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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

23.09. - 25.09.2010, Bochum

Entwicklung von Studienbewerberauswahlverfahren

Vortrag

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  • corresponding author presenting/speaker Wolfgang Hampe - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Biochemie II, Hamburg, Deutschland
  • Christian Kothe - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Biochemie II, Hamburg, Deutschland
  • Dietrich Klusmann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Johanna Hissbach - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Biochemie II, Hamburg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Bochum, 23.-25.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10gma41

doi: 10.3205/10gma041, urn:nbn:de:0183-10gma0410

Veröffentlicht: 5. August 2010

© 2010 Hampe et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Das Hochschulrahmengesetz ermöglicht den Fakultäten, 60% der Studienanfänger in Medizin und Zahnmedizin selbst auszuwählen. Viele Fakultäten verwenden dennoch ausschließlich die Abiturnote als Auswahlkriterium oder setzen nicht validierte Verfahren wie z.B. Auswahlgespräche ein. Die Medizinische Fakultät Hamburg hat drei unterschiedliche Verfahren, den Naturwissenschaftstest HAM-Nat, das Multipli-Mini-Interview HAM-Int und den Test manueller Geschicklichkeit HAM-Man eingesetzt. Hier beschreiben wir die Praktikabilität, Reliabilität und Validität dieser Verfahren.

Methodik: Der HAM-Nat wurde 2006 und 2007 mit bereits zugelassenen Studienanfängern getestet und wird seit 2008 für die Auswahl von Studierenden eingesetzt. Der Test wurde mit Methoden der klassischen Testtheorie und der Item-Response-Theorie analysiert, um eine Datenbank mit geeigneten Fragen aufzubauen. Die Validierung erfolgt anhand der Studienerfolgsparameter Studienabbruch, Physikumserfolg und Klausurergebnisse.

Der HAM-Int ist ein OSCE-ähnliches Verfahren mit 12 je fünfminütigen Stationen, in denen den Bewerbern unterschiedliche Aufgaben gestellt werden, um ihre psychosozialen Kompetenzen zu erfassen. Aufbauend auf kanadischen Vorarbeiten [1] wurde der HAM-Int 2009 erstmals mit 75 Bewerbern durchgeführt. Der Generalisierbarkeitskoeffizient wurde als Maß für die Zuverlässigkeit des Verfahrens bestimmt.

Der HAM-Man ist ein Drahtbiegetest, der seit 2008 mit den Studienanfängern der Zahnmedizin erprobt wird.

Ergebnisse: Bei Studienanfängern, die nur aufgrund ihrer Abiturnote ausgewählt wurden, reduziert ein gutes Ergebnis im HAM-Nat die Wahrscheinlichkeit des Studienabbruchs deutlich. Die ersten Studierenden, die nach dem HAM-Nat ausgewählt wurden und sich somit auch anhand eines vorgegebenen Themenkataloges vorbereitet hatten, absolvieren im Sommer 2010 ihr Physikum, so dass die Studienabbruchszahlen der nach unterschiedlichen Verfahren zugelassenen Studierenden verglichen werden können. Die durchschnittlichen Ergebnisse von männlichen Bewerbern sind deutlich besser als die von weiblichen. Die interne Konsistenz des HAM-Nat liegt bei >0.8, durch die Item-Response-Analyse können besonders trennscharfe und geeignete Fragen für zukünftige Durchgänge ausgewählt werden. Der HAM-Nat ist ohne großen Personalaufwand auch für viele Hundert Bewerber durchführbar und rechtssicher.

Der Aufwand für die Durchführung des HAM-Int liegt etwa in der Höhe des Aufwandes von klassischen Interviews, hinzu kommt der nicht unerhebliche Zeitbedarf für die Erstellung der Stationen. Die Zuverlässigkeit des Verfahrens war höher als bei klassischen Interviewverfahren. Die durchschnittlichen Ergebnisse von weiblichen und männlichen Bewerbern waren ähnlich.

Der HAM-Man ist wie der HAM-Nat mit geringem Aufwand für große Bewerberzahlen durchführbar. Die Bewertung erfolgte unabhängig durch 2 Mitarbeiter der Kieferorthopädie mit einer sehr hohen Interraterreliabilität. Er soll dazu dienen, den Misserfolg in den zahnmedizinischen Kursen zu reduzieren. Der HAM-Man soll ab 2010 für die Auswahl der Zahnmedizinstudierenden eingesetzt werden.

Schlussfolgerungen: Die Entwicklung von validen, reliablen und rechtssicheren Auswahlverfahren ist möglich und kann neben der Auswahl von geeigneteren Bewerbern zur Schärfung des fakultären Profils beitragen.


Literatur

1.
Eva KW, Reiter HI, Trinh K, Wasi P, Rosenfeld J, NJorman GR. Predictive validity of the multiple mini-interview for selecting medical trainees. Med Educ. 2009;43(8):767-775. DOI: 10.1111/j.1365-2923.2009.03407.x Externer Link