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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Optimiertes Gerinnungsmanagement in der Hausarztpraxis: Primary Care Management for Optimized Antithrombotic Treatment (PICANT) – Studienprotokoll

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Andrea Siebenhofer - Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland
  • Martin Beyer - Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland
  • Corina Güthlin - Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland
  • Juliana J. Peterson - Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland
  • Andrea Berghold - Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich
  • Sebastian Harder - Institut für klinische Pharmakologie/ZAFES, Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland
  • Anne Dahlhaus - Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland
  • Ferdinand M. Gerlach - Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität, Frankfurt, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom139

doi: 10.3205/11fom139, urn:nbn:de:0183-11fom1398

Veröffentlicht: 14. September 2011

© 2011 Siebenhofer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die orale Antikoagulation reduziert thromboembolische Ereignisse [1], [2]. Bei schlechter Gerinnungseinstellung drohen jedoch schwere, zum Teil lebensbedrohliche Nebenwirkungen in Form von Blutungen oder Thrombembolien. Die therapeutische Optimierung der oralen Antikoagulation ist somit unerlässlich, um den therapeutisch gewünschten Effekt zu erzielen. Die Qualität der Gerinnungseinstellung ist bisher bei jenen PatientInnen, welche in spezialisierten Kliniken betreut werden bzw. bei jenen, welche ein Selbstmanagement der oralen Antikoagulation durchführen höher als bei hausärztlich versorgten PatientInnen [3].

Material und Methoden: Im Rahmen der cluster-randomisierten, BMBF-geförderten Studie PICANT soll mittels eines Best Practice-Modells mit HausärztInnen, Medizinischen FachangestelltInnen und PatientInnen mit einer Langzeitindikation für die Gerinnungshemmung die hausärztliche Versorgung verbessert und gerinnungsassoziierte Komplikationen reduziert werden. Eingeschlossen werden erwachsene PatientInnen mit erforderlicher Langzeittherapie mit Kumarinen, Thrombozytenaggregationshemmern sowie den neuen gerinnungshemmenden Substanzen Rivaroxaban und Dabigatran, sofern diese bis zum Beginn der Studie zugelassen sind. Aufgrund der Fallzahlberechnung ist der Einschluss von 50 Praxen mit jeweils 15 Patienten vorgesehen. Die Beobachtungsdauer beträgt 24 Monate. HausärztInnen und das Praxisteam in der Interventionsgruppe erhalten Case Management-Schulungen, PatientInnen in der Interventionsgruppe werden im Sinne einer informierten Entscheidung aufgeklärt und zum Selbstmanagement motiviert. PatientInnen in der Kontrollgruppe bekommen die übliche hausärztliche Versorgung. Der kombinierte primäre Endpunkt inkludiert thromboembolische Ereignisse mit der Erfordernis eines stationären Aufenthalts und schwere Blutungskomplikationen. Sekundäre Endpunkte sind Mortalität, Häufigkeit/Dauer von Hospitalisierung, unerwünschte Ereignisse, Qualität der Gerinnungseinstellung, gesundheitsökonomische Aspekte und Lebensqualität. In semi-strukturierten Interviews werden die Erfahrungen der StudienteilnehmerInnen (Hausarztteam, PatientInnen) erfasst. Neben dem generellen Gerinnungsmanagement wird die Auswirkung der Neueinführung der (teureren) Substanzen Rivaroxaban und Dabigatran auf das hausärztliche Verschreibungsverhalten und die therapeutische Effektivität evaluiert.

Schlussfolgerung/Implikation: Aufgrund der guten Evidenzlage für die jeweiligen Einzelkomponenten (erwiesener Nutzen von Gerinnungshemmung [1], [2], Case Management im niedergelassenen Bereich [4] und Selbstmanagement für PatientInnen [5] wird für diese komplexe Intervention im Sinne eines Best Practice-Modells eine deutliche Reduktion der schweren gerinnungsassoziierten Komplikationen (Thrombembolien/Blutungen) erwartet.


Literatur

1.
Aguilar MI, Hart R. Oral anticoagulants for preventing stroke in patients with non-valvular atrial fibrillation and no previous history of stroke or transient ischemic attacks. Cochrane Database Syst Rev. 2005;3:CD001927.
2.
Saxena R, Koudstaal PJ. Anticoagulants for preventing stroke in patients with nonrheumatic atrial fibrillation and a history of stroke or transient ischaemic attack. Cochrane Database Syst Rev. 2004;2:CD000185.
3.
Gadisseur AP, et al. Comparison of the quality of oral anticoagulant therapy through patient self-management and management by specialized anticoagulation clinics in the Netherlands: a randomized clinical trial. Arch Intern Med. 2003;163(21):2639-46.
4.
Gensichen J, von Korff M, Peitz M, Muth C, Beyer M, Guthlin C, Torge M, Petersen JJ, Rosemann T, Konig J, Gerlach FM. Case management for depression by health care assistants in small primary care practices: a cluster randomized trial. Ann Intern Med. 2009;151(6):369-78.
5.
Siebenhofer A, Rakovac I, Kleespies C, Piso B, Didjurgeit U. Self-management of oral anticoagulation reduces major outcomes in the elderly. A randomized controlled trial. Thromb Haemost. 2008;100(6):1089-98.