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Gemeinsame informierte Public Health Entscheidung basierend auf GRADE: Ein Fallbericht am Beispiel Adipositasprävention
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Veröffentlicht: | 23. Februar 2016 |
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Hintergrund und Fragestellung: Adipositas ist eine Herausforderung für das öffentliche Gesundheitswesen im 21. Jahrhundert. Adipositas bei Kindern steht in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes Typ 2, spezielle Krebsarten, Osteoarthritis sowie für eine verringerte Lebensqualität und vorzeitige Sterblichkeit.
Ausgehend von diesem Bedarf stellten sich Verantwortliche im Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS) die Frage, ob NÖGUS ein Programm zur Veränderung des Lebensstils bei übergewichtigen und adipösen Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 16 Jahren anbieten soll oder ob stattdessen in die Primärprävention von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen investiert werden soll.
Zielsetzung war die Implementierung eines transparenten, systematischen und evidenzbasierten Entscheidungsprozess zur Beantwortung dieser Frage.
Methoden: Der Entscheidungsprozess beruhte auf Grundlage des methodischen Rahmens, den GRADE (Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation) bzw. DECIDE (Developing and Evaluating Communication Strategies to Support Informed Decisions and Practice Based on Evidence) vorgeben und beinhaltete vier wesentliche Schritte:
- 1.
- Zusammensetzung eines multidisziplinären Gremiums bestehend aus einer Vertreterin der Zielgruppe, Praktikern mit Erfahrung, wissenschaftlichen Expertin/en und politischer Entscheidungsträgerin
- 2.
- Anonymes Auswählen und Priorisieren von Endpunkten (Fokusgruppen, Delphi Befragung)
- 3.
- Zusammenfassen und Bewerten der Evidenz basierend auf GRADE
- 4.
- Umsetzung eines Workshops mit der Empfehlungsgruppe basierend auf dem „Evidence to Decision framework“ von DECIDE
Ergebnisse: Die Umsetzung eines komplexen Public Health Entscheidungsprozesses auf Basis der Kompetenzen, Präferenzen und Wertvorstellungen von Handelnden und Betroffenen ist möglich, birgt jedoch große Herausforderungen: das Transparentmachen und Lösen von Interessenskonflikten in der Empfehlungsgruppe, das Priorisieren von inhaltlich überlappenden Endpunkten, das Auswählen aus einer Fülle von hoch priorisierten Endpunkten, die Entwicklung einer geeigneten Suchstrategie, die Heterogenität von in der Literatur berichteten Endpunkten und die Vielfalt an unterschiedlichen Lebensstilinterventionen. Der Vortrag beschreibt sowohl die Herangehensweise als auch die zentralen Herausforderungen und Lösungsansätze bei der Umsetzung des Entscheidungsprozesses.