gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

23.09. - 25.09.2010, Bochum

Ein innovatives Modell zur Supervision vonVisitenführungskompetenzen im Praktischen Jahr

Vortrag

  • corresponding author presenting/speaker Nadja Köhl-Hackert - Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin, Heidelberg, Deutschland
  • author Markus Krautter - Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, Nierenzentrum Heidelberg, Sektion Nephrologie, Innere Medizin I, Heidelberg, Deutschland
  • author Lars Nagelmann - Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin, Heidelberg, Deutschland
  • author Jana Jünger - Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin, Heidelberg, Deutschland
  • author Christoph Nikendei - Medizinische Universitätsklinik Heidelberg, Allgemeine Klinische und Psychosomatische Medizin, Heidelberg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bochum, 23.-25.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10gma68

doi: 10.3205/10gma068, urn:nbn:de:0183-10gma0686

Veröffentlicht: 5. August 2010

© 2010 Köhl-Hackert et al.
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Gliederung

Text

Einführung: Die klinische Visite stellt eine der zentralen ärztlichen Aufgaben auf Station dar. Sie ist durch einen hohen Komplexitätsgrad gekennzeichnet, da sie sowohl medizinisch-fachliche, kommunikative, manuell-praktische, als auch teambezogene Kompetenzen des Arztes erfordert. Studenten des Praktischen Jahres wiesen bei der Visitenführung vor allem im Bereich der fokussierten körperlichen Untersuchung, ärztlichen Anordnungen und der Dokumentation einen deutlichen Trainingsbedarf auf [1]. Nationale und internationale Arbeiten zeigen zudem, dass die Ausbildung direkt auf Station unzureichend supervidiert wird und klinisch hochrelevante Tätigkeiten kaum erprobt werden können [2], [3]. Deshalb implementierten wir ein Supervisionsprogramm zur Visitenführung direkt auf Station durch speziell geschulte Ärzte.

Methode: N = 4 Ärzte wurden in der Supervision von Visiten und in der Gabe von strukturiertem Feedback geschult, die das Visitentraining auf den Stationen der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg durchführten. In einer ersten Pilotphase evaluierten wir das Programm bei n = 16 PJ-Studenten bezüglich der Machbarkeit und Akzeptanz in einer (i) quantitativen Analyse und (ii) qualitativen Fokusgruppen-Analyse. Nach Implementierung führten wir zum Wirksamkeitsnachweis (iii) eine kontrollierte Studie durch mit einer Interventionsgruppe (IG, n = 18), die über einen Zeitraum von 8 Wochen 10-12 Mal für jeweils 1 Stunde von den Supervisoren bei der Visitenführung beobachtet wurde und ein strukturiertes Feedback erhielt, sowie einer Kontrollgruppe (KG, n = 18), die eine zeitäquivalente Betreuung bekam, jedoch ausschließlich bei Patientenaufnahmen supervidiert wurde. Die Visitenführungskompetenz beider Gruppen wurde anhand von 3 klinischen Visitenszenarien mit Standardisierten Patienten (SP) bestimmt. Es wurden die Anzahl der erreichten fallspezifischen Prüfungsziele und die Eindrücke der SP erfasst.

Ergebnisse: Die Pilotstudie zeigte in der quantitativen Analyse, dass (i) das Programm als hilfreich erlebt wird (5.75 ±0.44; Likert-Scale 6 = stimme vollständig zu, 1 = stimme nicht zu), das klinische Sicherheitsgefühl erhöht (5.53 ±0.64) und das unabhängige Arbeiten auf Station fördert (4.80 ±1.01). Zur Vermittlung von Visitenführungskompetenzen trug der supervidierende Arzt (5.12 ±1.54) signifikant nachhaltiger bei als der Stationsarzt (3.50 ±2.23; p<.041). In der (ii) qualitativen Analyse wurde deutlich, dass das Programm einen „Großteil des Lernerfolges ausmacht (Student 2 und Student 3), da „die tägliche Arbeit auf Station meist nicht supervidiert wird (Student 1). Im Wirksamkeitsnachweis mittels kontrolliertem Design zeigte sich, dass (iii) von den Studenten der IG signifikant mehr definierte Lernziele im objektiven Rating erreicht wurden (p<.012).

Schlussfolgerung: Das Programm zur Supervision von PJ-Studenten direkt auf Station durch speziell geschulte Ärzte wird wertschätzend aufgenommen und erweist sich in einer kontrollierten Studie als wirksam. Das innovative Modell ist integraler Bestandteil der Ausbildung von PJ-Studenten an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg. Da für die Umsetzung weitere Ressourcen notwendig sind, sollten sich weitere Untersuchungen dem Thema der Kosteneffektivität zuwenden.


Literatur

1.
Nikendei C, Kraus B, Schrauth M, Briem S, Jünger J. Ward rounds: How prepared are future doctors? Med Teac. 2008;30(1):88-91. DOI: 10.1080/01421590701753468 Externer Link
2.
Schrauth M, Weyrich P, Kraus B, Jünger J, Zipfel S, Nikendei C. Lernen am späteren Arbeitsplatz: eine Analyse studentischer Erwartungen und Erfahrungen im “Praktischen Jahr”. Z Evidenz Fortbild Qual Gesundheitswesen. 2009;103(3):169–174. DOI: 10.1016/j.zefq.2008.05.005 Externer Link
3.
Van Der Hem-Stokroos HH, Scherpbier AJ, Van Der Vleuten CP, De Vries H, Haarman HJ. How effective is a clerkship as a learning environment? Med Teach. 2001;23(6):599-604. DOI: 10.1080/01421590127200 Externer Link