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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

02.10. - 05.10.2008, Greifswald

Allgemeinmedizin im Wandel? Eine Befragung von Studierenden der Humanmedizin über den Berufswunsch „Allgemeinmedizin“ und vergleichende Betrachtungen mit einer ähnlichen Umfrage aus dem Jahr 1988

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  • corresponding author Veronika Rufer - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Kyra Beuermann - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • author Ulrich Schwantes - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Justus Welke - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung - GMA. Greifswald, 02.-05.10.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08gma65

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/gma2008/08gma065.shtml

Eingereicht: 11. Juni 2008
Überarbeitet: 6. August 2008
Angenommen: 6. August 2008
Veröffentlicht: 19. August 2008

© 2008 Rufer et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung: Deutschland steht ein Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten bevor; um diesen zumindest zu lindern findet derzeit eine Förderung des Fachs Allgemeinmedizin statt, zum einen durch die Co-Finanzierung der Weiterbildung, zum anderen auf universitärer Ebene. Ein wichtiger Baustein der universitären Ausbildung, das „Blockpraktikum Allgemeinmedizin“, möchte den Studierenden hausärztliche Medizin praxisnah vermitteln und ihnen dabei die Fachrichtung näher bringen.

Eine Befragung von Studierenden vor und nach Absolvieren des Blockpraktikums soll dessen Auswirkungen auf das Ansehen der Allgemeinmedizin und den Wunsch zur Weiterbildung in diesem Fachgebiet erhellen.

Die Befragung wird mit einer ähnlich gestalteten Umfrage aus dem Jahr 1988 verglichen; Ziel ist es hierbei festzustellen, ob ein Wandel der Haltungen gegenüber dem Fachgebiet Allgemeinmedizin in den letzten 20 Jahren eingetreten ist.

Methode: Die Befragung erfolgt mittels eines standardisierten Fragebogens vor und nach dem „Blockpraktikum Allgemeinmedizin“ und richtet sich an Studierende der Humanmedizin im 6. klinischen Semester der Charité. Der Fragebogen wurde von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts für Allgemeinmedizin in einem Pilot-Test bezüglich Verständlichkeit und Eindeutigkeit optimiert.

Ergebnisse: Der Rücklauf der ausgefüllten Erhebungsbögen wird im August 2008 vollständig sein. Nach den ersten fünf Blockpraktikums-Wochen sind 87 Fragebögen bereits eingegangen; dies entspricht einer Antwortquote von 54%. 69% der Studierenden fanden das Blockpraktikum interessant, 5% uninteressant.

11% der Studierenden geben an, eventuell als Allgemeinärztin/-arzt arbeiten zu wollen; im Jahr 1988 waren es noch 26% der Studierenden.

1988 wollten sich 54% der Studierenden niederlassen, heute sind es nur noch 31%. Aktuell möchte die Mehrheit der Studierenden (53%) im Krankenhaus arbeiten; im Jahr 1988 wollten das nur 28%. Die favorisierten Fachrichtungen sind derzeit Pädiatrie (19%), Innere Medizin (17%), Chirurgie (13%) und Gynäkologie (11%).

84% der Studierenden schätzen das Ansehen des Fachs in der Öffentlichkeit als groß bis mittelgradig ein; dies entspricht in etwa der Einschätzung von vor 20 Jahren. Das Ansehen der Allgemeinmedizin ist ebenso wie die Einschätzung der fachlichen Anforderungen nach Absolvieren des Blockpraktikums um 31% bzw. 11% gestiegen; insgesamt werden die fachlichen Anforderungen der hausärztlichen Medizin nach dem Praktikum überwiegend (von 72% der Studierenden) als hoch bis sehr hoch eingeschätzt.

Aufgrund des Blockpraktikums möchten 6 Studierende erstmalig Hausärztinnen/Hausärzte werden, dagegen wollen 8 Studierende nun nicht mehr im Bereich Allgemeinmedizin arbeiten. 6 Studierende sehen sich in ihrem Wunsch, in die hausärztliche Medizin gehen zu wollen, bestätigt.

Als primärer Grund für den Wunsch Allgemeinärztin/-arzt werden zu wollen wurde hauptsächlich die fachübergreifende Versorgung (43%) und die ganzheitliche Betreuung von Patienten (29%) angegeben.

Die Verdienstmöglichkeiten und das Prestige der Hausärztin/des Hausarztes werden von den Studierenden im Mittel als durchschnittlich eingeschätzt. Die Karrieremöglichkeiten in der Allgemeinmedizin werden von mehr als der Hälfte der Studierenden (57%) als gering bis sehr gering betrachtet.

Das Interesse an der fachübergreifenden Versorgung stellt sowohl in der historischen wie auch in der aktuellen Umfrage den Hauptgrund für die Berufwahl „Allgemeinmediziner/-in“ dar. Während in Studie aus Freiburg im Jahr 1988 das Interesse an der Arbeit im ländlichen Bereich mit 38% eine große Rolle spielt ist dies in der aktuellen Berliner Befragung nur in 10% der Fall.

Diskussion: Die Ergebnisse werden zum einen im Bezug zur „historischen“ Vorumfrage, zum anderen im Licht des aktuellen Diskurses zur ärztlichen Tätigkeit im deutschen Gesundheitswesen diskutiert.