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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

26.09. - 28.09.2013, Graz, Österreich

Vermitteln die etablierten Notfallkurse Ärzten im Sanitätsdienst der Bundeswehr genügend Sicherheit für notärztliches Handeln im Auslandseinsatz? Eine Pilotstudie im Rahmen eines neuartigen Ausbildungskonzepts am Bundeswehrkrankenhaus Ulm

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  • corresponding author Wolfgang Öchsner - Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Deutschland
  • Florent Josse - Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Ulm, Deutschland
  • Sandra Geiler - Universität Ulm, Medizinische Fakultät, Ulm, Deutschland
  • Matthias Helm - Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Ulm, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Graz, 26.-28.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocP05_06

doi: 10.3205/13gma043, urn:nbn:de:0183-13gma0432

Veröffentlicht: 20. August 2013

© 2013 Öchsner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Traditionell werden sehr hochwertige Notfallkurse angeboten, um die Einsatzkompetenz von Notärzten zu stärken. Seit 1980 besteht das Ausbildungskonzept des Advanced Trauma Life Support (ATLS), auf dessen Basis das präklinische Versorgungskonzept des Prehospital Trauma Life Support (PHTLS) aufbaut.

Am Bundeswehrkrankenhaus (BWK) Ulm werden angehende Notärzte im Sanitätsdienst der Bundeswehr unter anderem nach dem PHTLS-Konzept geschult; zusätzlich erhalten sie ein skills training bezogen auf die invasiven Notfalltechniken. Derartige Trainings sind auch andernorts etabliert und prinzipiell geeignet, die notärztliche Handlungssicherheit zu optimieren.

Da Bundeswehrärzte im Rahmen ihrer Auslandseinsätze in die Lage kommen können, unter sehr speziellen Bedingungen und Anforderungen notfallmedizinisch arbeiten zu müssen, wurde am BWK Ulm zusätzlich ein neuartiges, spezifisches Teamtraining Taktische Verwundetenversorgung (TT-TVV) konzipiert, das diese speziellen Bedingungen gemäß den Prinzipien des Tactical Combat Casualty Care (TCCC) simuliert. Dieses TT-TVV ist jedoch mit hohem Ressourcenaufwand verbunden.

Fragestellung: Die Pilotstudie soll Hinweise liefern, inwieweit bereits die traditionell etablierten Notfallkurse, die im Vergleich zum neuartigen Ulmer TT-TVV weniger ressourcenaufwändig sind, notärztliche Handlungssicherheit unter militärischen Einsatzbedingungen vermitteln können.

Methode: Die zum neuartigen TT-TVV angemeldeten Bundeswehrärzte (n=15) wurden vor diesem Lehrgang schriftlich zu 13 verschiedenen Aspekten notärztlicher Handlungssicherheit befragt, zum einen in geschützter Umgebung („unter Hörsaalbedingungen“) und zum anderen unter Einsatzbedingungen. Alle befragten Ärzte hatten zuvor die etablierten Ausbildungsmodule des PHTLS und das skills training Modul erfolgreich absolviert.

Die Handlungssicherheit wurde über Selbsteinschätzungsskalen („Ich traue mir zu, folgende medizinische Maßnahmen sicher durchzuführen“) auf einer Likert-Skala von 1=trifft gar nicht zu bis 6=trifft völlig zu abgefragt. Im Anschluss erfolgte ein t-Test für abhängige Stichproben zur Ermittlung von Mittelwertunterschieden in den einzelnen abgefragten Maßnahmen.

Ergebnisse: Die Befragungsergebnisse zeigen, dass bei 10 von 13 abgefragten notärztlichen Maßnahmen die Sicherheit in der Durchführung unter Einsatzbedingungen signifikant geringer ist als unter Hörsaalbedingungen (siehe Tabelle 1 [Tab. 1]).

Diskussion und Schlussfolgerung: Einschränkend muss methodisch die kleine Fallzahl und die Erfassung der notärztlichen Handlungssicherheit über Selbsteinschätzungsskalen angeführt werden. Die Ergebnisse der Pilotstudie deuten aber darauf hin, dass die traditionelle notärztliche Ausbildung nicht ausreicht, um Handlungssicherheit auch unter militärischen Einsatzbedingungen zu vermitteln. Das spricht dafür, dass der erhöhte Ressourcenaufwand des neu konzipierten Ulmer Teamtrainings TT-TVV gerechtfertigt ist [1], [2], [3].


Literatur

1.
Bernhard M, Zink W, Sikinger M, Aul A, Helm M, Mutzbauer TS, Doll S, Völkl A, Gries A. Das Heidelberger Seminar Invasive Notfalltechniken" (INTECH) 2001-2004. Detaillierte Auswertung eines praxisorientierten notfallmedizinischen Ausbildungskonzepts. Notfall Rettungsmed. 2005;8:399-407. DOI: 10.1007/s10049-005-0761-3 Externer Link
2.
Helm M, Lührs J, Josse F, Kremers G, Weller N, Lampl L. Konzept zur Basisausbildung von Notärzten im Sanitätsdienst der Bundeswehr. Notfall Rettungsmed. 2012;15(2):146-151. DOI: 10.1007/s10049-011-1478-0 Externer Link
3.
Lührs J, Lampl L, Helm M. PHTLS – nicht nur ein Konzept zum präklinischen Traumamanagement. Wehrmed Mschr. 2008;5:119-124.