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Kontinuität im Arzt-Patienten-Kontakt bei Typ-1-Diabetikern im Disease Management Programm (DMP) Nordrhein
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Veröffentlicht: | 23. Februar 2016 |
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Hintergrund und Fragestellung: Eine Voraussetzung für die leitliniengerechte Behandlung von Typ-1-Diabetikern im DMP ist die kontinuierliche Teilnahme am strukturierten Behandlungsprogramm in Form eines regelmäßigen Arzt-Patienten-Kontakts. Es soll gezeigt werden, durch welche Eigenschaften sich Typ-1-Diabetiker mit geringer Kontaktkontinuität von solchen mit hoher Kontinuität unterscheiden.
Daten und Methoden: Datengrundlage sind die DMP-Dokumentationen von 19.257 erwachsenen Typ-1-Diabetikern. Die Patienten werden je nach Anteil der tatsächlich vorliegenden an allen möglichen Dokumentationen in 3 Gruppen unterteilt: hohe, mittlere bzw. geringe Kontaktkontinuität mit < 50 %, 50 bis < 70 % bzw. ≥ 70 % vorliegenden Dokumentationen. In Abhängigkeit von der Kontinuität werden beispielhaft die Muster der Beobachtungslücken dargestellt, die Patienten hinsichtlich zentraler Parameter verglichen sowie in einem multivariaten logistischen Regressionsmodell unter Kontrolle von Alter und Geschlecht die Risikofaktoren für eine geringe Kontinuität ermittelt.
Ergebnisse: Bei 8,1 % (13,5 % bzw. 78,4 %) der Patienten lässt sich eine geringe (mittlere bzw. hohe) Kontaktkontinuität ermitteln. Bei den Betroffenen mit geringer Kontinuität umschließen die Beobachtungslücken häufig aufeinander folgende Quartale, und der Arzt-Kontakt wird für einen längeren Zeitraum unterbrochen.
Im Vergleich zu Diabetikern mit einer hohen Kontinuität sind Patienten mit einer geringen Kontinuität jünger (41,4 ± 14,6 vs. 49,6 ± 15,3 Jahre) und haben häufiger einen HbA1c ≥ 8,5 % (44,0 vs. 21,9 %). Hingegen sind sie seltener von einem auffälligen Fußstatus (15,6 vs. 22,7 %), von diabetischen Folgekomplikationen (26,2 vs. 40,2 %) bzw. von einer Hypertonie (27,9 vs. 44,6 %) betroffen.
Entsprechend steigt im Regressionsmodell das Risiko für eine geringe Kontinuität bei einem HbA1c ≥ 8,5 % (OR 2,04; CI 95% 1,79-2,32) sowie bei erhöhtem Blutdruck (1,31; 1,14-1,50) an. Hingegen ist das Risiko für Über-60-Jährige (0,39; 0,31-0,49), bei Vorliegen diabetischen Folgekomplikationen (0,63; 0,54-0,74) sowie Betreuung in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis (0,75; 0,63-0,90) reduziert.
Schlussfolgerung: Nur bei einem geringen Anteil der Typ-1-Diabetiker im DMP zeigt sich eine geringe Adhärenz mit längeren Unterbrechungen des Arzt-Patienten-Kontakts. Es handelt sich um ein jüngeres Patientenkollektiv mit häufig schlechterer Stoffwechseleinstellung. Das seltenere Auftreten von Folgekomplikationen und auffälligen Fußbefunden lässt eine kürzere Erkrankungsdauer in dieser Teilgruppe vermuten.