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Systematisches Review zur Qualität der oralen Antikoagulation von Patienten mit Vorhofflimmern unter VKA in Deutschland
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Veröffentlicht: | 6. März 2018 |
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Hintergrund/Fragestellung: Bei Vorhofflimmern (VHF) besteht die Schlaganfallprävention in der oralen Antikoagulation (OAK) mit Vitamin-K-Antagonisten (VKA) oder neuen oralen Antikoagulantien (NOAK). Bei Behandlung mit VKA wird für eine effektive Schlaganfallprävention eine Time in Therapeutic Range (TTR) von >70% im INR-Zielbereich von 2,0-3,0 angestrebt. Analysen von internationalen Daten zeigen, dass der Anteil der Patienten im Zielbereich häufig niedriger ist, hinsichtlich der Qualität der INR-Einstellung jedoch länderspezifische Unterschiede bestehen. Insbesondere Deutschland scheint zu den Ländern zu zählen, die eine hohe TTR aufweisen. Diese Analysen basieren jedoch auf Daten aus RCT, die nicht notwendigerweise den Versorgungsalltag widerspiegeln. Ziel der Studie war die systematische Erhebung der Qualität OAK-Einstellung mit VKA-Präparaten bei VHF-Patienten im deutschen Versorgungsalltag.
Methoden/Material: Es wurde ein systematisches Review von publizierten Studien zur Behandlung von VHF-Patienten mit VKA-Präparaten erstellt. Relevante Publikationen wurden mittels MEDLINE und EMBASE identifiziert. Die Qualität der OAK wurde anhand der TTR und INR operationalisiert.
Ergebnisse: Es wurden N=21 Publikationen eingeschlossen. Die Qualität der OAK wurde als TTR (n=7) oder INR (n=14) berichtet. Vier der n=7 Studien zeigten unter Behandlung mit VKA-Präparaten eine TTR unter dem aktuellen in der Leitlinie empfohlenen Wert von 70%. Auch der Anteil der gemessenen INR-Werte im Zielbereich von 2,0-3,0 lag bis auf eine Studie darunter. Eine TTR über 70% wurde in n=2 Studien mittels spezifischer Interventionen (Schulungsprogramm, Gerinnungsdienst) erzielt. Darüber hinaus zeigten Registerdaten hohe TTR-Werte (Dresdner NOAC Register: 71% vor Studienbeginn, 75,5% Follow-Up) bzw. einen hohen Anteil von INR-Messungen im Zielbereich (PREFER-in-AF: 75,1% und 79,2%).
Schlussfolgerung: Die Mehrheit der Studien zeigt eine TTR bzw. einen Anteil der INR-Messungen im Zielbereich von 2,0-3,0 unter 70%. Dies lässt den Schluss zu, dass im Behandlungsalltag oftmals keine leitliniengerechte Versorgung unter Therapie mit VKA-Präparaten sichergestellt wird. Die TTR in den deutschen Studien ist überwiegend mit Werten aus internationalen kontrollierten Studien vergleichbar. Die höchsten Werte wurden in Analysen von Registerdaten gefunden, die wesentlich von den übrigen eingeschlossenen Studien abweichen, und möglicherweise auf Selektionsprozesse (Selektionsbias) zurückzuführen sind.
Die Erstellung des Reviews wurde von Bristol-Myers Squibb GmbH & Co. KGaA und Pfizer Deutschland GmbH finanziell unterstützt.