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Protrusionen? Das sind einfach Vorwölbungen." - Alltagssprache und Fachsprache am Krankenbett*
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Veröffentlicht: | 5. August 2010 |
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Text
Fragestellung: Das Medizinstudium fördert die Beherrschung und Verwendung medizinischer Fachsprache durch die Studierenden, geht aber nur unsystematisch auf die Bedeutung der Verständlichkeit ärztlicher Sprache für die Arzt-Patient-Beziehung ein und bietet kaum Hilfestellung, wie Fachtermini für Patienten verständlich vermittelt werden können. Diesem Defizit zu begegnen ist Ziel des innerhalb des Lehrprojekts EISBÄR/PJ-STArT-Block angesiedelten Teilprojekts „Übersetzung von Fachsprache in Alltagssprache“.
Dieser Beitrag geht der Frage nach, wie die Studierenden beim Erklären von Fachbegriffen sprachlich vorgehen, was dies über ihre Kompetenz, Fachsprache in Alltagssprache zu übertragen, verrät und welche Anregungen sich daraus für eine verbesserte Lehre ergeben.
Methodik: Eingebettet in eine Vorbereitungswoche zum Praktischen Jahr, in der auf einer Simulationsstation Studierende im 10. Semester medizinische Aufgaben inhaltlich und kommunikativ bewältigen, rückt das genannte Teilprojekt die Verständlichkeit ärztlicher Fachsprache in den Fokus. Die Studierenden müssen Simulationspatienten, die so geschult sind, dass sie explizit Fachbegriffe nachfragen, einen Befund (Magnetresonanztomogramm der Lendenwirbelsäule) erklären. Direkt im Anschluss geben die Simulationspatienten den Studierenden in Bezug auf Verständlichkeit Feedback. Die Gespräche werden videographiert und mit den Studierenden im Hinblick auf Vorgehensweise zur Begriffsexplizierung, Verständlichkeit und Verständnissicherung besprochen. Zur Orientierung werden gelungene Beispiele von Kommilitonen ebenso an die Hand gegeben wie leicht umsetzbare Anregungen aus der Linguistik [1], [2].
Zusätzlich werden Teile der Gespräche transkribiert und linguistisch diskursanalytisch untersucht.
Ergebnisse: Erste qualitative Auswertungen der Videobesprechungen sowie der Gesprächsanalysen zeigen, dass die Studierenden wenig geübt darin sind, fachsprachliche Inhalte einem Patienten verständlich zu machen. Ihre Vorgehensweisen, die sie eher unbewusst wählen, stehen einem zügigen, stringenten Erklären oft im Wege. Verständnissicherung spielt kaum eine Rolle. Das eigene sprachliche Handeln zum Analysegegenstand zu machen, empfanden die Studierenden als ungewohnt, aber sehr hilfreich.
Schlussfolgerungen: Die im PJ-STArT-Block entwickelte Simulation, in der das Erklären von Fachsprache Schwerpunkt ist, in Kombination mit einer Videobesprechung, die konkrete sprachliche Handreichungen liefert, kann helfen, für den Teilaspekt kommunikativen Handelns von Ärzten, der das Verständlichmachen von Fachsprache betrifft, zu sensibilisieren und besser und nachhaltig darauf vorbereiten.
Anmerkung
* Projekt im Rahmen des studienbeitragsgeförderten Lehrprojekts EISBÄR / PJ-STArT-Block (http://www.pjstartblock.uni-koeln.de) unter Beteiligung der folgenden Institutionen der Universität zu Köln: Medizinische Fakultät: Zentrum für Palliativmedizin (Prof. Dr. Voltz, PD Dr. Schiessl), Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie (PD. Dr. Albus, Prof. Dr. Obliers, Dr. Koerfer), Institut für Pharmakologie (Prof. Dr. Herzig, Dr. Matthes), Studiendekanat und Kölner Interprofessionelles Skills Lab und Simulationszentrum (Prof. Dr. Dr. Lehmann, Dr. Boldt, Dr. h.c. (RUS) Stosch), Institut für Geschichte und Ethik der Medizin (Prof. Dr. Karenberg, Prof. Dr. Dr. Schäfer) und Humanwissenschaftliche Fakultät: Institut für vergleichende Bildungsforschung und Sozialwissenschaften (Prof. Dr. Allemann-Ghionda)
Literatur
- 1.
- Brünner G. Die Verständigung zwischen Arzt und Patient als Experten-Laien-Kommunikation. In Klusen N, Fließgarten A, Nebling T. (Hrsg). Informiert und selbstbestimmt: Der mündige Bürger als mündiger Patient. (= Beiträge zum Gesundheitsmanagement Bd. 24). Baden-Baden: Nomos; 2009. S.170 - 188.
- 2.
- Meyer B. Medizinische Aufklärungsgespräche: Struktur und Zwecksetzung aus diskursanalytischer Sicht. Arbeiten zur Mehrsprachigkeit, Folge B (Nr. 8). Hamburg: Universität Hamburg: Sonderforschungsbereich Mehrsprachigkeit; 2000.