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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

26.09. - 28.09.2013, Graz, Österreich

Messung des diagnostisch-therapeutischen Schließens in der Zahnmedizin: ein Skript-Konkordanz-Test in der Zahnerhaltungskunde

Vortrag

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  • corresponding author Martin Boeker - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik, Freiburg, Deutschland
  • Christian Kapaun - Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Freiburg, Abteilung für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie, Freiburg, Deutschland
  • Laura Raden - Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Freiburg, Abteilung für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie, Freiburg, Deutschland
  • Petra Hahn - Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Freiburg, Abteilung für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie, Freiburg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Graz, 26.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocV15_03

doi: 10.3205/13gma237, urn:nbn:de:0183-13gma2370

Veröffentlicht: 20. August 2013

© 2013 Boeker et al.
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Gliederung

Text

Zielsetzungen: Zur Messung der Leistungsfähigkeit von Studierenden im diagnostisch-therapeutischen Schließen in der Zahnerhaltungskunde wurde ein Skript-Konkordanz-Test (SCT) entwickelt und evaluiert. Die Ergebnisse des SCT wurden mit den Ergebnissen eines parallel durchgeführten MC-Tests verglichen. Die psychometrischen Eigenschaften verschiedener Auswertungsmethoden des SCT wurden miteinander verglichen.

Hintergründe: In der Humanmedizin wird das diagnostische Schließen (clinical reasoning) seit über 30 Jahren erforscht. Dabei wurden mehrere miteinander konkurrierende und sich ergänzende Modelle des klinischen Denkens entwickelt [1], [2]. Die Eignung des SCT zur Überprüfung der Fähigkeiten zum klinischen Denken wird gegenwärtig intensiv erforscht [3]. Es gibt Ansätze die Konzepte der Humanmedizin bezüglich des klinischen Denkens auf die Zahnmedizin zu übertragen, wobei sich allerdings zeigt, dass in der Zahnmedizin das diagnostische Denken viel stärker mit dem therapeutischen Denken verbunden ist. Mit dieser Arbeit übertragen wir die Messmethoden des SCT erstmalig in die Zahnmedizin.

Methoden: Es wurde ein SCT mit 140 Items in 22 Fällen und eine MC-Klausur mit 57 Items beide aus dem Gebiet der Zahnerhaltungskunde für diese Studie entwickelt. Es wurden in zwei aufeinanderfolgenden Jahrgängen beide Tests in einem gekreuzten Design mit 58 Studierenden aus dem 9./ 10. Fachsemester Zahnheilkunde durchgeführt, die die Veranstaltungen zur Zahnerhaltungskunde vollständig besucht hatten. Zur Berechnung der SCT-Skala wurde ein Panel aus 13 Experten verwendet. Verschiedene methodische Ansätze zur Berechnung der Skalen wurden eingesetzt und verglichen [4]. Zur einfacheren Interpretation der SCT-Skalen wurde eine Skalentransformation verwendet, die den Mittelwert des Expertenpanels auf 80 mit einer Standardabweichung (SD) von 5 setzt [5].

Ergebnisse: Nach Itemanalyse lag die Reliabilität der MC-Prüfung bei einem Cronbach alpha von 74.9%, die Reliabilität des SCT bei 92.1%. Der SCT Mittelwert der Studierenden von 71,7 (Median 72,4) liegt etwas weniger als 2 SD niedriger als der Mittelwert der Experten (80.0, p<0.001). Es konnte keine signifikante Korrelation zwischen den Ergebnissen des SCT und des MC festgestellt werden. Dies entspricht den Ergebnissen aus der Literatur und kann dahingehend interpretiert werden, dass der SCT ein anderes Konstrukt als der MC misst. Mit alternativen SCT-Auswertungsmethoden konnten die oben dargestellten Ergebnisse in stärker ausgeprägter Form bestätigt werden.

Schlussfolgerungen: Wir haben einen Skript-Konkordanz-Test zur Messung der Leistungsfähigkeit im diagnostisch-therapeutischen Schließen erstmalig für die Zahnmedizin entwickelt. Der SCT hat eine hohe Reliabilität und es konnte damit ein signifikanter Unterschied der Leistungsfähigkeit im klinischen Denken zwischen Studierenden und Experten festgestellt werden.


Literatur

1.
Norman G. Research in clinical reasoning: past history and current trends. Med Educ. 2005;39(4):418–427. DOI: 10.1111/j.1365-2929.2005.02127.x Externer Link
2.
Durning SJ, Artino AR, Schuwirth L, van der Vleuten C. Clarifying Assumptions to Enhance Our Understanding and Assessment of Clinical Reasoning. Acad Med. 2013;88(4):442–448. DOI: 10.1097/ACM.0b013e3182851b5b Externer Link
3.
Dory V, Gagnon R, Vanpee D, Charlin B. How to construct and implement script concordance tests: insights from a systematic review. Med Educ. 2012;46(6):552–563.
4.
Bland AC, Kreiter CD, Gordon JA. The psychometric properties of five scoring methods applied to the script concordance test. Acad Med. 2005;80(4):395–399. DOI: 10.1097/00001888-200504000-00019 Externer Link
5.
Charlin B, Gagnon R, Lubarsky S, Lambert C, Meterissian S, Chalk C, Goudreau J, van der Vleuten C. Assessment in the Context of Uncertainty Using the Script Concordance Test: More Meaning for Scores. Teach Learn Med. 2010;22(3):180–186. DOI: 10.1080/10401334.2010.488197 Externer Link