gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

26.09. - 28.09.2013, Graz, Österreich

Ein interprofessionelles Curriculum zur Vermittlung von Wissen über Gesundheitssysteme anhand realer Patientenfälle

Vortrag

Suche in Medline nach

  • corresponding author Daniel Tolks - Klinikum der LMU München, Lehrstuhl für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland
  • Martin R. Fischer - Klinikum der LMU München, Lehrstuhl für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin, München, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Graz, 26.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocV20_05

doi: 10.3205/13gma265, urn:nbn:de:0183-13gma2652

Veröffentlicht: 20. August 2013

© 2013 Tolks et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Hintergrund: Aufgrund der steigenden Anforderungen und finanziellen Restriktionen internationaler Gesundheitssysteme wird die Vermittlung von Wissen über Gesundheitssysteme im Studium der Human-, Zahnmedizin, Pflege-, Gesundheits- und Wirtschaftwissenschaften immer relevanter [1]. Obwohl die einhellige Meinung vorherrscht, dass die Herausforderungen nur in Zusammenarbeit aller Disziplinen im Gesundheitswesen bewältigt werden kann [2], [3], existieren bislang nur wenig Curricula, die auf eine Vermittlung von Wissen über die Unterscheide internationaler Gesundheitssysteme abzielen [4].

Seit dem Jahr 1999 läuft das Austauschprogramm USEUMEE (United States-Europe Medical Educational Exchange Program) zwischen Universitäten in Deutschland, USA, Dänemark und Schweden. Medizinstudenten begleiten dabei einen Patienten im Gesundheitssystem des jeweiligen Gastlandes. Ziel war es, den Austauschstudenten einen umfassenderen Blick in das jeweilige Gesundheitssystem zu ermöglichen. Jeder Student formuliert eine Fallbeschreibung mit einer Einschätzung zu einer Reihe von Perspektiven aus das jeweilige Gesundheitssystem.

Basierend auf den entwickelten Patientenfällen wurde ein Curriculum für ein interdisziplinäres Seminar zur Gesundheitssystemanalyse für Studenten der Fächer Human- und Zahnmedizin, Pflege- und Wirtschaftswissenschaften entwickelt.

Frage: Ist ein fallbasiertes interdisziplinäres Curriculum ein geeignetes Modell zur Vermittlung von Kenntnissen zur internationalen Gesundheitssystemvergleichsanalyse?

Struktur/Methoden: Die internationalen Patientenfälle wurden als Grundlage für die Entwicklung eines neuen Seminarcurriculums im Studium fundamentale an der Universität Witten/Herdecke genutzt. Die Fälle wurden gekürzt und Fragenstellungen zur Bearbeitung durch die Studenten entwickelt [5].

Die Seminarteilnehmer bearbeiteten gemeinsam seit dem Wintersemester 2010 in insgesamt drei Semestern nach einer modifizierten Case Method [6] an den verschiedenen Fragestellungen. Als Grundlage wurden die adaptierten Patientenfälle und Zeitungsartikel genutzt, um die Gesundheitssysteme von Deutschland, Dänemark und den USA zu vermitteln. Im zweiwöchigen Wechsel wurden Präsenzphasen und Gruppenarbeitsphasen durchgeführt. Zu Beginn der Gruppenarbeitsphase wurden Impulsreferate zu den jeweiligen Gesundheitssystemen und zu dem Themenfeld der Gesundheitssystemanalyse gegeben. Des Weiteren wurde bei der Thematik USA explizit die Gesundheitsreform anhand von Journalbeiträgen und Zeitungsartikel bearbeitet.

Am Ende jedes Semesters wurde eine Evaluation anhand eines standardisierten Fragebogens (14 Items mit Likert-Skala, (1=geringster Wert, 5=höchster Wert) und vier Freitextfragen) sowie einer Feedbackrunde durchgeführt.

Ergebnisse: Die Lehrveranstaltung wurde von 21 Studierenden evaluiert und durchgehend positiv eingeschätzt. Die größte Zustimmung die Bedeutung des Themas (MW 3,95), der geringste Wert wurde bei dem Item: „Ich habe etwas für mich und meine persönliche Entwicklung gelernt“ (MW 3,19) festgestellt. In den Feedbackrunden wurde der Kurs als durchgehend positiv und hilfreich bewertet.

Schlussfolgerung: Ein fallbasierte interdisziplinäres Curriculum ist eine geeignete Methode zur Vermittlung von Inhalten zu internationalen Gesundheitssystemen darstellen und die kollaborative Arbeit der unterschiedlichen Disziplinen fördern. Ob das Kurskonzept auch in einem größeren Rahmen eingesetzt werden kann, wird im WS 2013/2014 an der Medizinischen Fakultät der LMU München erprobt.


Literatur

1.
Starfield B. Global health, equity, and primary care. J Am Board Fam Med. 2007;20(6):511-513. DOI: 10.3122/jabfm.2007.06.070176 Externer Link
2.
Bodenheimer TS, Grumbach K. Understanding Health Policy: A Clinical Approach. 5. Aufl. New York: Mcgraw Hill Book Co; 2008.
3.
Simon M. Das Gesundheitssystem in Deutschland. Eine Einführung in Struktur und Funktionsweise. 3. Aufl. Bern: Huber; 2009.
4.
Battat R, Seidman G, Chadi N, Chanda MY, Nehme J, Hulme J, Li A, Faridi N, Brewer TF. Global health competencies and approaches in medical education: a literature review. BMC Med Educ. 2010;10:94. DOI: 10.1186/1472-6920-10-94 Externer Link
5.
Armstrong EG, Fischer MR. Comparing health care delivery systems--initiating a student exchange project between Europe and the United States. Med Educ. 2001;35(7):695-701. DOI: 10.1046/j.1365-2923.2001.00992.x Externer Link
6.
Barnes LB, Christensen CR. Teaching and the Case Method: Text, Cases, and Readings. 3. Aufl. Havard: Harvard Business; 1994.