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Systematische Evaluation von Informationsmaterialien zu Nutzen und Risiken des PSA-Tests zur Früherkennung von Prostatakrebs
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Veröffentlicht: | 23. Februar 2016 |
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Hintergrund und Fragestellung: Der PSA-Test zur Früherkennung des Prostatakarzinoms wird insbesondere aufgrund des hohen Überdiagnose-Risikos kontrovers diskutiert. Eine informierte Entscheidungsfindung der Männer kann durch geeignete, evidenz-basierte Informationen unterstützt werden. Ziel war es, zu evaluieren, ob die Informationsmaterialien in Deutschland Nutzen und Risiken des PSA-Tests ausgewogen, unverzerrt und verständlich darlegen.
Material/Methoden: Durch Modifikation eines Tools zur Bewertung von Gesundheitsinformationen zum Darmkrebs-Screening wurde ein Kriterienkatalog zu Nutzen und Risiken des PSA-Tests entwickelt. Ein Begleitmanual basierend auf einer systematischen Literaturrecherche in 9 elektronischen Datenbanken unterstützte die Bewertung, um insbesondere die Richtigkeit der Informationen zu überprüfen. Flyer und Broschüren zum PSA-Test wurden durch E-Mail Anfragen bei wichtigen Akteuren im Gesundheitssystem und eine Internet-Recherche identifiziert. Die Bewertung wurde von zwei Reviewern unabhängig voneinander hinsichtlich Vorhandensein, Richtigkeit und Art der Darstellung der Informationen vorgenommen. Die Auswertung erfolgte deskriptiv.
Ergebnisse: Der Nutzen des PSA-Tests bezüglich einer Reduktion der Prostatakrebs-spezifischen Mortalität wird in 10 der 14 identifizierten Flyer und Broschüren (71%) aufgeführt. Risiken der Folgediagnostik werden in 9 der 14 (64%) und Risiken der Folgebehandlung in 13 der 14 Informationsmaterialien (93%) dargestellt, Hinweise auf das Risiko einer Überdiagnose geben alle Flyer und Broschüren. Auf eine allgemeine psychische Belastung durch die Diagnose Prostatakrebs wird in 5 der 14 (38%) und auf eine psychische Belastung durch falsch-positives Testergebnis in 4 der 14 Informationsmaterialien (29%) eingegangen. Numerische Angaben, insbesondere zu Inzidenz und Mortalität, sind oft veraltet. Sieben von 14 Materialien (50%) enthalten Appelle, Bagatellisierungen oder angsteinflößende Formulierungen. Vier der 14 Flyer und Broschüren (29%) weisen den Leser explizit darauf hin, dass es ihm frei steht, sich für oder gegen den Test zu entscheiden.
Schlussfolgerung: Es konnte gezeigt werden, dass die Informationsmaterialien zum PSA-Test den Anforderungen an evidenzbasierte Gesundheitsinformationen nur zum Teil entsprechen und Nutzen und Risiken des PSA-Tests nicht immer korrekt, ausgewogen und neutral dargestellt werden. Dagegen wird das Problem der Überdiagnose durchgängig aufgegriffen.