kompetenzen und Lernbedarf besser einschätzen zu können.
Diskussion/Schlussfolgerung: Das Studium an der UWH wird von ihren Medizinstudierenden als praxisnah und patientenorientiert erfahren. Gleichwohl zeigt u.a. das hohe Stresserleben Entwicklungsbedarf an. Die Veränderungswünsche der Studierenden können hier wichtige Hinweise geben. Für die Entwicklung konkreter Handlungsoptionen ist die aktive Einbeziehung und Mitwirkung von Studierenden und Lehrenden geplant.
Literatur
- 1.
- Haque OS, Waytz A. Dehumanization in Medicine: Causes, solutions, and functions. Perspect Psychol Sci. 2012;7(2):176-186.
- 2.
- Neumann M, Edelhaeuser F, Tauschel D, Fischer MR, Wirtz M, Woopen C, Haramati A, Scheffer C. Empathy decline and its reasons: a systematic review of studies with medical students and residents. Acad Med. 2011;86(8):996-1009. DOI: 10.1097/ACM.0b013e318221e615
- 3.
- Pederson R. Empirical research on empathy in medicine - A critical review. Patient Educ Couns. 2009;79(3):307-322. DOI: 10.1016/j.pec.2009.06.012