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Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft: 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

09.03. - 11.03.2017, Hamburg

Zu viel oder zu wenig? Eine explorative Studie zum Autonomiebedürfnis von PatientInnen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen in der ambulanten Versorgung

Meeting Abstract

  • author presenting/speaker Kerstin Mattukat - Institut für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • corresponding author Katja Raberger - Institut für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • author Annekathrin Müller - Klinik für Innere Medizin II, Department für Innere Medizin, Arbeitsbereich Rheumatologie, Universitätsklinikum Halle (Saale), Halle (Saale), Deutschland
  • author Gernot Keyßer - Klinik für Innere Medizin II, Department für Innere Medizin, Universitätsklinikum Halle (Saale), Halle (Saale), Deutschland
  • author Christoph Schäfer - Klinik für Innere Medizin II, Department für Innere Medizin, Universitätsklinikum Halle (Saale), Halle (Saale), Deutschland
  • author Mau Wilfried - Institut für Rehabilitationsmedizin, Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland

Klasse statt Masse – wider die wertlose Wissenschaft. 18. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Hamburg, 09.-11.03.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17ebmPP1b

doi: 10.3205/17ebm119, urn:nbn:de:0183-17ebm1192

Veröffentlicht: 23. Februar 2017

© 2017 Mattukat et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Beteiligung von Patienten an therapeutischen Entscheidungen im Sinne des „Shared Decision Making“ (SDM) wird in aktuellen Leitlinien auch bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen als Grundprinzip der medizinischen Versorgung verstanden [1]. Messbare positive Effekte des SDM auf gesundheitsbezogene Outcomes konnten laut aktueller systematischer Reviews jedoch nur teilweise belegt werden [2]. Diese Befunde resultieren möglicherweise aus dem bisher häufig nicht beachteten, sehr individuellen Autonomiebedürfnis (Bedürfnis nach Information und Partizipation) der Patienten. Bei Berücksichtigung dieser Bedürfnisse wurden dagegen positive Effekte auf Patientenzufriedenheit, Therapieadhärenz und das Behandlungsergebnis nachgewiesen.

Bisherige SDM-Studien bei rheumatischen Erkrankungen fokussierten hauptsächlich auf medikamentöse Therapien [3]. Aufgrund der geringen Adhärenz vieler Betroffener auch hinsichtlich nicht-medikamentöser Therapien und lebensstilbezogenen Verhaltensempfehlungen stellt sich die Frage, ob und in welcher Weise eine stärkere Einbeziehung der Patienten auch für diese Behandlungsformen positive Effekte entfalten könnte.

Die Exploration von Einflussfaktoren auf das Autonomiebedürfnis sowie der wichtigsten Entscheidungssituationen im Krankheitsverlauf kann Aufschluss darüber geben, wie Rheumatologen dem hohen Anspruch des SDM bei Therapieentscheidungen am effektivsten begegnen können – oder ob in bestimmten Situationen und/oder von bestimmten Personen eher ein Kommunikationsstil ohne Entscheidungsbeteiligung präferiert wird.

Ziele der Studie:

  • Z1: Exploration der wichtigsten Entscheidungssituationen im Krankheitsverlauf
  • Z2: Identifizierung situativer und personenbezogener Einflussfaktoren auf das Autonomiebedürfnis
  • Z3: Analyse der Übereinstimmung des Autonomiebedürfnisses und der tatsächlich erlebten Information/Partizipation
  • Z4: Analyse der kurzfristigen Effekte dieser Übereinstimmung auf Patientenzufriedenheit, Therapieadhärenz und Behandlungsergebnis

Studiendesign: In einer multizentrischen Studie werden erwachsene PatientInnen mit rheumatoider Arthritis, Spondyloarthritiden oder Kollagenosen zu einem (1. Studienphase; Ziele Z1+Z2; n=400 Selbsthilfegruppen-Mitglieder; Vergleichsgruppe über Online-Befragung) bzw. zwei Messzeitpunkten im Abstand von 12 Wochen (2. Studienphase; Ziele Z3+Z4; n=400 ambulante Patienten) schriftlich befragt.

Studienlaufzeit: 10/2016 – 05/2018


Literatur

1.
Voshaar MJH, Nota I, van de Laar MAFJ, van den Bemt BJF. Patient-centred care in established rheumatoid arthritis. Best Practice & Research Clinical Rheumatology. 2015;29(4-5):643-63.
2.
Shay LA, Lafata JE. Where is the evidence? A systematic review of shared decision making and patient outcomes. Med Decis Making. 2015;35(1):114-31.
3.
Fraenkel L, Gulanski B, Wittink D. Patient treatment preferences for osteoporosis. Arthritis and rheumatism. 2006;55(5):729-35.